Aus dem Paul-Janes-Stadion in Düsseldorf berichten
Martin Köbler und Anna Lena Bauer (Fotos)
Eintracht Trier hat am heutigen Samstagnachmittag die komplette Tristesse der Regionalliga West zu spüren bekommen. Vor lediglich 325 Zuschauern unterlag die Mannschaft von Trainer Roland Seitz im altehrwürdigen Paul-Janes-Stadion am Flinger Broich mit 1:3 (0:1) gegen den Tabellenvorletzten Fortuna Düsseldorf II, in dessen Reihen sich jedoch fünf Zweitligaspieler aus dem ersten Kader fanden. Nach der frühen Führung der Gastgeber musste kurz nach Wiederanpfiff Kapitän Josef Cinar nach einer Notbremse frühzeitig unter die Dusche, ehe die Fortunen in der Nachspielzeit die Moselaner klassisch auskontern konnten. „Es ist eine bittere Niederlage“, gab Roland Seitz nach dem Schlusspfiff zu, blickte aber auch nach vorne: „Jetzt den Kopf in den Sand zu stecken, nützt ja nichts – schließlich geht es am Dienstag in Wuppertal schon weiter.“
Zehn Minuten vor Anpfiff der Begegnung schüttelten bereits einige der rund 150 in die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt mitgereisten Anhänger der Eintracht entsetzt den Kopf, als aus den Membranen der Lautsprecher am Flinger Broich verkündet wurde, dass Trainer Goran Vucic fünf Profi-Spieler aus der zweiten Bundesliga ins Rennen beim Tabellenvorletzten der Regionalliga West schickte. Neben Torhüter Michael Ratajczak, Marco Königs (der allerdings in dieser Saison in der ersten Mannschaft noch nicht zum Einsatz kam) und Massih Wassey sorgten besonders Spielmacher Marco Christ (10 Einsätze in Liga zwei) und Stürmer Michael Gaus (16 Einsätze) früh für Umnut auf den Tribünen – dem eigentlichen Namen „Fortuna Düsseldorf II“ wurde diese Aufstellung nicht wirklich gerecht. Doch auch die Eintracht wartete mit einer Überraschung auf – Cheftrainer Roland Seitz bot Thomas Kraus anstelle von Thomas Kempny auf und ermöglichte so Lukas Mößner an der Seite von Ahmet Kulabas zu stürmen. Auch Piero Saccone musste nach schwachen Auftritten zuletzt zunächst auf der Bank Platz nehmen – für ihn kam Fahrudin Kuduzovic zu seinem ersten Auftritt im SVE-Dress von Beginn an. Erwartungsgemäß dagegen die Umstellung im defensiven Mittelfeld: Max Bachl-Staudinger ersetzte den Gelb-gesperrten Stefan Kohler, der die Partie auf der Tribüne verfolgte.
Die Umstellungen in der Startaufstellung der heute in weiß spielenenden Eintracht schien besonders in der Defensivabstimmung ihre Spuren zu hinterlassen. Keine Minute war gespielt, da konnte sich Marcel Gaus auf der linken Trierer Abwehrseite erstmals in Szene setzen und auf Marco Christ passen, der völlig frei vor André Poggenborg die Kugel jedoch denkbar knapp am Tor vorbeisetzte. Diesen Weckruf hatten die Kicker von der Mosel wohl gebraucht, denn in der Folge war die Eintracht um einen strukturierten Spielaufbau bemüht, schien sich in der Hälfte der Fortunen festzusetzen und hatte zweimal Pech, als der im Vergleich zu den letzten Wochen deutlich besser spielende Ahmet Kulabas zunächst mit einem Drehschuss an Ratajczak scheiterte (4.) und nur drei Minuten später im Strafraum von Bahadir Incilli zu Fall gebracht wurde. Egal, ob Foul oder nicht – der Elfmeterpfiff des ansonsten sicheren Schiedsrichters Karl Wiatrek blieb aus.
