Von Florian Schlecht
Michael Dingels staunte, als er das Ergebnis auf seinem iPhone im Krankenhaus sah: Der 6:1-Kantersieg von Eintracht Trier bei Hessen Kassel war ein traumhafter Jahresabschluss, der die Hoffnungen im Aufstiegsrennen weiter entfacht hat. Überragend beim kriselnden Meister waren Alon Abelski und Matthias Cuntz. Beim verletzten Fanliebling Dingels gab es indes Entwarnung nach einem Zusammenprall mit Morike Sako.
Das Endresultat erfuhr Michael Dingels, als er im Krankenhaus auf sein iPhone schaute. Den 6:1-Sieg von Eintracht Trier bei Hessen Kassel hatte der Innenverteidiger gar nicht mehr live miterlebt. Nach 14 Minuten wurde der Fanliebling mit einem blutüberströmten Gesicht vom Feld geleitet, nachdem er in einem Luftduell den Ellbogen von Gegenspieler Morike Sako abbekommen hatte. „Zum Glück ist nichts gebrochen. Das hat sich beim Röntgen gezeigt. Ich habe nur eine Gesichtsprellung, sehe aber noch ganz schön ramponiert aus“, nahm Dingels den ersten Schrecken am Sonntag schon wieder mit Humor. Tröstend war für ihn das deutliche Ergebnis: So hoch hat Trier in einem Auswärtsspiel in der Liga zuletzt am 14. Februar 1998 gewonnen. 6:0 ging es damals bei Germania Teveren aus.
Der Kantersieg bei Meister Kassel war ein traumhafter Abschluss des Jahres 2013, das kurioserweise mit einer 1:6-Klatsche bei Eintracht Frankfurt II begonnen hatte – und nun mit einem 6:1-Erfolg endete. Als Tabellendritter liegt Trier nach Punkten und auch nach der Tordifferenz gleichauf mit Mainz II, das den ersten Relegationsplatz belegt. „Wir haben eine gute Ausgangsposition. Nun müssen wir sehen, dass wir einen guten Start nach der Winterpause erwischen“, befand Dingels.
„Wir haben eine Mannschaft, die ihr Ding durchzieht“
So sah es auch Alon Abelski, der in Kassel mit einem Doppelpack und einem Assist zu den überragenden Spielern gehörte. „Wenn wir an die Leistungen nicht weiter anknüpfen, war alles umsonst, was wir uns aufgebaut haben.“ An den Einbruch mochte der Regisseur aber nicht glauben. „Wir haben eine Mannschaft, die ihr Ding durchzieht, Leistung bringt und guten Fußball spielt.“
Eine besondere Freude für Fußballfeinschmecker war es, Abelski im Zusammenspiel mit Matthias Cuntz zu sehen, der ebenfalls auf zwei Treffer und eine Vorlage kam. Die kreative Achse überforderte Kassel vollends. „Wenn ich das Spiel bis zum Ende so angegangen wäre wie bis zur 60. Minute, hätte ich sogar drei, vier Tore schießen können“, befand Abelski voller Selbstvertrauen. „Ein 8:1, 9:1 war hier drin.“
Aber auch so liest sich die Bilanz des Spielmachers nicht schlecht. Sieben Treffer hat er erzielt, acht weitere vorlegt. „Ich habe mir vor der Saison ein persönliches Ziel gesetzt, welche Quote ich erreichen will. Welches, das verrate ich aber erst im Mai. Ich bin auf einem guten Weg, aber noch nicht da, wo ich hinmöchte.“ Auch Cuntz frohlockte nach dem deutlichen Erfolg. „Heute hat einfach alles gepasst, das war ein toller Abschluss der Hinrunde.“
Sako entschuldigt sich, Seitz tröstet den Meister
In die Karten spielte Trier auch der frühe Platzverweis für Sako nach dem Schlag gegen Dingels. „Ich habe mir die Szene im Video ein paar Mal angesehen. Eine klarere rote Karte gibt es für mich nicht“, befand der Verteidiger, der das erste Pardon des gegnerischen Angreifers auf der Laufbahn noch im Schockzustand ignorierte. „Sako kam später aber noch in die Kabine. Ich habe seine Entschuldigung angenommen. Absicht will ich ihm sicher nicht unterstellen, solche Situationen passieren im Fußball einfach.“
Trainer Roland Seitz meinte: „Die Überzahl von 75 Minuten hat uns in die Karten gespielt. Aber es ist keine Selbstverständlichkeit, sie so auszunutzen. Nun mit 36 Punkten in die Winterpause zu gehen, ist wunderschön.“ Warme Worte hatte der Oberpfälzer auch für Kassel, das nach dem 0:6 in Kaiserslautern und dem 1:6 gegen Trier voll im Abstiegsschlamassel steckt. Interimscoach Sven Hoffmeister („Die Hessenliga hat diese Region nicht verdient!“) hielt ein bemerkenswertes und flammendes Plädoyer für den Zusammenhalt im Verein. Seitz stimmte da zu: „Vor fünf Monaten waren hier noch 18.000 Zuschauer im Relegationsspiel gegen Kiel im Stadion. Wenn man sieht, was heute los war, tut das einem Fußballerherz weh. Ich wünsche dem Verein, dass er schnell aus der Scheiße herauskommt.“
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