Beim nächsten „Gastmahl“ am 21. Dezember kommen im Landesmuseum Theater auf die Bühne und Spezialitäten auf den Tisch. Wir waren bei den Vorbereitungen dabei.
Der Abend des „Gastmahls“. Die Türen werden für den sofort nach der Schließung des Hauses anrückenden Cateringservice geöffnet. Für den Fall der Fälle sind immer zwei Mitarbeiter des Museums vor Ort, damit vor, während und nach der Aufführung nichts passieren kann, was den Ablauf stören könnte.
Schälen, schnippeln, hacken, würzen, abschmecken
Währenddessen laufen im Hotel „Deutscher Hof“ die letzten Vorbereitungen. Es wurden bereits Tische und Stühle ins Museum transportiert und aufgebaut, Getränke vor Ort kühl gestellt und das frisch zubereitete Essen appetitanregend auf dem Buffet platziert. Kaum einer würde jetzt noch erkennen, dass fast 48 Stunden Arbeit dahinter stecken, in denen Verschiedenes in Öl eingelegt, geschält, geschnippelt, gekocht, klein gehackt, gewürzt und abgeschmeckt wurde. Gut, dass Frau Weber vom Hotel ein eingespieltes Team um sich hat, das bereits einige Jahre Erfahrung im Cateringservice mitbringt.
„Wir sind spezialisiert auf die Anpassung an den Raum und an die jeweilige Veranstaltung“, sagt sie. Trotzdem sei es immer wieder eine Herausforderung, in die nie richtige Routine einkehren kann. Man muss alles zehnmal nachprüfen bevor man losfährt, denn Dinge, die einmal vergessen wurden, kann man nicht eben mal holen fahren. Nicht zuletzt muss man auch an den Raum als solches denken; beispielsweise, so meint sie, gehen Rotwein- oder Fettflecken aus einem Sandsteinboden auch in 50 Jahren nicht wieder raus. Ein solch empfindlicher Sandsteinboden ist im kompletten Museum ausgelegt. „Man hat eine Verantwortung dem Raum gegenüber, ihn so zu verlassen, wie man ihn vorgefunden hat.“
Catering muss oft eine Punktlandung sein, besonders in Zusammenarbeit mit dem Museum, da der normale Museumsbetrieb nicht gestört werden soll. Neben dem Kochen, den wochenlangen Vorbereitungen, dem Erstellen von Listen und dem mehrmaligen Durchgehen aller Vorbereitungen muss also ein strikter Zeitplan eingehalten werden, ohne den es chaotischer ablaufen würde, als allen Beteiligten lieb wäre.
Proben, Kostüme schneidern, Texte lernen
Während der „Deutsche Hof“ also sein Buffet aufbaut und das Landesmuseum dafür sorgt, dass es keine bösen Überraschungen technischer Art gibt, machen sich die Schauspieler zum großen Auftritt bereit. Hinter der Bühne warten bereits die Mitarbeiterinnen der Kostüm- und Maskenabteilung, um in die antiken Togen zu helfen und etwas Makeup aufzutragen. Die Bühne und die Requisiten stehen schon an ihren Plätzen bereit und die Anspannung wird mit lockeren Sprüchen, Blödeleien und gemeinsamem Text-Durchgehen vertrieben. Einige Wochen vor den letzten Antikenfestspielen hat man mit den Proben begonnen, Kostüme anprobiert, Texte gelernt und an der Inszenierung getüftelt, um das Stück zum Auftakt der Festspiele präsentieren zu können. Eine Besonderheit des Stückes sind die philosophischen Texte, die allesamt aus Platons Feder stammen und sich um den Eros und somit die Liebe drehen. Damit dem Zuschauer das Ganze nicht allzu schwer im Magen liegt, ist die Inszenierung leicht und vor allem auf Witz und Kurzweiligkeit ausgelegt. Vielleicht nicht das Schlechteste bei dem teilweise schwer nachvollziehbaren Stoff.
Nach dem Erfolg der ersten und eigentlich letzten Aufführung kam allerdings die Frage auf: Warum nur einmal? Die Idee, das Projekt, das alle Sinne so harmonisch zusammenbrachte und vor 20 Jahren noch undenkbar gewesen wäre, auch nach den Antikenfestspielen weiterleben zu lassen, war geboren und zur neuen Spielzeit auch schnell in die Tat umgesetzt. Nicht zuletzt weil es für alle Beteiligten ein erfolgversprechendes Rezept darstellt und zudem „eine Menge Spaß macht“, laut eigener Aussage von Frau Weber. „Man sieht in den zufriedenen Gesichtern der Gäste, dass sich die Arbeit gelohnt hat“, sagt sie mit stolz geschwellter Brust.
Auch für das Landesmuseum bedeutet die Zusammenarbeit die Möglichkeit, den Zuschauern das Museum und die Antike auf eine gänzlich neue Weise nahe zu bringen und somit Lust aufs Museum zu machen. Frau Zimmer und Herr Köhne vom Landesmuseum bezeichnen das „Gastmahl“ in diesem Sinne als ein gelungenes Konzept, da es als Stück nicht nur unterhaltsam ist, sondern in diesem besonderen Rahmen eine Atmosphäre schafft, die dem Zuschauer die besondere Thematik des Stückes näher bringt.
Insgesamt verspricht diese Inszenierung einen kurzweiligen Abend, bei dem mehr als nur ein oder maximal zwei Sinne angesprochen werden. In entsprechender Atmosphäre, zwischen echten Altertümern aus Ton und Stein, werden literarische „Altertümer“ in Form altgriechischer Philosophie zu einem guten Essen gereicht. Es fehlen eigentlich nur noch ein paar Liegen um sich gänzlich dem symposiantischen Gefühl hingeben zu können. Allerdings bleibt es verständlich, wenn man bei dem abendlichen Preis von 47 Euro ins Grübeln gerät, gesagt sei an dieser Stelle aber auch, dass es sich hier um eine Rechnung handelt, in der Theaterkarte, Verpflegung und Eintritt ins Museum enthalten sind. Für Fans der Antike oder Platons Gedanken über den Eros lohnt sich der Einsatz und es wartet ein kurzweiliger Abend der Sinne auf einen.
Nächster Termin: 21. 12. 2010 im Landesmuseum, mehr Infos gibt’s dort auf der Homepage – Karten gibt es nur auf Vorbestellung
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