Von Florian Schlecht
Letzter Spieltag in der Fußball-Oberliga: Der SV Mehring kann mit einem Sieg gegen den FK Pirmasens aus eigener Kraft die Klasse halten. Für Spielertrainer Dino Toppmöller jährt sich dabei ein kurioser Jahrestag zum zehnten Mal. Der FSV Salmrohr ist vor dem Heimspiel gegen den SV Gonsenheim bereits im Pokalfieber. Eine kurzfristige Änderung: Alle Oberliga-Spiele wurden um eine halbe Stunde vorverlegt und beginnen nun um 15 Uhr.
SV Mehring – FK Pirmasens (Samstag, 15 Uhr)
Wenn es um dramatische Heldentaten am letzten Spieltag geht, denkt Dino Toppmöller sofort an den 25. Mai 2003 zurück. Mit Eintracht Frankfurt kämpfte er damals gegen den SSV Reutlingen um den Aufstieg in die Bundesliga. 3:3 stand es nach 83 Minuten. Ein 4:3 zeigte die Anzeigetafel kurz vor Beginn der Nachspielzeit an. Das reichte aber nicht. Mit 6:3 siegte Frankfurt nach einem turbulenten Ende, das Waldstadion mit 25.000 Zuschauern tobte. Denn jedes der Tore war Gold wert, mit genau einem Treffer Unterschied schob sich Frankfurt in buchstäblich allerletzter Sekunde vor Konkurrent Mainz und feierte. „Das war wunderschön. Ganz so viel Nervenkitzel brauche ich diesmal aber nicht“, grinst Toppmöller, der am Wochenende als Spielertrainer des SV Mehring den Klassenerhalt schaffen will.
Es entbehrt aber nicht einer gewissen Ironie, dass das Endspiel gegen den FK Pirmasens (Samstag, 15 Uhr) auf den Tag genau zehn Jahre nach dem denkwürdigen Aufstieg mit Eintracht Frankfurt gelegt ist. Die Ausgangsposition ist für den Oberligisten etwas entspannter, wenn auch nicht weniger aufregend. Auf die anderen Plätze muss Mehring nicht unbedingt schauen – und kein Torfestival hinlegen. Ein Sieg reicht, um die Klasse zu halten. Hinter der Mannschaft von der Lay liegt noch mit einem Punkt weniger die SV Elversberg II, die mit dem besseren Torverhältnis in der Hinterhand auf Arminia Ludwigshafen trifft. Wirges weist vor dem Heimspiel gegen Neunkirchen genauso viele Zähler wie Mehring auf, hat aber fünf Treffer weniger erzielt. Rechenspiele, die Toppmöller egal sind. „Wir wollen alles andere ausblenden, unbedingt gewinnen und gar nicht auf Unentschieden spekulieren.“
Dafür will der Oberligist die Eigenschaften an den Tag legen, mit denen er sich selber aus dem Abstiegssumpf zog. Als Michael Fleck noch im März vom Klassenerhalt träumte, klang aus seinen Worten noch Hoffnung. Aber es war zu dem Zeitpunkt nur ein Wunder, das Mehring retten konnte. Doch die Mannschaft startete mit der Übernahme durch Toppmöller eine Serie, machte acht Punkte Rückstand auf das rettende Ufer wett und hat ihr sportliches Schicksal nun in der eigenen Hand. „Totgesagte leben eben länger“, lächelt Fleck nun, der zwei Tore zum jüngsten 4:3-Sieg in Gonsenheim beitrug. „Jetzt wollen wir wie der FC Augsburg in der Bundesliga am letzten Spieltag die Klasse halten.“
Dabei hofft der Angreifer auf große Unterstützung aus dem Ort. „Die Jungs in der Mannschaft freuen sich richtig. Wenn man durch das Dorf geht, wird man auf unser Spiel angesprochen. Vielleicht kommt ja eine Riesenkulisse.“ In Pirmasens unterlag Mehring, wo der Einsatz von Kapitän Sebastian Ting gefährdet ist, im Hinspiel mit 0:3. „Das war die beste Mannschaft, gegen die ich in dieser Saison gespielt habe“, sagt Fleck, der aber keine Angst zeigt. „Sie treffen auf ein Mehringer Team, das unbedingt siegen will.“
Auch Toppmöller hält sich nicht lange damit auf, die Stärken des Gegners aufzuzählen. Sein Vertrauen gilt den eigenen Spielern. „Ich habe es schon tausend Mal gesagt: Wenn wir 100 Prozent geben, können wir gegen alle Gegner gewinnen.“ Und wie es gelingen kann, Berge zu versetzen, kann „Toppi“ seiner Mannschaft noch vor dem Anpfiff erzählen. Genau zehn Jahre nach dem legendären 25. Mai 2003.
[statistik]
Die Ausgangsposition vor dem letzten Spieltag:
Für vier Mannschaften geht es in der Oberliga noch um den Klassenerhalt. Gemeinsam mit dem 13. aus Pfeddersheim (40 Punkte), der SpVgg Eintracht Glas-Chemie Wirges (38) als 15. und der Sportvereinigung 07 Elversberg II (37) auf dem 16. und somit drittletzten Platz kämpft das Team um Spielertrainer Dino Toppmöller (38 Punkte, 14.) darum, am Ende nicht auf dem 16. Rang zu landen. Dieser würde im Falle eines (sehr wahrscheinlichen) Abstieges des SC Idar-Oberstein aus der Regionalliga Südwest den Gang zurück in die Rheinlandliga bedeuten.
[/statistik]
FSV Salmrohr – SV Gonsenheim (Samstag, 15 Uhr)
Salmtalstadion statt Wembley-Stadion, Rheinlandpokal statt Champions-League: Im VIP-Raum des FSV Salmrohr wurde für Samstag ein Fernseher installiert, um gemeinsam das große Endspiel zwischen Bayern München und Borussia Dortmund zu gucken. In Gedanken sind die Oberliga-Fußballer aber schon bei ihrem Fußball-Highlight des Jahres, das einige Tage später ausgetragen wird. Das regionale Cup-Finale gegen Eintracht Trier am 29. Mai. „Es lässt sich nicht wegdiskutieren, dass die Jungs schon daran denken“, zeigt Friedhelm Rach Verständnis. So wird das letzte Liga-Heimspiel gegen den SV Gonsenheim dafür genutzt, auch der zweiten Garde eine Chance zu geben. Denn Salmrohr ist der zweite Platz in der Tabelle schon sicher, Gonsenheim bangt nicht mehr um den Klassenerhalt.
„Der Trainer will einigen Spielern die Chance geben, von Anfang zu spielen, die sich nicht wöchentlich zeigen konnten. Von daher wird es ein paar Veränderungen in der Anfangsaufstellung geben.“ Allerdings zeigt Rach den Ehrgeiz, die Pflicht (Gonsenheim) vor der Kür (Trier) erfolgreich gestalten zu wollen. „Ein Sieg wäre für das Selbstvertrauen wichtig.“ Mit Abschlüssen bei Vertragsgesprächen rechnet der Sportliche Leiter erst nach dem Pokal-Endspiel. „Wir haben allen Spielern signalisiert, dass wir sie halten wollen.“ Gustav Schulz, der ein Arbeitspapier bis 2014 hat, wird wie berichtet mit dem SV Mehring in Verbindung gebracht.
Schreibe einen Kommentar