Etwa zwanzig Personen in Traben-Trarbach laufen mit einem Regencape und der Aufschrift „Frag mich doch!“ durch Traben-Trarbach. Ohne Dienstplan aber stets ansprechbar. Gerne geben sie Auskunft in Sachen Weihnachtsmarkt-Keller (die noch bis zum 3. Januar besucht werden können – vgl. unser Artikel ), in Sachen Modellbahn-Ausstellung ( vgl. unser Artikel ). Oder auch nur, wo die Toiletten sind.
Traben-Trarbach. 5vier.de hatte gefragt, von welchem Jahr unser Titel-Foto stammt. Da wurden wir angelacht und mit dem Hinweis „Ein Wunschtraum von allen Besuchern: Schnee und trockene Straßen“ auf den unterirdischen Weihnachtsmarkt geschickt.
Das mit den trockenen Straßen stimmt. Und wenn der Nebel auch weg bleibt, dann kann man ohne Schwierigkeiten und noch bis zum 3. Januar 2016 zu der Weihnachts-Stimmung bzw. dem „“Mosel-Wein-Nachts-Markt“ in der Traben-Trarbacher Unterwelt fahren.
Wie wir von Achim Ochs – einem der „Frag mich doch!“-Regencape-Träger und Traben-Trarbacher Stadtführer – erfahren, stammt der älteste Keller aus dem Jahr 1830. Bei Stadtführungen gibt es zumeist drei Keller zu besichtigen. Wobei die meisten aus der Jahrhundertwende 1800/1900 stammen. Denn zu dieser Zeit erlebte Traben-Trarbach einen Weinhandels-Boom „der seinesgleichen sucht. „Ein weltweiter Export ging von hier aus. Vor allem die Niederländer, Engländer und Preußen waren die größten Abnehmer. Der Grund dafür ist ganz banal: er liegt in der Konfession. In Traben-Trarbach waren wir nämlich evangelisch. Und umgekehrt waren die Niederländer und die Preußen protestantisch und die Engländer waren anglikanisch und wollten mit Rom nichts am Hut haben.
So wurden im Jahr 1903 hier 60 Millionen Liter Wein gehandelt, die allerdings nicht hier wachsen konnten. Der Wein wurde quasi importiert, hier konzessioniert und in alle Welt verkauft.
Traben-Trarbach war ein Weinhandelszentrum. Wir hatten Bahnanschluss, wir hatten die Mosel und einen relativ guten Straßenanschluss über den Hunsrück in Richtung Preußen. Wir hatten hier sogar eine eigene Landeszentralbank-Filiale. Die hat zu dieser Zeit mehr Umsatz gemacht, als Trier und Koblenz zusammen.
Damals entstanden die ganzen Jugendstilbauten an der Moselfront entlang, die Villen, die großen Weingüter. Im sog. Moselschlösschen war die Kellerei der DSG, der Deutschen Schlafwagen-Gesellschaft. Hier wurden die Weine für die Schlaf- und Speisewagen in kleine Flaschen umgefüllt – für das gesamte Gebiet der Deutschen Reichsbahn.
Und der Weihnachtsmarkt?
„Der Weihnachtsmarkt besteht seit fünf Jahren“, informiert uns Achim Ochs weiter. „Es hatte einige Zeit gebraucht, dass sich die Idee dafür im Jahr 2011 durchsetzen konnte. Man startete mit zwei Kellern. Hat aber gleich gemerkt, dass die Idee einen Weihnachtsmarkt wetterunabhängig in den Traben-Trarbacher Kellern zu machen ein Besuchermagnet darstellt. Der Erfolgt hat uns quasi überrannt. So kam im Jahr 2013 der dritte Keller und in diesem Jahr der vierte Ausstellungs- bzw. Marktkeller dazu.
Zum Erfolgsrezept gehört auch, dass wir hier keinen klassischen Weihnachtsmarkt im Sinne von Christbaumkugel- und Glühwein-Ständen haben. Sondern es mischen sich Kunsthandwerk und Kulinarisches. Meinen Lieblings-Stand aus Frankreich kenne ich gut, ebenso den aus Italien. Und lokale Winzer bieten nicht nur Wein an, sondern Senf oder Liköre oder andere Köstlichkeiten.“
Wer im Zeitraum bis zum 3. Januar 2015 von 11 bis 21. Uhr – mit der Ausnahme vom 31.Dezember – Zeit und Lust hat, der sei eingeladen die Traben-Trarbacher Weihnachtsmarkt-Unterwelt zu entdecken – auch wenn das mit den Aussichten auf Schnee wohl nicht erfüllt werden kann. – Doch halt, der Langzeit-Wetterbericht wagt für den 2. Januar 2016 die Prognose „Schneefall“. Also könnte das oben abgebildete Foto doch noch Wahrheit werden!
Foto: Konrad Käfer – Tourist-Information Traben-Trarbach
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