Trier. Fast jeder Trierer kennt ihn: sei es durch seine bunten Outfits, seine Auftritte beim RTL Supertalent oder seine Präsenz in Trierer Diskos. Wir haben Renaldo Speller für ein Gespräch in unsere Redaktion eingeladen. Geplauert haben wir über sein Leben, Powerwalking, Castingshows und viel mehr.
Wer öfter durch die Innenstadt schlendert wird Renaldo Speller bestimmt schon gesehen haben: Er ist groß, trägt immer Sonnenbrille und hat ein Faible für farbenfrohe Kleidung. Man könnte ihn als „Trierer Original“ sehen – angefangen hat alles jedoch nicht in hier, sondern auf einem anderen Kontinent.
Von Südafrika nach Luxemburg
1974 kam Renaldo in Kapstadt, Südafrika auf die Welt. Seine Kindheit war nicht einfach – er wurde von seiner Mutter getrennt und wuchs bei seiner Großmutter auf. Dort wurde schon früh sein Interesse fürs Tanzen geweckt – mit fünf Jahren lernte er die ersten Tanzschritte von seiner Oma.
Mit zehn Jahren kam er wieder zu seiner inzwischen verheirateten Mutter nach Luxemburg. Zwischenzeitlich war er auch auf einem Internat in Belgien, um Französisch zu lernen. Als Jugendlicher hat er gefallen an Partys, Kneipen und Diskos gefunden. Dafür fuhr er gerne mal von Luxemburg nach Bitburg. „Ich war richtig ein Partyfreak gewesen, ich musste dreimal die Woche Tanzen. Mich konnten keine zehn Pferde zurückhalten nicht in die Diskothek zu gehen“, sagt Renaldo selbst. Sein Tanzfieber hat Früchte getragen: 1994 gewann er seinen ersten Tanzwettbewerb – viele weitere Gewinne folgten.
Nach einem Streit mit seiner Mutter wanderte er 1996 kurzzeitig in die USA aus. Nach ein paar Monaten kam er zurück nach Europa, da sein Job als Autoverkäufer nicht so gut lief. Fortan arbeitete er in Luxemburg als Rezeptionist auf dem Campingplatz seines Stiefvaters. Direkt nach seinen Schichten zog er Abends los in die Clubs der Region – da er morgens wieder Arbeiten musste, war wenig Schlaf angesagt: „Ich konnte leider keinen Tag ausschlafen, weil ich auf dem Campingplatz arbeiten musste. Sechs Jahre lang hab ich das so durchgezogen.“
Die Legende des Kung-Fu-Dance
Ein besonderes Talent Renaldos ist sein Kung-Fu-Dance, mit welchem er auch beim Supertalent auftrat. 1994 lernte Renaldo einen Kung-Fu-Meister kennen, trainierte den Kampfsport selbst auch jahrelang mehrere Stunden am Tag. Zudem hatte Renaldo einen Freund, mit welchem er sich regelmäßig Kampfsport-Filme in Videotheken ausgeliehen und angesehen hat. Als der Kung-Fu-Meister irgendwann angetrunken getanzt und Wing Tsun gezeigt hat, kam Renaldo die Idee: Shaolin-Kung-Fu als Tanzstil. Zusammen mit seinem Kumpel entwickelten sie den Stil, als sie in Clubs feiern waren: „Ich habe ihn bei seinen Moves zugeschaut, er hat mir bei meinen Moves zugeschaut. Der Vorteil war, ich kannte mich schon mit Kung-Fu aus. Irgendwie haben wir es geschafft, uns gegenseitig nach oben zu pushen, bis wir beide diesen Tanzstil sehr gut beherrscht haben“, erzählt Renaldo.
Sein Leben In Trier
Im Jahre 2002 zog Renaldo nach Trier. „Zur damaligen Zeit war es mein Wunsch gewesen, dass ich in Trier wohnen würde“, sagt er rückblickend. Grund war, dass er einfach näher an der Party-Szene sein wollte. Damals übernahm er die Wohnung eines Freundes im Regenbogenviertel – inzwischen lebt er immernoch dort. Seitdem ist Renaldo aktiv in der lokalen Diskoszene: „Ich war immernoch jedes Wochenende raus in Clubs gewesen die ganze Zeit, also ich hab nie aufgehört zu feiern.“
Renaldo arbeitete seit 2003 einige Zeit als Weinverkäufer per Telefon. Besonders von Vorteil waren seine multilingualen Sprachkenntnisse: „Ich hab damals überwiegend nach Luxemburg Wein verkauft, ich hab auch mehr Umsatz gemacht als meine Kollegen. Das war ein kleines Büro nicht weit vom Verteilerkreisel, in der Loebstraße.“ Nach einem Jahr musste das Unternehmen schließen – allerdings wurde Renaldo direkt von einer anderen Firma übernommen, die ebenfalls Wein per Telefon vertrieben hat. Um 2007 knickten die Weinverkäufe jedoch ein. Renaldo versuchte sich darauf eine Zeit lang als Model und Schauspieler. Das war allerdings nicht so erfolgreich für ihn – also entschied sich Renaldo, selbst als Scout für Castingagenturen zu arbeiten. Bis 2009 ging er diesem Beruf erfolgreich nach: Dann fasste er den Entschluss, seinen Weg als Künstler zu gehen und probierte sein Glück beim Supertalent.
