Trier. Mit einer Vase fing alles an: Vor zehn Jahren entdeckte das Stadtmuseum bei einer Auktion
zwei Jugendstil-Vasen mit dem Stempel eines regionalen Unternehmens und stieß auf die
fast vergessene Geschichte der Keramikwerke Servais aus Trier-Ehrang. Mittlerweile verfügt
das Museum nicht nur über eine beachtliche Sammlung dekorativer Objekte aus jener
Produktionszeit des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Jedes Stück erweiterte auch
das Wissen um die Firmenhistorie sowie die Künstler und Modelleure, die dort faszinierende
Werke des Jugendstils schufen.
Eine Sonderausstellung im Kabinettraum des Stadtmuseums gibt nun einen Einblick in die
neuesten Erkenntnisse zur Firmengeschichte und zeigt die jüngsten Ankäufe dieses
Sammlungsbereichs.
Sonderausstellung im Kabinett des Stadtmuseums Simeonstift Trier bis 13. November 2022
Nur wenig erinnert in Trier noch an die Epoche des Jugendstils, die den Kunstgeschmack der
Jahrhundertwende vielerorts prägte. Umso mehr überraschte es Dr. Bernd Röder, Mitarbeiter des
Stadtmuseums Simeonstift, als er im Jahr 2012 bei der renommierten Kunst- und Antiquitätenmesse
TEFAF in Maastricht ein Vasenpaar diesen Stils mit Trierer Herkunft entdeckte. Die beiden schlichten
Keramikvasen in grünlich blau bis violetter Verlaufsglasur erinnern mit ihrer geschwungenen
Kelchform an die floralen Elemente von Blüten und Ranken, wie sie für die Formsprache des Jugendstils
typisch waren. „Der Stempel auf der Unterseite hat mich neugierig gemacht: VSWAG Ehrang. Ich hatte
einen Verdacht, um was es sich handeln könnte. Aber die Stücke waren gänzlich untypisch für das, was
ich bisher kannte“, so Dr. Röder.
Die VSWAG: Vereinigte Servais-Werke AG
VSWAG, die Vereinigte Servais-Werke AG, wurde 1878 unter dem Namen „Lamberty, Servais &
Compagnie“ in Ehrang gegründet. Unter wechselnden Eigentümern und Firmennamen hatte das
Keramikwerk bis 1993 Bestand. Das Unternehmen war vor allem für baukeramische Produkte wie
Fliesen, Boden- und Mosaikplatten oder Brunnenanlagen bekannt. Vasen und Kleinplastiken – wie
beispielsweise die kunstvollen Tierfiguren mit beeindruckenden Glasureffekten, die aktuell in der
Ausstellung des Stadtmuseums zu sehen sind – ergänzten in den ersten Jahrzehnten die
Produktpalette, waren aber weitestgehend in Vergessenheit geraten. Ihre Entdeckung liefert nun neue
Hinweise zur Verbreitung des Jugendstils, dessen Spuren in Trier und der Region nur noch an wenigen
Gebäuden sichtbar sind.
Neue Erkenntnisse über die Produkte
Durch die Kontakte zu Sammlern, Nachfahren und Kennern der Firmengeschichte, wie Berthold Lorig,
dem letzten Betriebsleiter des Werks, konnten in den vergangenen Jahren viele neue Erkenntnisse
über die Produkte der Firma Servais und deren Herstellung gewonnen werden. Schenkungen und
Neuankäufe konnten den Einblick in die gestalterische Vielfalt der Ehranger Werke erweitern.
Ein Überblick über den aktuellen Forschungsstand ist bis zum 13. November in einer Sonderausstellung
im Kabinettraum des Stadtmuseums zu sehen. Ein vielfältiges Begleitprogramm aus Führungen,
Vorträgen und Workshops bietet dabei Besuchern allen Alters die Gelegenheit, ihre Faszination für den
Jugendstil zu entdecken.
Pressemitteilung des Stadtmuseums Simeonstift Trier
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