Es wird das Spiel des Jahres. 10.300 Zuschauer fiebern am Dienstag mit im Moselstadion, die Spieler von Eintracht Trier bereiten sich in einem Tageshotel vor. Um 20.30 Uhr ist dann die Stunde der Wahrheit – der Pokal-Knaller gegen den Hamburger SV.
Die Spannung auf den Knaller des Jahres war schon im Vorfeld zu verspüren. Die Kameras des SWR waren aufgebaut und filmten später noch Platzwart Sascha Quint, der als kleiner Junge schon HSV-Fan war und auf seinem Rasenmäher mit Trikot und Nummer 34 seine Runden drehte. Im Presseraum blitzten Minuten zuvor noch die Kameras, die Radio-Mikrofone waren angeschaltet, am Tisch vor der blauen Kaffeekanne saßen Trainer Roland Seitz und Vorstandsmitglied Ernst Wilhelmi mit leuchtenden Augen wie kleine Kinder vor dem Weihnachtsbaum.
Der Countdown läuft. Am Dienstag um 20.30 Uhr startet für Eintracht Trier der vorläufige Höhepunkt im Fußball-Kalender 2011, wenn es im DFB-Pokal vor 10.300 Zuschauern gegen den Hamburger SV geht. Damit ist eine Menge verbunden: Ein ausverkauftes Stadion, Träume von einer Sensation des chronisch-hartnäckigen Pokalschrecks von der Mosel, zarte Hoffnungen auf 600.000 Euro, die ein erneutes Weiterkommen in der zweiten Runde in die Kasse spülen würde, allen voran natürlich die Vorfreude auf ein Fest, bei dem der Regionalligist nichts zu verlieren hat. So weicht die Anspannung auch beim perfektionistischen Seitz der Gelöstheit. “Die ganze Region und die Mannschaft, alle fiebern dem Spiel entgegen. Ich hoffe, wir verkaufen uns gut, können das Duell lange offen halten und es vielleicht in der Schlussphase noch positiv gestalten.”
„Von 50 Spielen gewinnt 49 der HSV“
Keine Frage, die Favoritenrolle ist geklärt. Der Hamburger SV reist als Riese Goliath nach Trier, der nach der Verpflichtung von Trainer Thorsten Fink neues Selbstbewusstsein getankt hat, auch wenn er in der Bundesliga schon ordentlich gewackelt hat. Beim jüngsten 1:1 gegen den VfL Wolfsburg traten die Hanseaten spielerisch aber deutlich dominanter auf als in den Wochen zuvor, als Trainer Seitz sie noch gegen den VfB Stuttgart und Schalke 04 beobachtet hatte. “Es war zwar schön Bundesligaspiele zu sehen, aber die Fahrten waren im Nachhinein gestohlene Zeit”, so der Eintracht-Coach. Die 90 Minuten auf Sky sind nun Grundlage der Videoanalyse. “Wir richten unser Training danach aus und werden gucken, wie wir gegen die spielstarke Mannschaft gegenhalten.” Am Faktor Motivation dürfte es nicht scheitern: “Die Jungs sind voller Adrenalin.”
Thomas Drescher strahlte am Montag aber noch extreme Gelassenheit aus. “Die Anspannung kommt wahrscheinlich, wenn wir ins Stadion fahren”, lächelt der Kapitän. Die Vorbereitung der Mannschaft ist professionell, um ihre Chance zu nutzen. Trainiert wurde um 20 Uhr, um den Rhythmus schon auf einen feurigen Pokalabend einzustimmen, vor dem Spiel quartiert sich die Eintracht in ein Tageshotel ein, wo noch zusammen Nudeln gegessen werden. “Von 50 Spielen gegen uns gewinnt der HSV wahrscheinlich 49”, rechnet Drescher vor. „Doch wenn Ostern, Weihnachten und Geburtstag auf einen Tag fallen, können wir die Sensation schaffen.“ Drescher zieht seine Lockerheit aus der Ausgangsposition: „Wir brauchen uns nicht verrückt machen, sondern sollten dieses außergewöhnliche Spiel einfach genießen. Wichtiger ist für uns die Regionalliga.”
