Krimis aus Skandinavien haben nach dem großen Erfolg der Bücher mittlerweile einen Platz auf den Kinoleinwänden erobert. So war es nur eine Frage der Zeit, bis einer der Bestseller des Dänen Jussi Adler-Olsen als Film adaptiert wurde. ‚Erbarmen‘ ist ein routinierter, aber ungemein spannender Krimi mit einem Ermittlerduo, das überzeugt. Andreas Gniffke hat sich den Film im Trierer CinemaxX angesehen.
Es läuft nicht rund für Kommissar Carl Mørck (Nikolaj Lie Kaas, In China essen sie Hunde). Seine Frau hat ihn verlassen, dafür hat er seinen Stiefsohn an der Backe. Bei einem missglückten Einsatz unter seiner Leitung stirbt ein Kollege und sein bester Freund liegt seitdem querschnittsgelähmt im Krankenhaus. Mørck muss die Konsequenzen tragen und wird ins „Sonderdezernat Q“ versetzt, um im Archiv alte Fälle zu sortieren und abzuheften. Nicht nur die Akten, sondern auch die Laune des Polizisten ist im Keller. Selbst sein neuer Kollege Assad (Fares Fares, Kops) vermag es trotz meist blendender Laune nicht für Aufheiterung zu sorgen. Mørcks kriminalistischer Spürsinn wird geweckt, als er den eigentlich seit Jahren abgeschlossenen Fall einer verschwundenen und für tot erklärten Lokalpolitikerin in die Finger bekommt. Merete Lyngaard (Sonja Richter, Sons of Norway) soll angeblich Selbstmord begangen haben, indem sie sich von einer Fähre stürzte, doch Mørck will einfach nicht glauben, dass die fürsorgliche Politikerin ihren traumatisierten und geistig behinderten Bruder Uffe (Mikkel Boe Følsgaard) allein auf der Fähre zurückgelassen hat. Und er soll recht behalten.
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Über kurz oder lang wird ‚Erbarmen‘ sicher auf dem gewohnten Krimistammplatz am späten Sonntagabend im ZDF zu sehen sein, doch auf der großen Leinwand funktioniert der düstere Film von Regisseur Mikkel Nørgaard ebenfalls. Sein Held Carl Mørck ist kein klassischer Sympathieträger, was ja durchaus typisch für skandinavische Krimis ist. Er ist notorisch schlecht gelaunt, unhöflich und arrogant, so etwas wie Mitleid über seine verfahrene Situation will sich beim Zuschauer nicht einstellen. Und das ist gut so, denn der Starrsinn des Polizisten zahlt sich aus und die darüber hinaus für Polizisten nötige Sozialkompetenz bringt schließlich sein Kollege Assad mit. Der Film konzentriert sich auf die Kriminalhandlung, das vermurkste Privatleben Mørcks wird nur angerissen. In Rückblenden erzählt Nørgaard vom Martyrium Meretes, das beim Betrachter zwangsläufig eine ungemein düstere Beklemmung erzeugt. Brutalität und Gewalt überlässt der Regisseur meist der Phantasie des Zuschauers, wer allerdings Angst vor dem Zahnarzt hat, sollte vielleicht besser die Popkornvorräte auffrischen, wenn eine Zange ins Spiel kommt.
Fazit: Fans von Wallander oder Stieg Larssons Millennium-Trilogie werden auf ihre Kosten kommen. Ein düsterer Film Noir, der von Anfang bis Ende einen konstanten Spannungsbogen erzeugen kann. Auch die Darsteller, allen voran Nikolaj Lie Kaas als miesepetriger Kommissar wissen zu gefallen. Einem prickelnden Kinoabend steht für Krimifreunde also nichts im Wege.
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