Die Begegnung verlagerte sich wieder in die andere Hälfte. Nach etwas mehr als einer Viertelstunde war es dann soweit – und zum Ärger des mitgereisten Anhangs waren die Zweitliga-Protagonisten beteiligt: Marco Königs wird bereits im Mittelfeldverbund nicht konsequent genug angegriffen, geht durch die Reihen der Eintracht wie das berüchtigte heiße Messer durch die Butter, passt auf Marcel Gaus, der ohne große Mühe an Poggenborg vorbeischlenzen kann – das 1:0 (16.). Das saß.
Marco Christ konnte in der Folge im Mittelfeld schalten und walten wie er wollte, gab immer wieder den Spieleröffner und ließ seine Gegenspieler stehen wie Slalom-Stangen bei der Ski-WM in Garmisch-Partenkirchen. An allen gefährlichen Aktionen waren die eigentlichen Zweitligisten beteiligt, wie auch in der 38. Minute, als erneut Christ den Torschützen zum 1:0 bediente, dieser jedoch mit einem Lupfer an den Ausmaßen eines Fussballtores scheiterte. Die Eintracht schien davon beeindruckt – zwar um Strukturen in der Offensivbewegung bemüht, doch ohne einen wirklichen Zug zum Tor – und wenn, war entweder der entscheidende Pass auf Kulabas oder Mößner zu ungenau, oder ein Düsseldorfer Abwehrbein dazwischen (Fernschuss von Kuduzovic, 26. / Fernschuss von Meha, 39.). Zu allem Überfluss musste noch vor der Pause Linksverteidiger Thomas Drescher verletzungsbedingt das Feld verlassen, als er sich immer wieder an den Oberschenkel fasste und schließlich behandelt werden musste. Für ihn kam Fabian Zittlau.
Nach dem Wiederanpfiff kurz die Hoffnung auf Besserung: Alban Meha, dessen Standardsituationen in der ersten Halbzeit eher immer ungefährlicher denn gefährlicher wurden, hatte in der 49. Minute scheinbar seinen goldenen Fuß aus der Hinrunde besser justiert – der Freistoß nach Foul an Kulabas brachte zwar nicht den Ausgleich, aber zumindest die Hoffnung auf Besserung, strich sein Ball doch nur knapp am Außennetz vorbei. Aber diese Hoffnung, sie erlosch wie ein kleines flackerndes Kerzenlicht, als Marcel Gaus seinem völlig überforderten Gegenspieler Josef Cinar enteilt war, dieser sich im Strafraum nur mit einem Foul behelfen konnte und seiner Mannschaft damit einen Bärendienst erwies – Platzverweis, Strafstoss – und in der Folge das 2:0 für die Heimmannschaft durch den alles überragenden Marco Christ (55.).
Roland Seitz schickte Bachl-Staudinger in die Viererkette, wo der junge Neuzugang des Vorjahres etwas aufblühte, sich in das Spiel hereinkämpfte und durch einige Ballgewinne seinen Kollegen zu symbolisieren schien: „Hier geht noch was!“ Und in der Tat – die Eintracht, sie schien mit einem Mann weniger besser im Spiel zu sein als in vollzähliger Montur. Kuduzovic gab noch einen gefährlichen Fernschuss aus 25 Metern ab (64.), ehe Ahmet Kulabas nur Sekunden später Michael Ratajczak austanzen konnte und den Ball ins verwaiste Tor der Fortunen beförderte (65.). Auf einmal hallten sie wieder durch das Stadion, die „Eintracht-Eintracht“-Rufe, die den verbliebenen zehn Mann auf dem Rasen Flügel zu verliehen schienen. Zwar konnten die Gastgeber in persona Marcel Gaus zwei Mal gefährlich vor dem Tor von André Poggenborg auftauchen (68., 74.), doch ein Treffer sollte nicht dabei herausspringen. Im Gegenteil – die Eintracht biss sich in der Hälfte der Landeshauptstädter fest, jedoch ohne zwingende Torgefahr auszustrahlen. Fünf Minuten vor dem Ende dann der Befehl von Roland Seitz, alles auf eine Karte zu setzen. Er löste die Viererkette auf, brachte Saccone für Bachl-Staudinger und befahl, die Deckung aufzulösen.
