Von Stephen Weber
Am Mittwochabend steigt das große Finalduell im Rheinlandpokal zwischen dem FSV Salmrohr und Eintracht Trier (19 Uhr). Für viele Salmrohrer Fußballer mit blau-schwarz-weißer Vergangenheit kommt es hierbei zu einem ganz besonderen Wiedersehen – dennoch möchten sie von Nervosität (noch) nichts wissen.
Wenn Trier im Endspiel zur Teilnahme am DFB-Pokal auf Salmrohr trifft, ist das für viele mehr als ein einfaches Lokalderby. Für die Funktionäre und Verantwortlichen beider Vereine ist es eine Möglichkeit, den matten Vereinskassen für die nächste Spielzeit ein wenig mehr Glanz und Gloria zu verleihen. Für die Fans wiederum ist es ein Artefakt vergangener Zeiten, das an glorreiche Gladiatorenkämpfe beider Klubs in den 80ern und 90ern erinnert – an damals eben, als die heile Fußballwelt noch nicht von Bosman-Urteilen und Energy-Drink-Fabrikanten infiltriert war.
Und welchen Stellenwert hat das Kräftemessen für die Spieler? „Es ist schön, dass dieses Finale zustanden gekommen ist. Das gilt vor allem für die Fans beider Lager. Dass es nun gegen Trier geht, ist für mich allerdings nichts Besonderes. Gegen jeden anderen Gegner wäre es ebenfalls das absolute Highlight der Saison“, unterstreicht FSV-Mittelfeldregisseur Alexander Adrian (28).
Blau-Schwarz-Weiße Vergangenheit
Der Ballverteiler bei den Rot-Schwarzen hat – wie viele seiner Mannschaftskameraden – eine Jugendzeit und Einsätze im Seniorenbereich bei der Eintracht im Spielerprofil zu verzeichnen. Wenn Adrian jedoch inzwischen an seinen Ex-Verein zurückdenkt, macht er das mit gemischten Gefühlen: „Die Jugendzeit bei der Eintracht war durchweg positiv. Besonders gerne erinnere ich mich an die C-Jugend-Saison, als wir ohne Niederlage bis zur deutschen Meisterschaft nach Berlin vorgedrungen sind. Das war einmalig.“ Auf die sonnigen Tage im Ausbildungsbetrieb folgten allerdings von 2004 bis 2006 zwei schwere Jahre im Seniorenbereich des SVE. „Die beiden Spielzeiten im Profikader waren eine gute Erfahrung für mich. Sportlich gesehen war diese Phase mit meiner Verletzung und dem Abstieg zwar katastrophal, dennoch hat sie mir auch gezeigt, dass Fußball nicht alles im Leben ist.“
Zu seinem früheren Arbeitgeber hat der 28-Jährige derzeit keine bestehenden Kontakte mehr. „Ich war seit meinem Wechsel nur einmal noch im Moselstadion, als wir dort mit Salmrohr in der Oberliga ein 1:1 erspielt haben. Aber ich möchte nicht mehr groß darüber sprechen. Das Kapitel ist abgeschlossen, und jetzt zählt erst mal nur das Pokalfinale. Das wird eine Riesenpartie für alle und das sollte im Mittelpunkt stehen.“
Mit an seiner Seiten fechten Abwehr-Sense Johannes Kühne (25, sechs Jahre im Profi-Kader der Eintracht) und Gustav Schulz (27, 2005/06 und von 2008 bis 2010 bei der Eintracht) am Mittwoch um den Kelch des Fußballverbandes Rheinland. Vor allem der defensive Abräumer Schulz baut dabei auf seine langjährige Pokalerfahrung: „Noch bin ich nicht nervös, da ich schon häufiger derartige Endspiele hatte. Ich weiß noch 2009, als ich in der Verlängerung des Rheinlandpokalfinales gegen Roßbach/Verscheid in der 103. und 118. Minute die beiden Treffer zum Sieg erzielt habe. Das war ein toller Moment.“ Trotz seines Wechsels an die Salm („Ich hatte eine schöne Zeit in Trier, aber manchmal trennen sich die Wege einfach. So ist das im Fußball“) verfolgt der gebürtige Moselstädter nach wie vor die Ergebnisse der Eintracht: „Kontakte bestehen zwar keine mehr, aber ich schaue immer wieder, wie sie gespielt haben. Mein Herz hängt immer noch an Trier, weshalb das Duell ein absolutes Highlight für mich ist.“ Dabei fiebert der 27-Jährige nicht nur auf den Schlagabtausch im Salmstadion hin, sondern auch auf die Atmosphäre auf den Rängen: „Die Trierer Fans machen einfach eine richtig gute Stimmung. Wenn ich deren Gesänge höre, fühle ich mich direkt wieder heimisch. Das wird klasse. Und mit ein wenig Glück können wir die Partie auch gewinnen“
„Druck liegt bei Trier“
Mitspieler Kühne sieht ebenfalls eine „Chance, am Mittwoch etwas Besonderes zu leisten“. Der Abwehrchef, der nach seinem Abgang von der Mosel noch in regem Kontakt mit seinem früheren Teamkollegen und Zimmerpartner Torge Hollmann steht, erzählt über seinen Draht in die Vergangenheit: „Torge und ich haben uns letzte Woche zum Essen getroffen und vielleicht schreiben wir morgen noch mal vor dem Spiel.“ Kühne selbst sieht das Aufeinandertreffen mit seinem früheren Verein „gelassen, aber trotzdem bin ich heiß auf das Finale. Wir sind gut eingestellt und nach den kräftezehrenden Wochen kehrte zuletzt mit ein wenig Abstand zum stressigen Liga-Alltag die körperliche und mentale Frische zurück.“
Dass ihm und seinem Verein die Rolle des klaren Underdogs zukommt, ordnet der Innenverteidger derweil als klaren Vorteil ein: „Der Druck liegt bei Trier. Sie müssen gewinnen, wir können gewinnen.“ Ganz genau hingesehen hat er mit seinen Mannschaftskameraden hierfür am Wochenende beim Champions-League-Finale zwischen Bayern München und Borussia Dortmund: „Beginnen wollen wir das Endspiel gegen Trier wie Dortmund, beenden wie die Bayern“, grient Kühne mit einem Augenzwinkern.
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