Von Florian Schlecht
Seit 13 Jahren lebt Ralf Krewer in Bangkok. Der Fan von Eintracht Trier verfolgt aber nach wie vor die Auftritte seines Lieblingsvereins über das Internet – und fliegt zu vielen Spielen ein.

Ralf Krewer ist seit 1978 Fan von Eintracht Trier. Im fernen Bangkok fiebert er regelmäßig mit. Foto: Privat
Das erste Spiel, das er von Eintracht Trier gesehen hat? Da muss Ralf Krewer nicht lange überlegen. „1978 war das. Ein 1:1 gegen die Stuttgarter Kickers.“ Der Anreiz, warum er damals ins Stadion ging, war allerdings nicht sportlicher Natur. „Mich hat eine Klassenkameradin mitgenommen, mit der ich anbändeln wollte. Daraus ist nichts geworden. Dafür bin ich aber beim Fußball geblieben“, lacht der Fan, für den ein Spieler wie Erwin Hermandung zum Jugendheld wurde – und der seinen Herzensverein immer noch verfolgt, obwohl zwischen ihm und dem Regionalligisten mittlerweile über 9.100 Kilometer Luftlinie Entfernung liegen. Krewer wohnt seit 13 Jahren in Bangkok und sitzt meistens aufgeregt vor dem Computer, wenn Trier um Tore und Punkte kämpft. „Das ist immer aufreibend, wenn ich dann am PC oder I-Phone hänge“, lacht der 47-Jährige, der noch lieber vor Ort mitfiebert. Wenn er die Zeit hat und große Spiele anstehen, fliegt er sogar häufig noch von Thailand nach Deutschland, um vor Ort mitfiebern zu können. „Von Bangkok bis in meine Heimat nach Biewer bin ich 18 Stunden unterwegs“, erzählt er.
Doch wenn es um Fußball geht, ist Krewer kein Weg zu weit. Gerne erinnert er sich an das Halbfinale im DFB-Pokal 1998, als er ebenfalls einflog und das Aus gegen dem MSV Duisburg im Elfmeterschießen um Mitternacht sah. „Mir sind die Tränen nur so runter gelaufen. Ich habe auf der Tribüne mitgezittert und war trotzdem einfach nur glücklich, dass wir es so weit gebracht haben.“ Gänsehaut bereitet ihm auch nach wie vor der Sprung in die 2. Bundesliga in Hoffenheim. „Ich bin in Luxemburg gelandet, mein Vater wartete mit laufendem Motor im Auto, fünf Stunden später waren wir aufgestiegen.“ Auch den 3:2-Sieg im Pflichtspiel bei Eintracht Frankfurt hat er gerne in Erinnerung. „Am meisten vermisse ich hier den Fußball, den Trierer Wald und das Stubbi“, sagt Krewer.
Ein Jahr gespart – dann ins Studium nach China
Argumente für eine baldige Rückkehr sind das für ihn aber nicht. Denn in Asien ist der Marketingdirektor eines großen Krankenhauses in Bangkok heimisch geworden. Alles begann damit, dass er Chinesisch und Vietnamesisch in Berlin studierte. „Für mich hat das aber wenig Sinn gemacht, weil ich die Sprachen dort nicht anwenden konnte.“ Ein Jahr lang arbeitete er auf dem Bau, um sich ein Studium in China zu finanzieren. In Thailand hat er später eine Engländerin kennengelernt, die er geheiratet hat.
Und auch auf den Fußball muss er in Thailand nicht verzichten. „Ich spiele selber in der alten Herren bei den German Allstars mit“, erzählt er. Der deutsche Fußballklub ist der älteste Sportverein in Bangkok und wurde 1968 gegründet. „Im Land habe ich auch einige Trierer kennengelernt – eine Fernsehreporterin und einen katholischen Priester.“ Dazu hat er seine beiden Söhne Jerry (14) und Matthias (16), die mittlerweile auch Fans von der Eintracht sind. Wie der Papa. „Ich lese ständig auf allen Webseiten, was es Neues gibt“, lacht er.
Eine Rekordspende aus Bangkok
So war es für Krewer eine Selbstverständlichkeit, die Fanaktion für einen Neuzugang zu unterstützen. „Ich habe davon zuerst bei der ‚11 Freunde‘ erfahren und war total überrascht“, freut sich der Anhänger aus Bangkok, dessen Spende wohl die weiteste Entfernung zurückgelegt hat. Möglichst bald will er auch wieder im Stadion mit anfeuern, um so einen weiteren Beitrag zum Aufstiegstraum zu leisten. „Ich werde schon gegen den FSV Frankfurt II und Idar-Oberstein wieder dabei sein“, freut er sich.
Und mittlerweile sehen sogar seine Kumpels die Besuche von Krewer wieder locker, wenn er in Deutschland einfliegt. Denn über acht Jahre lang wartete er bei seinen Reisen auf einen Heimsieg. Erst beim 3:1-Erfolg gegen den Wuppertaler SV in der vergangenen Saison durfte er wieder jubeln. „Meine Freunde meinten, dass ich ansonsten Stadionverbot bekommen hätte“, flachst er. Im November war er das letzte Mal im Stadion, als Trier einen 0:2-Rückstand gegen Ulm in einen 3:2-Triumph umwandelte. „Ein super Spiel, das hat echt Spaß gemacht.“
Der Absturz in die Regionalliga wiegt für Krewer nicht schwer. Er hat als Fan schöne Zeiten erlebt, wenn auch mit einigen Kilometern Abstand. „Es könnte doch schlimmer sein. Traditionsvereine wie Borussia Neunkirchen kommen gar nicht mehr zurück und haben nicht diese Erfolge im Pokal gehabt.“ Die 3. Liga wäre aber für den Fan aus Bangkok ein echter Ansporn, noch häufiger Flüge nach Deutschland zu buchen. 18 Stunden hin, 18 Stunden her. Und irgendwann geht es vielleicht doch wieder ganz zurück nach Trier. „Wenn ich in Rente gehe, kann ich mir das gut vorstellen.“ Das erste Vorhaben steht dann auch schon fest. „Ich kaufe mir eine Jahreskarte von der Eintracht.“
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