Von Florian Schlecht
Marco Quotschalla hat eine Karriere mit Höhen und Tiefen hinter sich, „in der von A bis Z alles über mich geschrieben wurde“. Der 24-Jährige wagt nun mit Eintracht Trier den Angriff auf die 3. Liga und ist begeistert von den Fanspenden. „Ich sehe mich in der Pflicht, das mit Leistung zurückzuzahlen.“
Marco Quotschalla hat eine Laufbahn hinter sich, „die ihre Höhen und Tiefen hatte“, wie er sagt. Er lacht frech. „Eigentlich ist von A bis Z alles über mich geschrieben worden. Wer was finden will, sucht einfach im Internet.“ Dabei ist der Angreifer erst 24 Jahre alt. Den größten Presserummel seines Lebens erlebte der Neuzugang von Fußball-Regionalligist Eintracht Trier bereits als Kind. Als er zwölf war, wechselte er von Bayer Leverkusen zum 1. FC Köln, der ihm einen Acht-Jahres-Vertrag anbot. Als „Wunderkind“ betitelte ihn danach der ‚Express‘. „Die Bezeichnung zieht sich durch mein Leben. Ich bin ihr bei jedem Verein begegnet, wo ich bislang gespielt habe“, sagt Quotschalla und ist nicht genervt von den alten Geschichten. Er sieht die Jahre als Bestandteil seiner Karriere.
In Trier wird Quotschalla zunächst als der „Sturmpartner“ gesehen, auf den lange gewartet wurde. Die Aktion der Fans, einen Neuzugang zu finanzieren, hat vom Dezember an ungeahnte Ausmaße angenommen. Über 16.000 Euro kamen an Spenden zusammen. Der Offensivspieler, der am Montag seinen Vertrag beim Wuppertaler SV auflöste und am Dienstag bei Eintracht Trier bis zum Saisonende unterschrieb, ist von dem Engagement der Anhänger begeistert. „Ich habe mich in den letzten Tagen schon richtig in das Thema eingelesen“, strahlt er. „Ich bin beeindruckt, wenn Fans Geld aus dem eigenen Kasten dazugeben. Ich fühle mich schon in der Pflicht, das mit Leistung zurückzuzahlen.“
„Den Traum von der 3. Liga mit Trier leben“
Der Angreifer ist mit großen Zielen nach Trier gewechselt, wo er noch im Hotel lebt. Mit seiner Freundin wohnte er zuletzt in Köln. Er schaut sich im leeren Moselstadion um und kann es kaum erwarten, wenn es endlich um Punkte geht. „Eintracht Trier ist ein Traditionsverein, die Außendarstellung war mir sympathisch, die Rahmenbedingungen gefallen mir gut“, waren für ihn Beweggründe für den Wechsel. Nicht zuletzt auch die Chance, die Relegationsplätze anzugreifen.
Denn schließlich soll es auch für Quotschalla weiter aufwärts gehen, nachdem er bei Germania Windeck, dem Bonner SC, Schalke II und Wuppertal durchgehend Leistungsträger war. Den Durchbruch in Köln schaffte er als junger Spieler nicht. Zwei schwere Verletzungen warfen ihn zurück. Als er bei Alemannia Aachen in der Saison 2007/08 zwei Bundesliga-Einsätze verbuchen konnte, wurde sein Förderer Michael Frontzeck entlassen. Bei Schalke 04 setzte Felix Magath ihn im August 2010 im DFB-Pokal-Spiel beim VfR Aalen ein. „Ich bin noch jung, will nach wie vor nach oben und hoffe, dass ich den Traum von der 3. Liga mit Trier leben kann“, hat Quotschalla das Kapitel vom Profifußball noch lange nicht abgehakt.
Fan-Stürmer feiert Einstand in Völklingen
Anders als das in Wuppertal. Dort war die Mannschaft nach einer enttäuschenden Hinrunde meilenweit von dem Ziel entfernt. Das sorgte für Chaos. Fans forderten wütend den Rücktritt von Geldgeber Friedhelm Runge, der daraufhin entnervt das Handtuch warf. Wie es bei den Bergischen weitergeht, ist offen. Die Steuerfahndung besuchte zuletzt die Geschäftsstelle des Vereins und die Villa von Runge. „Es ist unschön, was dort zuletzt passierte“, sagt Quotschalla und schaut nach vorne.
Für den WSV kam er in dieser Saison auf 17 Regionalligaspiele und zwei Tore. Zumeist wurde er im linken Mittelfeld eingesetzt. „Ich kann in der Offensive alles spielen, Angriff, hängende Spitze, Außenbahn“, unterstreicht der Fachabiturient die Vielseitigkeit, die für Trainer Roland Seitz ein großer Pluspunkt bei der Verpflichtung war. „Ich bin davon überzeugt, dass er uns gut tun wird“, glaubt der Oberpfälzer. Nach der ersten Trainingseinheit am Dienstag soll am Mittwoch das Debüt des allerersten Fan-Stürmers im Eintracht-Trikot folgen – im Testspiel bei Oberligist Röchling Völklingen (19 Uhr).
+++Eintracht in Kürze+++
Folgt auf Quotschalla ein zweiter Spieler? – Nicht unwahrscheinlich ist, dass Eintracht Trier bis zum Ende der Transferperiode am 31. Januar einen weiteren Neuzugang verpflichtet. Nach 5vier-Informationen besteht starkes Interesse an einem regionalligaerfahrenen Mittelfeldspieler. Auch die abgereisten Probespieler Erdogan Yesilyurt (Arminia Bielefeld) und Dominic Reinold (zuletzt SC Beira-Mar / Portugal) sind noch nicht aus dem Rennen, wobei der 19-jährige Flügelspieler aus Bielefeld hier wohl die besseren Karten hätte. „Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen“, so Geschäftsführer Dirk Jacobs. „Wir werden aber keinen holen, der nur den Kader auffüllt.“
Pagenburg im Training, Hollmann und Lewerenz verletzt – Torjäger Chhunly Pagenburg stieg nach seiner Adduktorenzerrung am Dienstag wieder ins Training ein und absolvierte nach den Lockerungsübungen mit der Mannschaft eine individuelle Einheit mit Physiotherapeut Johannes Wey. „Alles ging gut“, freute sich der Angreifer. Aussetzen mussten Torge Hollmann (Bänderdehnung), Steven Lewerenz (Überbein am großen Zeh) und Alon Abelski (Achillessehnenprobleme).
Wiedersehen mit Werner Weiß – Beim Testspiel in Völklingen gibt es ein Wiedersehen mit Werner Weiß, der den Oberligisten trainiert. In der Saison 2007/08 führte der Coach Eintracht Trier in die damalige Regionalliga West, wo er nach dem dritten Spieltag und einer 0:5-Heimniederlage gegen den BV Cloppenburg entlassen wurde.
Lubasa nach Uerdingen – Narciso Lubasa hat einen Tag nach seiner Vertragsauflösung in Trier einen neuen Verein gefunden. Wie im Vorfeld von 5vier berichtet, wechselt der Deutsch-Angolaner zum KFC Uerdingen, dem Tabellenführer der Oberliga Nordrhein.
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