Sie lieben den Fußball und haben doch keine Zeit oder Lust auf eine Vereinsmannschaft. Trotzdem wollen sie ihr „Kicken“ professioneller gestalten. Deswegen haben Trierer Studenten den ganzen Sommer gearbeitet und die Studierendenliga gegründet. 5vier Mitarbeiter Jan Kowalski besuchte die Auftaktpartie des zweiten Spieltags und sprach mit den Initiatoren.
Nein, schön ist das Wetter an diesem Montagabend wirklich nicht. Kalter Dauerregen prasselt auf den Kunstrasenplatz an der Uni nieder und der Wind pfeift um die Ecken des Vereinsheims. Trotzdem haben sich um 21 Uhr zwei von zwölf Mannschaften der neu gegründeten Studierendenliga auf dem Rasen eingefunden, um den zweiten Spieltag zu eröffnen. Das Nebenfeld wird noch vom Training der Vereinsmannschaft in Anspruch genommen, doch vereinzelt haben sich sogar Zuschauer an den Rand verirrt, um das Spiel zu verfolgen. Die beiden Initiatoren Leif Knape und Benjamin Kastner sind zwar Teil des Kaders der Mannschaft Roter Stern Trier, stehen aber trotzdem Rede und Antwort zu ihrem Projekt.
Eine klassische Kneipenidee
„Ich habe damals gehört, dass es an der Sporthochschule in Köln so etwas wie eine Fußballstudiliga gibt und dachte mir, so was würde Trier fehlen“, sagt Benjamin Kastner, Gründer des Studierendenligaablegers in Trier. „Beni hat uns von seiner Idee an einem Abend in der Kneipe erzählt und wir waren in unserer Bierlaune sofort Feuer und Flamme“, erzählt Leif Knape die Gründungsgeschichte der neuen Liga. Aber auch in nüchternem Zustand gefiel den Trierer Studenten die Idee noch gut. Der letztendliche Stein des Anstoßes war dann der Erfolg des Fachbereich III Fußballturniers am Ende des Sommersemesters. Hier hatte sich gezeigt, dass für eine Studiliga genug Potenzial an der Uni vorhanden wäre. Also machten sich die fußballverrückten Studenten an die Arbeit.
Dabei gab es kein konkretes Vorbild einer anderen Uni, sondern nur den Plan, eine Hobby-Spaßliga für Studenten zu gründen. „Wir haben alle Regeln und Teilnahmebedingungen selbst erarbeitet, natürlich auf Grundlage der üblichen Vorgaben und dem gesunden Fußballverstand“, geben die beiden Gründer stolz an. Den Zeitaufwand können sie dabei nur schätzen, sicher ist jedoch, dass viel freie Zeit in den Semesterferien in das Projekt geflossen ist, um es schon zum Wintersemester an den Start zu bringen. In vielen Sitzungen, Gesprächen und privater Arbeit entstand in der vorlesungsfreien Zeit eine ganz neue Hochschulgruppe, die auch als solche registriert wurde. Auf ihrer Website stellten sie den Fußballbegeisterten an der Uni ihr Projekt vor und baten um Mannschaftsanmeldungen. Gespielt werden insgesamt zwei Mal zwanzig Minuten mit jeweils sieben Spielern auf einem kleinen Feld. Es gibt kein Abseits und auch keinen indirekten Freistoß. Die Mannschaften dürfen so oft wechseln, wie sie wollen, aber nur maximal fünfzehn Spieler im Kader haben. Teilnehmen darf jeder, der an einer Trierer Hochschule eingeschrieben ist.
Spaß und Fairplay im Vordergrund
„Wir haben das Ganze über Facebook und Twitter versucht bekannt zu machen und haben jetzt schon über 250 Fans, die das Projekt unterstützen. Wichtig war immer, dass Fair Play und Spaß an erster Stelle stehen“, zeigen sich die beiden Gründer begeistert vom Echo. Schon in der ersten Saison startet die Studiliga mit zwölf Teams und wird dabei vom Unisport bestärkt. „Wir arbeiten eng mit dem Unisport zusammen und werden von dieser Seite auch toll unterstützt, wir mussten zum Beispiel kein Semestersportticket einführen“, lobt der Politikstudent Leif Knape den Unisport. Neben dem freien Spiel, das vom Unisport schon lange angeboten wird, kann man nun auch an der Uni etwas professioneller Fußball spielen. Die Arbeit für die Liga hat sich für die Gründer nach eigener Aussage aber gelohnt: Die Studiliga hat eine starke Resonanz erfahren und der erste Spieltag ist fast reibungslos über die Bühne gegangen.
Probleme?
Es ist Halbzeit und es regnet immer noch ununterbrochen. Der Ball wird auf dem nassen Kunstrasen sehr schnell und doch kann Dynamo 10 das Spielgerät in den zwanzig Minuten der ersten Halbzeit zweimal im Tor von Roter Stern versenken. Die Partie ist dabei fair und auch im Lager der Zurückliegenden gibt es keine schlechte Stimmung.
Allerdings ist auch die junge Liga nicht ohne Probleme: „Für uns steht Fair Play an erster Stelle, falschen Ehrgeiz können wir nicht gebrauchen, schließlich soll sich keiner einbilden, dass es am Ende ein Preisgeld gibt oder so was“, geben die Initiatoren zu bedenken. Ein Verbesserungsbedarf besteht auch noch bei der schwierigen Position des Schiedsrichters, für die sich bisher kaum Leute gefunden haben. „Im Moment pfeifen wir vom Orga-Team oft, oder irgendeiner der Anwesenden leitet die Partie“, gibt Leif Knape nüchtern zu. „Doch wir hoffen da auf Besserung, wenn das Projekt erst mal richtig rollt“. Wirklich viel hat der Schiedsrichter an diesem Abend auch nicht zu tun, weil die Partie zwar nicht körperlos, aber sehr fair gespielt wird und sich spätestens alle beim Abklatschen nach dem Spiel in die Augen schauen müssen und sich dann wieder vertragen.
Einfach so weiter
Ein konkretes Zukunftsziel hat sich das Organisationsteam der Studi-Liga nicht gesetzt. „Erst mal soll die Saison über den Winter kommen und alles so weiterlaufen“, sagt Benjamin Kastner lächelnd. „Vielleicht können wir das jetzt ein paar Semester anbieten, das wäre doch stark.“
Der Schiri beendet die Partie nach insgesamt 40 Minuten Spielzeit und die sieben Spieler auf jeder Seite klatschen sich im Regen freundlich ab. Roter Stern Trier hat zwar eine nasskalte 0:5-Niederlage gegen Dynamo 10 erlebt, doch nach dem Spiel gibt es erst mal ein Feierabendbier und schnell ist wieder gute Stimmung in der Mannschaftsrunde.
Spaß am Fußballspiel mit Freunden und trotzdem ungezwungen in einer eigenen Liga spielen. Der Studierendenliga gelingt ein spannender Spagat zwischen Vereinsfußball und einfachem Kicken auf der Straße. Ein Projekt mit Zukunft.
5vier.de bedankt sich bei Leif Knape und Benjamin Kastner für das Gespräch und wünscht noch viel Erfolg mit der Studiliga.
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