Der Weg zum Supertalent
Erst hatte Renaldo kein Interesse beim Supertalent aufzutreten. Nach dem Auftritt seines Kumpels Mario Teusch bei DSDS zündete jedoch dessen Karriere als Entertainer – und Renaldo war bereit, es auch mal mit dem Supertalent zu probieren. Als erfahrener Disko-Tänzer hatte er schon seine Ideen, wie er den Zuschauern besonders im Gedächtnis bleibt: „Ich hab gedacht, wenn man im Showbusiness ist, muss man irgendwie cool gekleidet und für die Leute interessant sein.“ Im Jahr 2009 trat er das erste Mal beim Supertalent bei RTL auf. Er hat es als einer von mehreren tausenden Bewerbern durch die Vorcastings und in die Show geschafft: „Als ich im Backstagebereich beim Supertalent war hab ich Muffensausen bekommen. Na klar, wenn du auf der Bühne da stehst vor 5000 Leuten bist du sprachlos. Das war schon der Hammer gewesen“, erinnert er sich. Ein weiterer Auftritt 2012 folgte – weiter kam Renaldo jedoch bei keinem der beiden Auftritte.
Vorerst hat sich seine Präsenz im TV für ihn gelohnt: Diskotheken haben ihn nach seinem Auftritt gebucht, und es kamen viele Anfragen von interessierten Managern. Eine Zeit lang war Daimyo Jackson sein Manager, einer der bekanntesten Michael Jackson-Imitatoren Europas. In Zusammenarbeit mit ihm und dem Sylvester Stallone-Imitator Danko Caberica entstand auch der „POWER KUNG FU DANCER“ Song.
Trotz seinem Engagement wollte seine Karriere als Entertainer nicht ganz zünden. Darauf entschied sich Renaldo, wieder eine normale berufliche Laufbahn einzuschlagen. Allerdings hatte er Probleme, eine Anstellung zu finden: „Ein Arzt hat dann gemerkt: ich bin nicht für den allgemeinen Arbeitsmarkt geeignet.“ Nach weiteren Untersuchungen, auch durch einen Amtsarzt, musste Renaldo erst vor wenigen Jahren aufgrund gesundheitlicher Probleme in Rente gehen – trotzdem nimmt Renaldo noch aktiv und freudig am Leben teil.
Flott zu Fuß per Powerwalking
Eines weiteres seiner Talente ist das Powerwalking: „Das Powerwalking hatte ich damals in Südafrika schon entwickelt. Für mich war es nichts anderes als schnelles Marschieren. Ich hab mich mein Leben lang mit Powerwalking beschäftigt“, erklärt Renaldo.
Doch wie kommt man darauf, schnell zu marschieren? „Als Kind hab ich immer diese Filme geschaut wie Knight Rider oder Der Sechs Million Dollar Mann. Immer als ich da gesehen hab, wie schnell der war, war ich begeistert. Ich bin einfach nach dem Film immer um den Häuserblock in Afrika rum gelaufen. Ich hab immer weiter gemacht bis ich gemerkt habe, das will ich weiter machen“, erzählt er. Vom Begriff des Powerwalkings hat er während dieser Zeit nicht gehört – erst während seiner Zeit als Weinverkäufer entschied er sich selbst, seinen Sport so zu nennen.
Von Lego bauen, Videospielen und Animes
Doch was macht Renaldo überhaupt in seiner Freizeit, abgesehen vom Feiern? „Ich spiele immer noch gerne Videospiele. Ich hab schon mit zehn Jahren angefangen Videospiele zu spielen.“ Seine Lieblings-Konsolen sind das SNES und der SEGA Mega Drive, beides Klassiker aus den 80er- und 90er-Jahren. Auch war Renaldo stolzer Besitzer einer Sammlung von knapp tausend Spielen für verschiedene Systeme – bis er sich irgendwann entschied, diese zu verkaufen. Inzwischen spielt er alle seine Klassiker per Emulation auf seinem Laptop. Am liebsten spielt er Rollenspiele oder Strategiespiele. Zwei seiner Favoriten sind Final Fantasy X für die PS2 und Nintendos Fire Emblem-Reihe.
