Es ist immer noch ungemütlich im deutschen Frühling und was bietet sich da besser an, als ein gemütlicher Kinoabend. Mit ‚Dead Man Down‘ finden alle Freunde des harten Gangsterkinos ein gefundenes Fressen. Andreas Gniffke hat sich den Film im Trierer CinemaxX angesehen.
Beatrice und Victor leben in einer tristen und düsteren Hochhaussiedlung in New York und haben die beste Aussicht ins Fenster des anderen. Irgendwann fasst die junge Französin den Mut, nach einer Zeit des Belauerns den scheuen Ungarn von Gegenüber um ein Date zu bitten und man trifft sich zu einem Abendessen, das anders verläuft, als man es erwartet. Die schöne Beatrice, gespielt von Noomi Rapace (Verblendung), ist nach einem Unfall durch zahllose Narben im Gesicht entstellt und brennt auf Rache an dem Mann, der ihr das zugefügt hatte. Praktischerweise handelt es sich bei Victor (Colin Farrell, 7 Psychos) um einen Killer, dessen letzten Mord sie beobachten konnte und der so der ideale Kandidat zu sein scheint, ihre Rache zu vollenden. Doch auch Victor ist auf einer dunklen Mission, denn er verlor seine Familie und fast das eigene Leben, als er zwischen die Fronten der New Yorker Gangsterszene geriet. Der Auftrag von Beatrice passt ihm entsprechend schlecht in den Kram, doch er fühlt sich von der geheimnisvollen Frau zunehmend angezogen und beide Schicksale verbinden sich immer weiter.
Regisseur Niels Arden Oplev, der Noomi Rapace bereits als Lisbeth Salander in der Stieg Larsson-Verfilmung Verblendung besetzte, wagt sich mit Dead Man Down nun erstmals nach Hollywood und das mit einem Paukenschlag. Sein Film ist ein harter Rachethriller, der neben viel Action und Gewalt auch den Figuren eine Tiefe verleiht, die man in vielen Actionreißern von der Stange vermisst. Sein Film verzichtet dabei auf jegliche Unterfütterung der Gewalt durch Ironie, wie es noch bei Guy Ritchies oder Quentin Tarantinos Gangsterepen zu finden war. Beide Helden sind gebrochen, leiden extrem unter der Vergangenheit und hoffen, dass Rache es vermag, ihnen das Vergessen zu ermöglichen oder zumindest Linderung zu verschaffen. Sowohl Rapace als auch Farrell schaffen es dabei, dieses Leid schon in den Gesichtern zum Leben zu erwecken. Bei der Maske der entstellten Beatrice hätte Oplev durchaus etwas mehr Mut zur Hässlichkeit wagen können. Zwar beherrschen die dicken Narben das hübsche Gesicht, doch sie sind dann doch nicht so prägnant, um zu erklären, warum die zierliche Frau von den Nachbarskindern als Monster verspottet wird. Hier hätte man im wahrsten Sinne des Wortes noch dicker auftragen können.
Überhaupt sind es die Schauspieler, die Oplevs Film neben dem an Wendungen reichen Drehbuch über den Durchschnitt herausheben. Rapace und Farrell sind hervorragend, doch auch die Nebenrollen sind prominent besetzt. Isabelle Huppert spielt Beatrices Mutter, die sich rührend um ihre Tochter sorgt und mit Dominic Cooper als Victors Freund Darcy kommt das Thema ‚Freundschaft‘ ins Spiel, als die beiden sich plötzlich als Feinde gegenüberstehen. In einem furiosen, vielleicht etwas zu sehr an Hollywood-Sehgewohnheiten angepasstem Finale, kommt es schließlich zum blutigen Showdown und es wird deutlich, dass nicht die Rache der Seele Ruhe verschafft.
Fazit: Sehenswerter, aber harter Thriller mit tollen Schauspielern!
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