Am Samstag, 28. Januar, hatte die Oper „La Boheme“ im Großen Haus des Theaters Trier Premiere. Die tragische Liebesgeschichte um den erfolglosen Künstler Rodolfo und die todkranke Mimi wurde inszeniert von Benedikt Borrmann.
Paris zur Jahrhundertwende. Vier erfolglose Künstler schlagen sich mehr schlecht als recht durchs Leben, sie teilen sich eine miserable Unterkunft, jeden Laib Brot und natürlich etliche Flaschen Wein – immer am Rande der Existenzangst. Bis einer von ihnen durch eine glückliche Fügung wieder etwas Geld heranschaffen kann. Eines schönen Winterabends ist es soweit: Musiker Schaunard (Alexander Trauth) ist wieder flüssig und lädt seine Wohnpartner Philosoph Colline (Pawel Czekala), Maler Marcello (Carlos Aquirre) und den Poeten Rodolfo (Svetislav Stojanovic) zu einer Tour durch die Lieblingskneipen ein. Letzterer muss allerdings erst noch die letzten Zeilen an einem Artikel fertig stellen. Während seine Kumpanen beim Portier das Mietshauses warten, schreibt Rodolfo, zumindest hatte er das vor, bis es an seiner Tür klopft und seine Nachbarin Mimi (Joana Caspar) vor ihm steht steht.
Es ist Liebe auf den ersten Blick. Doch das Glück der beiden trübt sich schnell, denn Mimi ist unheilbar an Tuberkulose erkrankt und das zugige Dachgeschosszimmer Rodolfos lässt ihren Gesundheitszustand nicht gerade besser werden. So trennt Rodolfo sich von seiner Geliebten, in der Hoffnung dass sie noch ein besseres Leben finden kann, als das an seiner Seite. Zeitgleich trennt sich Maler Marcello von seiner allzu lebenslustigen Freundin Musetta (Evelyn Czesla). Die beiden Männer ziehen wieder in ihre alte Wohnung und lassen zusammen mit ihren beiden anderen Gefährten den Tag an sich vorbeiziehen. Bis Musetta erneut auftaucht, mit einer Mimi im Schlepptau, die den Tod bereits vor Augen hat und nichts mehr wünscht als ihre letzten Stunden bei ihrem Geliebten zu verbringen.
Kein ungetrübtes Glück
Joana Caspar und Svetislav Stojanovic geben wie im „Graf von Luxemburg“ erneut das Liebespaar, dieses Mal allerdings mit tragischem Ausgang. Dafür weist ihr Spiel miteinander nun wesentlich mehr Tiefe und Natürlichkeit auf, als noch im „Grafen“. War es damals noch etwas steif, wird es besonders im zweiten Akt wirklich berührend. Zwar bleibt der erste Akt im ganzen etwas hinter dem zweiten zurück, besonders der Anfang in der Wohnung der vier brotlosen Künstler erscheint etwas blutleer, dafür wandelt sich das Bild ab dem Auftritt der männerhungrigen Musetta alias Evelyn Czesla. Die weiß nicht nur ihren Ex-Geliebten Marcello zur Weißglut zu treiben sondern auch für Action auf der Bühne zu sorgen.
Der zweite Akt gehört dann ganz Mimi alias Joana Caspar, die die Erkrankte und schließlich Sterbende wunderbar ergreifend gibt. Daneben, wie immer sowohl stimmlich als auch schauspielerisch überzeugend, ihr Partner Svetislav Stojanovic, der hin und her gerissen ist zwischen unbegründeter Eifersucht, echter Sorge um die Gesundheit seiner Geliebten, verzweifelter Trauer und Schrecken beim Anblick einer Sterbenden unter seinem Dach. Neben diesem Pärchen brillieren auch Carlos Aquirre und Evelyn Czesla als zankendes Paar, das letztendlich doch nicht voneinander loskommt, er ist ein übertrieben eifersüchtiger Liebhaber und sie gibt ihm allen Grund dazu. Erscheint Musetta einerseits als männerverschlingender Vamp, so wird sie doch im Angesicht ihrer sterbenden Freundin sanft wie ein Lamm. Alexander Trauth und Pawel Czekala erhalten wenig Raum um zu zeigen was sie können, doch da wo es geht überzeugt besonders Czekala mit seiner Spielfreude.
Viel Lob für das Orchester
Das Orchester, unter Leitung von GMD Victor Puhl, verdient Lob ebenso wie der Chor, unter der Leitung von Angela Händel. Das Bühnenbild von Manfred Breitenfellner vermittelt durch seine Einfachheit und seine „Verbautheit“ die ärmlichen Verhältnisse unter denen die vier Künstler leben und unterstützt die tragische Situation der Akteure. Die Kostüme von Carola Vollath sind zwar nicht historisch gehalten und doch passen sie zu den einzelnen Rollen. Eher schlicht und gradlinig bei Mimi, dafür umso gewagter bei Musetta.
Regisseur Benedikt Borrmann schuf hier eine Fassung von Giacomo Puccinis Werk, die zwar in den ersten Minuten etwas schwächelt, dafür aber im zweiten Akt beträchtlich aufholt und schließlich durch großes Einfühlungsvermögen und eine „zum Sterben“ schöne Mimi auf die Bühne bringt. Leider vernachlässigte er den Anfang des ersten Aktes, sodass der Einstieg etwas schwer fällt. Wo die Interaktion zwischen den Sängern später tadellos funktioniert, fehlt sie dort. Dafür wird man mit einem zu Herzen gehenden Ende belohnt. Durchhalten lohnt sich also.
Das Stück erreicht die Herzen der Zuschauer
Fazit: Nach anfänglichen Schwierigkeiten schafft es „La Boheme“ in der Inszenierung von Benedikt Borrmann doch noch die Herzen zu erreichen und den Zuschauer zu Tränen zu rühren. Die Inszenierung besticht eher durch viel Einfühlungsvermögen und verzichtet dafür auf große Showeinlagen. Dies lässt sie zu einer ordentlichen Leistung werden. Note 2+. Leider nicht mehr, denn wenigstens ein paar Showeinlagen hätten das berührende Stück nachhaltiger ins Gedächtnis gebracht. So verblaßt es in der Erinnerung leider recht schnell. Alles in allem aber wieder eine gelungene Inszenierung von Borrmann.
Fotos: Theater Trier
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