Auch ist Renaldo großer Fan von Animes: seine Lieblinge sind Klassiker wie DragonBall, Saint Seiya oder Naruto. 2014 entschied er sich, seine Garderobe mit Oberteilen seiner Anime-Helden zu ersetzen – wer ihn mal gesehen hat, kennt seine Shirts mit DragonBall- oder Naruto-Motiv. Auch liest er gerne Comics wie Spiderman oder Superman und ist Fan von Serien seiner Kindheit wie Battlestar Galactica, Knight Rider oder dem Sechs Million Dollar Mann: „Ich hab immer so ein System: ein-zwei Wochen lang Videospiele, ein zwei Wochen lang Comics.“
Ein weiteres seiner Hobbys ist Lego bauen. Mehrere große Sets von Star-Wars-Raumschiffen hat er zusammengebaut: „Je mehr Teile die Sets haben, desto schöner und wirklicher sehen sie aus.„ Diese großen Bauprojekte kosten aber ordentlich Zeit: „Mein Rekord liegt bei 98 Stunden. Ich habe praktisch jeden Tag 10 Stunden gebaut und zwei Wochen gebraucht.“ Trotz der frühen Rente hält sich Renaldo jung und ist auch abseits der Dancefloors aktiv.
DSDS und Supertalent ohne Dieter Bohlen – was sagt Renaldo?
Letztes Jahr trennte sich RTL von DSDS- und Supertalent-Juror Dieter Bohlen. Doch wie steht Renaldo als ehemaliger Teilnehmer dazu? „Ich hab gemerkt das ist ein Fehler gewesen. Ich meine, er hat DSDS gemacht, er war auch bei Supertalent einer der ersten gewesen, und er hats auch sehr gut gemacht, er hat die meiste Erfahrung darin. Er hat genau gewusst dass die Leute diese Sprüche auch mal hören wollen. Es war einfach so real wenn er sagt „das ist Scheiße“ oder so und ich glaube die meisten Leute haben das gemocht“, sagt Renaldo und zeigt sich enttäuscht von der Trennung.
Das Supertalent wurde erst dieses Jahr abgesetzt, DSDS leidet unter einer schwachen Zuschauerquote. Wie erklärt sich Renaldo das? „Ich meine die Show war gut aufgebaut gewesen damals und man hätte das nicht verändern sollen. Man sagt immer, wenn eine Waschmaschine nicht kaputt geht, warum austauschen?“, erklärt er. Auch kann sich Renaldo nicht mit den Änderungen der Sendung anfreunden: „DSDS von früher war tausendmal besser – man konnte sehen wie sie auf Urlaubsinseln waren, wie die da wirklich eine Zeit mit gehabt haben und diese Abenteuer mit erlebt haben, das war wirklich interessant und wir haben verschiedene Locations auch gehabt, man konnte wirklich fast alles sehen.“
Ein wahres „Trierer Original“
Seine Auftritte im Fernsehen liegen schon einige Jahre zurück – trotzdem wird er immer noch auf offener Straße erkannt: „Immer, egal wo ich jetzt hingehe, auch in der Trierer Innenstadt, da kommen immer mal ein paar Kinder oder Schulkinder oder Erwachsene die wollen mit mir ein Foto haben“, sagt Renaldo begeistert. „Manchmal sehe ich auch neue Leute die ich garnicht kenne, die kommen zu mir und sagen „Das ist der aus dem Metro oder der aus dem A1“ “, fügt er noch hinzu. Gelegentlich trifft er auch auf Leute, die ihn noch aus seiner Zeit in alten Trierer Diskos wie dem Riverside erkennen. Man merkt: über die Jahre hinweg hat Renaldo in Trier einen bleibenden Eindruck hinterlassen, auch abseits von Castingshows.
Was bringt die Zukunft?
Renaldo ist immer noch Stammgast in den Trierer Diskos, wie zum Beispiel dem Forum oder A1. Aber werden wir ihn irgendwann wieder über die heimischen Fernseher flimmernd Kung-Fu tanzen sehen? „Kann sein, dass ich mich wieder anmelde“, sagt er, „Ich muss nur gucken was mache ich, womit trete ich auf und so weiter.“ Trotz seiner Bereitschaft, es irgendwann wieder zu versuchen, ist er mit dem aktuellen Stand der Shows unzufrieden: „Aber so wie das aufgebaut ist gefällt es mir gar nicht mehr. Ich hab gesehen das Konzept ist anders aufgebaut, es sind fast keine witzigen Leute mehr dabei. Die Quote ist fast geschrumpft um das zehnfache an lustigen Kerlen, die dabei sind.“
Nach unserem Gespräch hatte Renaldo kein Problem damit, dass wir noch ein paar Fotos mit ihm knipsen wollten. Wir bedanken uns bei Renaldo für den privaten Einblick in sein Leben. Für kommende Auftritte, sei es in Clubs oder beim Supertalent, drücken wir ihm die Daumen.
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Kamui Silver meint
Ach du heilige, kranker Grillenkampfstil im Anfangsbild
Übrigens auch ein sehr interessanter Einblick in ein Trierer-Unikat. Konnte ihn schon ein paar Mal mit dem sehr eigenen Kleidungsstil in der Innenstadt sehen, habe ihn aber noch nie persönlich angesprochen. Durch den Artikel hat man so schon einen sehr guten Grundriss über seine Persönlichkeit bekommen 😀