600.000 Euro und ein Wintertrainingslager
Finanziell wäre ein Weiterkommen für die Eintracht aber ein echter Lottogewinn. 287.000 Euro brachte alleine der 2:1-Sieg gegen den FC St. Pauli in der ersten Runde nur über die Prämien. 505.000 Euro würden bei einem Vordringen ins Achtelfinale überwiesen werden, die Zuschauerzahlen bei einem dann erneut vollen Haus noch gar nicht eingerechnet. Vorstandsmitglied Ernst Wilhelmi wollte sich mit dieser Summe gar nicht auseinandersetzen. “Ein Winter-Trainingslager könnten wir uns aber wohl leisten”, grinste er und guckte schelmisch zu Roland Seitz, der schon mehrfach auf eine solche Invesitition gedrängt hatte. Ein Winter-Trainingslager, das würde dem Eintracht-Trainer gefallen. In Zusammenspiel mit einer Pokalsensation gegen Dennis Aogo, Heiko Westermann und Co. vielleicht noch etwas mehr…
++++Das Pokal-Spiel in Splittern++++
Zwei Herzen in einer Brust – Der Rasen für das Pokalspiel ist bereits bereitet. Platzwart Sascha Quint schwang sich am Montag auf seinen Mäher, mit einem HSV-Trikot mit der Nummer 34 am Leib. Vor dem Pokalknaller schlagen zwei Herzen in der Brust des 40-Jährigen. “Ich drücke beiden Teams die Daumen”, sagt Quint, der als kleiner Junge schon HSV-Fan war, als Ernst Happel noch Trainer und Manfred Kaltz noch Vorlagengeber mit der Bananenflanke war. “Ich durfte immer lange aufbleiben, wenn die Europapokalspiele waren. Besonders gerne erinnere ich mich an ein Kopfballtor von Horst Hrubesch zum 3:4-Sieg bei Bayern München, das den HSV zum Deutschen Meister machte.” Schon bei der Auslosung freute sich Quint riesig über sein Wunschduell, in den letzten Tagen musste er aber mit bissigen Kommentaren leben. “Meine Kollegen haben schon gefrotzelt, dass der HSV verliert.” Seinen Lieblingsspieler Mladen Petric wird er dabei wohl nicht sehen. Laut Hamburger Medien fährt der angeschlagene Stürmer nicht mit nach Trier, ebenso wie Gökhan Töre und Gojko Kacar.
Fassungsvermögen und Sicherheit – 10.300 Besucher sind am Dienstag im Stadion, davon rund 2.000 Anhänger des HSV. Die Zuschauerzahl liegt nur knapp über der angestammten Kapazität von 10.256 Zuschauern. Der Grund: Zwischen dem Fanbereich der Hamburger in der Westkurve und den Eintracht-Fans auf der Gegengeraden muss ein Sicherheitspuffer eingerichtet werden, wodurch einige hundert Stehplatzkarten nicht in den Vorverkauf gingen. Die Kassenhäuschen bleiben am Dienstag geschlossen. Ansonsten steht die Sicherheit mehr im Vordergrund als in Ligaspielen. “Das Aufkommen von Polizei und Feuerwehr ist deutlich erhöht”, sagte Ernst Wilhelmi. Um 10 Uhr machten Vertreter von Verein, Verband und Stadt noch einen Rundgang mit Sicherheitscheck. “Bis zum Anpfiff ist alles erledigt.” Der Bezahlsender “Sky” mit Live-Berichterstattung und das ZDF mit Ausschnitten sind als Fernsehsender vor Ort.
Anreise zum Stadion – Das Moselstadion öffnet um 18.30 Uhr seine Pforten. Ein Pendelverkehr mit Bussen erleichtert den Weg zum Spiel. Im Fünf-Minuten-Takt geht es von den Parkplätzen an der Handwerkskammer, in der Loebstraße, der Rudolf-Diesel-Straße und am ehemaligen Riverside ab 18.25 Uhr zum Stadion und später in entsprechender Reihenfolge zurück. Der Verein bittet von außerhalb anreisende Fans, den Service zu nutzen. Der Radweg entlang der Zurmaiener Straße bleibt für parkende Autos Sperrgebiet. “Wir haben von der Stadt noch nichts erhalten, wie es weitergeht”, so Wilhelmi. “Das letzte Wörtchen ist in der Angelegenheit noch nicht gesprochen.”
Rahmenprogramm – Die Eintracht bietet vor dem Spiel ein Rahmenprogramm. So tritt die Band “De Funkis” auf, Ex-Spieler wie Harald Kohr und Vito Milosevic erinnern sich in Interviews mit den Stadionmoderatoren Martin Köbler und Peter Pries an frühere Pokalsensationen mit der Eintracht. In der Pause treten Spieler der SG Bausendorf zum Superschuss an.
Zeughausstraße gesperrt – Im Pokalspiel gegen den HSV wird die Zeughausstraße von 18.30 bis 23 Uhr gesperrt. Die Linie 85 wird daher umgeleitet. Die Busse Richtung Wilhelm-Leuchner-Straße fahren nach der Haltestelle Remigiusstraße in die Zurmaienerstraße, von dort weiter bis zur Haltestelle „Castelforte“. Eine Ausstiegshaltestelle für die Fahrgäste aus dem Maarviertel, ist in der Zurmaienerstraße eingerichtet.Die Busse Richtung Hauptbahnhof/Nells Park fahren ab Castelforte über die Zurmaienerstraße, Nordallee, von dort weiter nach Plan. Die Haltestellen im Maarviertel werden für die Dauer der Sperrung aufgehoben und in die Haltestellen der Linie 86 in die Paulinstraße verlegt.
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