Am 25./26. Februar fand in Trier und Region der jährliche Weltgästeführertag statt. 2012 stand dieser unter dem Motto „Durch Tür und Tor“. Hier nun der zweite Teil einer interessanten Führung durch Trier.
Letzte Woche erläuterten wir bereits im ersten Teil unserer kleinen Reportage über den Weltgästeführertag in Trier (hier geht es zum Artikel) die Ziele und Arbeiten des Bundesverbands der Gästeführer Deutschland (BVGD). Dieser initiiert jährlich deutschlandweit den kostenfreien Weltgästeführertag unter einem bestimmten Thema, welches dieses Jahr lautete: „Durch Tür und Tor“. 5vier.de nahm an einigen Stadtrundgängen teil und berichtete im letzten Artikel über den Auftakt der Führung „Von Türen Toren und Portalen – Von der Antike bis ins Mittelalter“ mit spannenden Informationen über die Porta Nigra. Die nächste Station, zu der wir die Gästeführerin Claudia Kuhnen begleiteten, war das Dreikönigenhaus.
Das Dreikönigenhaus
An dem frühgotischen Gebäude sticht einem wohl sofort die Eingangspforte im ersten Obergeschoss ins Auge, diese ist bis heute erhalten. Kuhnen erklärt: „ Das Dreikönigenhaus wurde im Jahr 1230 erbaut. Damals mussten sich die Hausbewohner selbst gegen allerlei Angreifer verteidigen. Die römische Stadtmauer war bis dahin zerstört und der Bau der mittelalterlichen Schutzmauer begann erst im 13. Jahrhundert. Und so haben die Bewohner zu später Stunde lediglich die mobile Holzleiter, die vom ersten Stock bis zur Straße reichte, herein ziehen müssen, um so das eigene Hab und Gut zu schützen.“
Aus Überlieferungen weiß man, dass der Name des Dreikönigenhauses auf ein Gemälde, das in dem Haus angebracht war, zurückzuführen ist. Kuhnen jedoch schneidet an, dass im 16. Jahrhundert Händler aus Köln das Haus aufkaufte und darin eine Herberge errichtete: „Die Herberge zu den Heiligen drei Königen“. Die heutige Farbgestaltung des Königenhaus entspricht dem originalen Stil und wurde lediglich aufgefrischt.
Kuhnen bittet uns weiter Richtung Hauptmarkt und wir machen halt vor der Judengasse.
Die Judengasse
Eine erste Erwähnung der Trierer Judengasse findet man in Dokumenten aus dem Jahr 1066. Wobei die Bezeichnung der Gasse trügt, denn diese war nur eine einführende Straße in das damalige Judenviertel, welches sich über die Häuser zwischen Jakobstraße und Stockplatz erstreckte. Der Tordurchgang, auch bekannt als Judenpforte, wurde erst 1219 angelegt.
Claudia Kuhnen zeigt: „Noch heute sind Eiseneinhängungen an den Seiten der Pforte zu erkennen, die dazu dienten, das Viertel mittels schwerer Ketten abzuriegeln, um zu verhindern, dass die Juden ihr Viertel zu den Sperrstunden verließen. So war es ihnen beispielsweise verboten, den Hauptmarkt vor 11 Uhr zu betreten.“ An sich war das Viertel eines Ghettos kaum ähnlich, es war sehr reinlich und gepflegt. „Während 600 Christen der Pest erlagen, blieben die Juden verschont.“ Nicht lange Zeit später, 1418, wurden die Juden bis auf eine jüdische Familie aus Trier vertrieben uns siedelten sich erst 200 Jahre später wieder an.
Der Hauptmarkt
Auf dem Weg zum Marktkreuz am Hauptmarkt erzählt Kuhnen von dem Normannensturm im Jahre 882. „Zu dieser Zeit erlebte Trier die wohl schlimmste Zerstörung der Stadt überhaupt.“ So kam es dazu, dass der Marktplatz vom Fluss auf den heutigen Standort verlegt wurde. Nach Erlangung des Marktrechtes wurde der Hauptmarkt Zentrum der mittelalterlichen Stadt und diente als Verkaufs- und Handelsplatz.
„958 errichtete der Erzbischof Heinrich I. das Marktkreuz als Friedensmahl und Hoheitszeichen.“ Heute steht auf der Säule in der Marktmitte nur noch eine Kopie. Das ursprüngliche Tatzenkreuz wird seit 1964 im Stadtmuseum Simeonstift ausgestellt und ist vermutlich eines der ältesten erhaltenen mittelalterlichen Marktkreuze Europas.
Ebenfalls vom Hauptmarkt zu erblicken, sind die Türme des Doms und der Markt- und Bürgerkirche St. Gangolf. Die erste Marktkirche wurde Ende des 13. Jahrhunderts durch einen Neubau ersetzt. So wie wir die Kirche heute kennen, wurde sie um 1500 von dem Stadtpfarrer errichtet. Weil die Türme der Gangolfkirche die Höhe der Domtürme überragten, wurde der Südturm aufgestockt. „Doch ist der Domturm heute nur optisch höher; nachgemessen erkennt man, dass die Gangolfkirche immer noch drei Meter mehr in die Höhe ragt“, belächelt Kuhnen.
Die Steipe
„Ein weiteres Gebäude mit spannender Geschichte ist die Steipe“, holt Kuhnen weiter aus. „Ihren Namen verdankt sie den Pfeilern der einst offenen Arkadenhalle. Die nennen sich auf trierisch nämlich Steipen.“ Ab 1438, nach Abschluss des Baus, diente sie als Fest- und Versammlungshaus, später als Rathaus. Neben den Stadtpatronen befinden sich auch zwei Ritter an der Fassade der Steipe. „Der Symbolgehalt dieser ist ihnen kaum abzusprechen“, betont Frau Kuhnen. So erlebten sowohl Dom, St.Gangolf und auch die Steipe die stetige Auseinandersetzung zwischen den Trierer Bürgern und Erzbischöfen um die Stadtherrschaft.
Mit den beiden Ritterfiguren demonstrierten die Bürger ihr Selbstbewusstsein gegenüber Bischof und Kurfürsten. „Links steht der Ritter mit offenem Visier in Blickrichtung zu St. Gangolf und zeigt den Bürgerstolz, wo hingegen der rechte Ritter, Richtung Dom, das Visier geschlossen hält als Ausdruck der Konfrontation mit der Geistlichkeit.“ Im Zweiten Weltkrieg wurde die Steipe vollkommen zerstört, 1968 aber wieder aufgebaut.
An der Steipe endete die Führung „Von Türen, Toren und Portalen“ und Frau Kuhnen bedankt sich für die Aufmerksamkeit.
Und auch wir bedanken uns für die sehr spannenden Führungen und wünschen dem Bundesverband der Gästeführer Deutschland (BVGD) und dem Verein der Gästeführer in Stadt und Region Trier (VGT) weiterhin viel Freude an der Ausführung und viele weitere Interessenten an ihrem Projekt des Weltgästeführertags.
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