Ein weiterer Zittersieg für die TBB Trier: 81:80 gegen Phoenix Hagen – „Uns ist ein riesiger Stein vom Herzen gefallen!“ – Philip Zwiener Topscorer mit 19 Punkten, Maik Zirbes mit „Double Double“ (16 Punkte, 10 Rebounds), Barry Stewart markiert zwei Sekunden vor Schluss den Endstand.
Es war ein verrücktes Spiel mit sehr ungleichen Phasen, das 3615 Zuschauer am Sonntagabend in Trier sahen. Hagens Manager Oliver Herkelmann hatte vor dem Tip Off noch im TV-Expertentalk mit Hallensprecher Chris Schmidt gefachsimpelt, dass die Mannschaft gewinnt, die besser in ihren Spielstil finden würde. Zu sehen gab es von diesen beiden Stilen – Trierer Defense und Hagener Offense – danach reichlich.
Der Reihe nach. Den Anfang dominierte Trier, Phoenix Hagen schien den Start komplett verschlafen zu haben. Ein gut aufgelegter Maik Zirbes und ein offensiv sehr präsenter Dragan Dojcin setzten Trier mit 6:2 ab, Zirbes und Philip Zwiener nutzten direkt nacheinander die viel zu großen Freiheiten, die ihnen die Hagener Verteidigung ließ und schlossen per krachendem Dunking ab: 12:5, ein Start nach Maß für die TBB, bei der George Evans wegen Rückenproblemen (Hexenschuss am vergangenen Dienstag) und Oskar Faßler (Achillessehnen) nicht eingesetzt wurden. Für Evans spielte Oliver Clay neben Zirbes auf der Centerposition und machte seine Sache mehr als ordentlich, ein Dreipunktspiel zum 19:11 und zwei Freiwürfe zum 25:13 – mit einer kaum glaublichen 30:15-Führung ging es in die erste Viertelpause: der Trierer Stil war in dieser Phase klar im Vorteil. Zudem hatte sich Hagens Center-Routinier Bernd Kruel schon nach wenigen Minuten mit 4 Fouls auf die Bank manövriert. Trier kontrollierte die Rebounds und kam immer wieder zum Hagener Korb durch. Dazu kam eine traumhaft sichere Freiwurfquote – für die Hausherren passte alles.
Es ging so weiter: Trier rollte, Hagen schlief. Auf satt 22 Punkte konnte die TBB ihre Führung ausbauen, der starke John Bynum steuerte jetzt ebenfalls Zähler bei. Erst beim Stand von 45:24 ging ein Ruck durch die Gästemannschaft, Jacob Burtschi traf einen Dreier und verkürzte auf 45:27, die starken Guards Mark Dorris und Quentin Pryor konnten ebenfalls punkten. Trier zollte jetzt der kurzen Bank Tribut und musste fast schon hoffen, sich in den starken anderthalb Vierteln genügend Vorsprung erspielt zu haben. David Bell, später Topscorer der Partie drückte den Hagener Rückstand auf zehn Punkte zur Halbzeit: 53:43 – Hagen hatte in der Trierer Arena 28 Punkte in einem Viertel erzielt.
Und es wurde eng und enger für die TBB, Bell und Dorris drehten die Partie jetzt fast im Alleingang zugunsten der Feuervögel. Beim Stand von 57:53 nimmt Henrik Rödl die Auszeit; Maik Zirbes übernahm jetzt Verantwortung, vollstreckt eine schöne Vorlage von Dru Joyce zum 59:53, blockt in der nächsten Sequenz Quentin Pryor und tippt schließlich einen vergebenen Dreier von Barry Stewart zum 61:55 – überlebenswichtige Punkte für Trier.
Dann kam das vierte Viertel und die Stunde der gefürchteten Hagener Scharfschützen – Burtschi für drei zum 65:64, Oliver Clay und Philip Zwiener können mit getroffenen Freiwürfen dagegen halten, auf 7 Punkte ist die TBB wieder weg. Doch Hagen: eiskalt. Jonusas wieder mit dem Dreier, der starke David Bell mit fünf Punkten in Folge – die TBB kämpft, doch Hagen kann schließlich zwei Minuten vor Ende aus einem 22-Punkt-Rückstand einen 74:74-Ausgleich machen. Was trügerisch nach Selbstläufer ausgesehen hatte, wurde jetzt zum Krimi. Es war „Dreierkönig“ Jacob Burtschi, mit einem schier unglaublichen Distanz-Schuss aus gut 9 Metern mitten ins Herz traf: Noch fünf Sekunden auf der Uhr, Hagen führt zur lautstarken Freude der zahlreichen Gästefans zum ersten Mal, mit 79:80. Philip Zwiener schnappt sich das orange Leder, spurtet über das ganze Parkett, zieht gegen mehrere Gegner zum Korb, doch sein Floater springt weg – in die Arme von Barry Stewart, der unbedrängt zum 81:80 einlegt. Endstand, Heimsieg, Zittersieg gegen eine brandgefährliche Gastmannschaft.
Trier festigt den achten Tabellenplatz, Hagen bleibt auf Platz 14.
Ingo Freyer, Headcoach Phoenix Hagen: „Glückwunsch an Henrik und Trier. Ein sehr knappes Spiel. Wir hätten genauso gut als Sieger vom Feld gehen können. Viele Kleinigkeiten haben dieses Spiel entschieden, zum Beispiel der letzte Offensiv-Rebound. Wir waren in der ersten Halbzeit nicht so gut drauf, in der zweiten Hälfte lief es besser, mit guter Verteidigung. Mit einem Punkt zu verlieren ist natürlich sehr schade – so eine Chance bekommt man nicht alle Tage. Trier ist eine sehr starke Mannschaft, sehr diszipliniert, die Spieler spielen genau ihr System. Wir hatten die Chance, aber haben sie nicht genutzt. Vielleicht nächstes Jahr!“
Henrik Rödl, Headcoach TBB Trier: „Allen Trierer Fans und mir natürlich auch ist ein großer Stein vom Herzen gefallen – Ingo und ich sind um Monate, wenn nicht Jahre gealtert während dieses Spiels. Wir haben sehr gut angefangen, doch dann haben uns unsere gesundheitlichen Probleme zu schaffen gemacht: George Evans‘ Hexenschuss und Oskar Faßlers Achillessehnen – die beiden haben uns gefehlt, auch wenn Maik Zirbes und Oliver Clay ihre Sache sehr gut gemacht haben. Am Ende des zweiten Viertels gab es einen kleinen Bruch, und Hagen ist eine Mannschaft, die in kurzer Zeit so einen Rückstand aufholen kann; ein Team aus sehr guten Einzelspielern. Ein sehr schweres Spiel mit dem glücklichen Ende für uns.“
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