Aus Bitburg berichtet
Andreas Gniffke
Drei Minuten Nachspielzeit zeigte Schiedsrichter Arndt Collmann aus Welschbillig am Ende des Bezirksliga-Spitzenspiels zwischen dem FC Bitburg und der SG Stadtkyll an. Der Zeiger der Uhr näherte sich indes bereits der 95. Spielminute, als Collmann noch einmal auf Eckstoß für Stadtkyll entschied. Christoph Schmitz bedankte sich für das Geschenk und erzielte völlig freistehend den 3:2-Siegtreffer für die Gäste. Unter den wütenden Protesten der Bitburger beendete der Schiedsrichter nur Sekunden später das Spiel und hatte maßgeblich Einfluss auf eine Partie genommen, die mitentscheidend für den Aufstiegskampf zur Rheinlandliga gewesen sein könnte.
Dabei war der Sieg der Gäste beileibe nicht unverdient. Von Beginn an war die Schneifel SG die aktivere und spielerisch überzeugendere Mannschaft. Bereits in der dritten Minute kam man zu einer ersten gefährlichen Torchance, als Christoph Furth einen Ball gefährlich vor das Bitburger Tor brachte, aber kein Mitspieler in die scharfe Hereingabe rutschen konnte. Trainer Markus Kranz, der seiner Mannschaft über 95 Minuten lautstarke Anweisungen gab, forderte von Beginn an mehr Risiko von seinem Team. Die Bitburger Defensive wirkte vor allem bei langen Bällen und Standardsituationen schlecht sortiert. Doch es waren die Gastgeber, die in der zehnten Minute mit ihrem ersten gefährlichen Angriff in Führung gingen. Auf der linken Seite setzte sich Oliver Adams durch, flankte vor das Tor und die Stadtkyller Abwehr befand sich im kollektiven Tiefschlaf. Tim Hartmann stand völlig frei im Strafraum und schob den Ball überlegt ins lange Eck zur 1:0-Führung. Stadtkyll wirkte verunsichert und Bitburg stand in der Defensive nun besser. Allerdings blieb die Schwäche bei gegnerischen Standards bestehen und so kamen die Gäste in der 21. Minute nach einer Ecke zum Ausgleich. Klaus Hamper hatte den Ball gefährlich vor das Tor gebracht, Bitburg konnte nicht klären und auf Umwegen kam der Ball zu Thorsten Fiedlers, der aus kürzester Distanz zum Ausgleich köpfen konnte.
Die SG war nun die klar bessere und offensivere Mannschaft und hatte Pech, als man in der 27. Minute nicht von einem groben Fehler von Bitburgs Torwart Andreas Pax profitieren konnte, der einen langen Ball unterschätzte und erst in allerletzter Sekunde im Nachfassen klären konnte.
Es blieb jedoch beim Unentschieden zur Pause und nach dem Seitenwechsel änderte sich wenig an der Überlegenheit der SG Stadtkyll. Bereits vier Minuten nach Wiederanpfiff vergab Thomas Bell eine gute Gelegenheit, wobei die Bitburger Abwehr wieder alles andere als gut aussah, denn der Ball flog über den gesamten Platz und war eine gefühlte Ewigkeit in der Luft. Torwart Pax klärte den Schuss aber mit einer sehr guten Fußabwehr. Die Spieler aus der Bierstadt waren viel zu weit weg von ihren Gegenspielern und in der 50. Minute war es erneut Pax, der seine Mannschaft mit einer tollen Parade nach einem Schuss von David Schmitz vor dem Rückstand bewahrte.Vor 300 Zuschauern konnte sich der FCB nur schwer aus der Umklammerung lösen und kam kaum zu nennenswerten Torchancen. Man merkte der Mannschaft an, dass die letzten Wochen Kraft gekostet hatten und man wäre mit einer Punkteteilung zu diesem Zeitpunkt wohl mehr als zufrieden gewesen. Kapitän Andreas Neuerburg war in der zweiten Hälfte als einzige Spitze völlig auf sich allein gestellt und seine Mitspieler rückten wenn überhaupt nur sehr zögerlich auf. Dennoch hatte Neuerburg die beste Chance für die Gastgeber in der zweiten Hälfte. Nach einer schönen Kombination über links von Tanr Weins auf Tim Hartmann, kam der Kapitän an den Ball, fand aber seinen Meister im ansonsten weitgehend beschäftigungslosen Gästetorwart Dirk Bormann.
