Wenn heutzutage die Frage aufkommt „Was ist Kunst“ fallen oft Sätze wie :“schön muss es sein“, „es muss für mich ansprechend sein“ (wobei der Begriff „ansprechend“ sich sehr von Mensch zu Mensch unterscheidet),“es sollte in unser Schlafzimmer passen, also möglichst dekorativ bitte“, „Den Zeitgeist muss es treffen“ und „mutig, sollte es sein“.
Trier. Die Ausstellung „Ohne…“ von Irina Rupprecht und Ferdinand Friess mag für einige Besucher nicht schön oder dekorativ sein, doch sprüht sie vor Mut und dem unbändigen Wunsch, Geschichten erzählen zu wollen. Und damit ragt sie aus vielen Ausstellungen heraus, deren Hauptanliegen es zur Zeit ist zu gefallen, dem Auge des Betrachters zu schmeicheln oder einfach zu sehr darauf bedacht sind, „Kunst“ sein zu wollen. Im Kontrast zu vielen modernen Werken, die sich in abstrakt konstruktivistischen Motiven verliert, ist die Kunst der beiden ehrlich, manchmal sogar bis zur Schmerzgrenze, schleudern sie dem Betrachter doch die Seele des Dargestellten entgegen.
Seit 20 Jahren sind beide Künstler an der Europäischen Kunstakademie tätig und haben dort auch die Pläne für die gemeinsame Ausstellung formuliert. „In Diskussionen schaukeln wir uns hoch“ so Irina Rupprecht, künstlerisch sprächen sie eine Sprache, so die Künstlerin.
Erkennbar werden ihre Schwerpunkte in den Motiven, die beide Künstler dem Rezipienten darbringen: Emotionen, oft versteckt in der modernen Gesellschaft oder ins clownesk lächerliche getrieben von den modernen Medien, liegen Irina Rupprecht am Herzen. Szenen, die Interaktion zwischen den Menschen, sind die Motive von Ferdinand Friess. Seine Bilder verwandeln sich vor den Augen des offenen Betrachters in kleine Theaterbühnen mit aktueller konfliktbeladener Thematik aus Krisengebieten. „Es gibt im Augenblick ein zurückbesinnen in der Kunst“, sagt Ferdinand Friess, in dessen Bildern oft die Ahnung von Otto Dix mitschwingt. Friess, dessen Großvater sich dem antifaschistischen Wiederstand angeschlossen hatte, verarbeitet neben Eindrücken von aktuellen Konflikten auch Erinnerungen an die Schrecken des ausklingenden Zweiten Weltkrieges.
Beide Künstler beschäftigen sich intensiv mit Menschen, ob im Kontext mit dem Betrachter und dem Gefühlsleben der Motive bei Irina Rupprecht oder den Akteuren der zwischenmenschlichen Szenen bei Ferdinand Friess.
Noch bis zum ersten Februar dauert die Ausstellung in der Tufa, Zeit die man nutzen sollte, sich ein Bild von einer mutigen und nicht ganz üblichen Ausstellung zu machen.
Von Sebastian Gasper
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