Mit dem Heimsieg gegen Braunschweig hat sich Trier im richtigen Moment aus dem Tief herausgekämpft. Nach der Pflicht kommt die Kür – beim FC Bayern München kann die TBB, unabhängig vom Ergebnis, eigentlich nur gewinnen.
Für den FC Bayern liegen Licht und Schatten dieser Tage nah beisammen. Sind die Münchener mit 21 Siegen zu 3 Niederlagen nach wie vor einsamer Spitzenreiter der Liga, klafft zwischen eigenem Anspruch und Wirklichkeit trotzdem eine Lücke. Die Wirklichkeit heißt Partizan Belgrad, und die Lücke lässt sich auf 15 Punkte bemessen. Mit eben diesem Abstand verlor man am Donnerstagabend in einer weitgehend chancenlosen Vorstellung gegen den Traditionsklub.
Eine Niederlage, die man als internationaler Neuling, zumal auswärts beim serbischen Meister, verwinden kann. Schließlich ist schon das Erreichen der Top-16 beachtlich für einen Club, der vor nicht allzu langer Zeit kein Faktor auf dieser Ebene war. Doch vergegenwärtigt die Niederlage, was allzu wenige Liga-Konkurrenten bewiesen haben: Der FC Bayern ist schlagbar. Zuletzt kamen die Artland Dragons auf den Geschmack eines derartigen Favoritensturzes, aber schon gegen Hagen lief der Bayern-Express wieder in der Spur.
Völlig anders dagegen die Ausgangssituation für Trier: Mit 18:30 Punkten ist die TBB meilenweit vom Playoff-Gehege entfernt, ebenso weit aber auch von den Abstiegsplätzen. Der akute Druck, Punkte einzufahren, ist nach dem samstäglichen Heimerfolg vorerst kompensiert worden. Nun, in der Höhle des Löwen, wäre ein Sieg eher Kür als Pflicht, und eine kleine Sensation obendrein.
Hoffen auf die Doppelbelastung
Nun ist die TBB Trier nicht Partizan Belgrad, auch nicht Quakenbrück, und es gibt leichtere Aufgaben, als nach einem Gastspiel auf dem Münchener Parkett mit zwei Punkten zurückzukehren. Doch Trier kommt mit Rückenwind. Der Erfolg gegen die New Yorker Phantoms Braunschweig zeigte, dass die Mannschaft nicht nur fighten, sondern auch exzellenten Basketball spielen kann – über die Dauer eines gesamten Spiels.
Nach schwierigen Wochen kommt der jüngste Heimsieg gerade recht. Er zeigt, dass die TBB auch nach langer Durstrecke als Einheit funktioniert, tödliche Defense spielen kann und sich nebenbei auch auf allen anderen Positionen verbessert hat. Defensives Rebounding – eine der großen Schwachstellen während der Niederlagenserie – war gegen die Phantoms ein Grundstein für den Sieg. Schlüsselakteure wie Laurynas Samenas, Andi Seiferth und Vitalis Chikoko, allesamt bisweilen untergetaucht, stellten ihre Qualität unter Beweis. Zudem erlaubte man sich nach den ersten Minuten keine Schwächephase mehr.
Gegen denFC Bayern werden individuelle Glanzleistungen nicht reichen. Zu tief ist der Kader der Gastgeber, um sich von einem Sahnetag der Herren Hughes oder Seiferth alleine übertölpeln zu lassen. Selbst ein konzertiertes Teamplay wäre gegen eine Pesic-Truppe in Normalform kaum genug. Bei der TBB muss man also, wie schon im Hinspiel, auf den Nachteil der Doppelbelastung hoffen. Wie im Dezember hat der FC Bayern mit eine internationale Partie frisch in den Knochen und zumindest theoretisch weniger Zeit zur Regeneration als die TBB. Auswärtssiege gegen haushohe Favoriten sind Trier außerdem auch in dieser so unbeständigen Saison schon gelungen, zuletzt gegen Bonn und Ulm.
Doch auch wenn Henrik Rödl stets bekräftigt, man spiele immer, um zu gewinnen, ist der wahre Anspruch für Trier vor dieser Begegnung doch ein anderer: Sich gegen ein Topteam zu behaupten, positive Entwicklungen zu konservieren und spielerisch da anzuknüpfen, wo man aufgehört hat. Denn nach München warten Ludwigsburg und Tübingen und damit Teams, gegen die ein Sieg – anders als gegen den Ligaprimus – keine Kür mehr ist.
Tip-Off im Audi-Dome ist am Sonntag um 18 Uhr. Wie immer wird die Partie im Livestream kostenlos übertragen.
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