In der 72. Minute dann die erste fragwürdige Entscheidung von Schiedsrichter Collmann, die Folgen haben sollte. Tim Hartmann ging in der eigenen Hälfte etwas übermotiviert in den Zweikampf und traf seinen Gegenspieler mit einer harten und unnötigen Grätsche. Zur Überraschung aller zeigte Collmann direkt die rote Karte, eine Entscheidung, die in diesem bis dahin völlig fairen Spiel wohl deutlich überzogen war, denn die Grätsche war weder von hinten noch von besonderer Heimtücke gekennzeichnet. Das Spiel wurde nun giftiger und gewann von Minute zu Minute an Dramatik. Bitburgs Trainer Herbert Herres forderte immer wieder Entlastung für seine tief stehende Abwehr. In der 81. Minute ging dennoch der FCB in Führung, was sich zu diesem Zeitpunkt keineswegs angekündigt hatte. Nach einem Einwurf an der Eckfahne flankte Patrick Herres den Ball vor das Tor und der eingewechselte Sascha Dücker stand goldrichtig und köpfte den Ball unhaltbar in die Maschen. Doch nur eine Minute später begünstigte erneut Collmann die Gäste mit einer klaren Fehlentscheidung. Auf Höhe der Mittellinie blockte Weins den Ball aus kurzer Distanz und zum völligen Unverständnis aller Anwesenden entschied der Schiedsrichter auf Freistoß, wobei es weder einen Körperkontakt gegeben hatte noch ein Gegenspieler in unmittelbarer Nähe war. Thomas Zapp legte sich den Ball zurecht und schoss ihn gefährlich vor das Tor. Möglicherweise kam der hohe Ball direkt aus dem Flutlichtkegel auf das Tor und behinderte so den Bitburger Torwart, aber ohne dass ein Spieler den Ball noch berührte, schlug dieser zum Ausgleich im Tor ein.
Beide Mannschaften kämpften nun verbissen. Bitburg um den Punkt, Stadtkyll um den Sieg. Bis dann die Nachspielzeit hereinbrach und sich Schiedsrichter Collmann endgültig um seinen Ruf in Bitburg brachte. In der 94. Minute war es zunächst Manuel Leuther, der allein gelassen das Siegtor auf dem Fuß hatte. Pax reagierte aber erneut glänzend und lenkte den Ball um den Pfosten. Die anschließende Ecke brach dann aber, wie erwähnt, den Bitburger Widerstand, wobei die Abwehr in beiden Szenen keinen guten Eindruck hinterließ.Das Tor von Christoph Schmitz war der Schlusspunkt in einer denkwürdigen Partie. Durch den glücklichen aber nicht unverdienten Sieg in letzter Sekunde schob sich die SG Stadtkyll an die Tabellenspitze der Bezirksliga, Bitburg bleibt vorerst auf Platz drei.
STIMMEN
Herbert Herres (Trainer FC Bitburg):
„Wenn ein Schiedsrichter drei Minuten Nachspielzeit anzeigt und dann ohne Grund fünf Minuten spielen lässt, läuft doch irgendetwas falsch. Meine Mannschaft hätte sich einen Punkt redlich verdient gehabt, auch wenn man ihr die Belastung der letzten Wochen deutlich angemerkt hat und der Gegner frischer war. Die drei Gegentore fielen ja alle durch Standards, da war uns Stadtkyll vor allem körperlich klar überlegen.“
Markus Kranz (Trainer SG Stadtkyll):
„Letztendlich war natürlich auch etwas Glück dabei, aber wir waren meiner Meinung nach über 90 Minuten die klar bessere Mannschaft. Wir hatten ein deutliches Chancenplus und hätten das Spiel schon vorher entscheiden müssen. Vor allem hat meine Mannschaft versucht Fußball zu spielen und so zum Erfolg zu kommen, daher hat sie sich diesen Erfolg voll und ganz verdient.“
STATISTIK
FC Bitburg (Trainer Herbert Herres und Rüdiger Otte):
Pax – Selmane (ab 65. Schröder), Meier, Brenner – Weins, Schütz, M. Neuerburg (ab 77. Dücker), P. Herres, Adams – A. Neuerburg, Hartmann
SG Stadtkyll (Trainer Markus Kranz):
Bormann – Fiedlers, Zapp, Fuhrt – Hamper, Klinkhammer, Sicken, Leuther, C. Schmitz, Bell (ab 69. Diederichs) – D. Schmitz
TORE:
1:0 Tim Hartmann (10.)
1:1 Thorsten Fiedlers (21.)
2:1 Sascha Dücker (81.)
2:2 Thomas Zapp (82.)
2:3 Christoph Schmitz (90+4)
Besondere Vorkommnisse:
Rote Karte für Tim Hartmann (Bitburg) nach grobem Foulspiel (72.)
Schiedsrichter: Arndt Collmann (Welschbillig)
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