Was folgte, schien die logische Konsequenz zu sein: einen langen Ball auf den eingewechselten Najdi Mahmoud kann dieser hervorragend verwerten und tanzt André Poggenborg aus, sein Schuss wird von Fabian Zittlau abgelenkt und klatscht vom Innenpfosten ins Tor – das 3:1, gleichbedeutend mit der Entscheidung (90.+1).
Eintracht Trier verliert durch diese Niederlage endgültig den Anschluss an den Spitzenreiter aus Münster, die ihr Spiel gegen Arminia Bielefeld II mit 2:0 für sich entscheiden konnten. Viel Zeit, über die Niederlage nachzudenken, haben die Mannen um Roland Seitz nicht, muss die Mannschaft doch bereits am kommenden Dienstag zum Nachholspiel in Wuppertal antreten.
STATISTIK
Fortuna Düsseldorf II: Michael Ratajczak – Davide Leikauf, Incilli Bahadir, Andreas Altenbeck, Philip Heise – Luka Tankulic (ab 89. Achraf Ouro-Gnaou) Marco Christ, Massih Wassey, Claus Costa – Marcel Gaus, Marco Königs (ab 72. Mahmoud Najdi).
Eintracht Trier: André Poggenborg – Thomas Drescher (ab 40. Fabian Zittlau), Torge Hollmann, Josef Cinar, Cataldo Cozza – Max Bachl-Staudinger (ab 85. Piero Saccone), Alban Meha, Fahrudin Kuduzovic, Thomas Kraus – Ahmet Kulabas, Lukas Mößner.
Tore: 1:0 Marcel Gaus (16.), 2:0 Marco Christ (55./Foulelfmeter), 2:1 Ahmet Kulabas (66.), 3:1 Fabian Zittlau (90.+1/Eigentor).
Gelbe Karten: Andreas Altenbeck, Michael Ratajczak – Torge Hollmann, Lukas Mößner.
Rote Karte: Josef Cinar (Eintracht Trier, 54., Notbremse).
Schiedsrichter: Karl Wiatrek
Zuschauer: 325
Stimmen zum Spiel (Trainer Roland Seitz, Ahmet Kulabas und Fabian Zittlau)
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Fotos: Anna Lena Bauer
Nicht dabeigewesen meint
Nicht den Kopf hängen lassen und weiter kämpfen. Es gibt auch wieder Erfolgserlebnisse!! Im Moment ist bei einigen Spielern etwas Ladehemmung vorhanden.Ein Wort für das Ohr des Trainers: Auswechselungen besser überlegen und vielleicht auch mal früher ausführen. Bitte mal dem Mvondo eine Chance geben!! Er mag vielleicht nicht der perfekte Fußballer sein,aber der hat immer mit seinen schnellen Antritten für Wirbel beim Gegner gesorgt.Außerdem würde ich dem Eckstein auch mal das Vertrauen länger als 10 Minuten schenken.Na ja und der Jupp (ich schätze ihn sehr!!) hat sich ja selber eine Schonungspause genommen, was vielleicht auch mal nicht schlecht ist.
Jetzt erst recht... meint
Es ist doch irgendwie total bitter…da kämpfen die Jungs, reißen sich den A…. auf und spielen wirkliche nicht schlecht (ich kann das beurteilen, denn ich was da!!!) und trotzdem reicht es nicht – weil die anderen eben nicht absteigen wollen und sich mal ein bisschen Verstärkungen von oben „gönnen“! Jetzt sind sie vorerst mal da unten raus und in der nächsten Woche laufen sie wieder mit einer verstärkten A-Jugend auf…der Gegner dann hat halt Glück!!!
Das so was im heutigen Fußball möglich ist, ist echt bitter – und da regen sich alle über den Wett-Skandal auf! Das hier ist doch offensichtliche Wettbewerbsverzerrung und die Leidtragenden sind mal wieder die kleinen Vereine ohne Geld.
Klääs meint
Verdient verloren gegen eine starke DD Mannschaft ! Wenn unsere 2te mit 5 von oben spielt hauen sie auch jeden weg …. so ist das halt !!
Anm d. Red.: Kommentar wurde gekürzt, in diesem Artikel geht es um Fussball, nicht um die Qualität der Berichterstattung auf anderen Portalen. Vielen Dank für Ihr Verständnis!