Zugunsten des Frauennotrufes werden auch in diesem Jahr in der TuFa die „Vagina Monologe“ aufgeführt. 5vier-Redakteurin Ingrid Ewen hat sie sich angesehen.
Als ich eine Freundin fragte, ob sie mich zur Aufführung der „Vagina Monologe“ begleiten möchte, begründete sie ihre prompte Ablehnung mit: „Das klingt schon so aggressiv.“
Ob man die Wörter in ihrer Kombination als aggressiv einstufen kann, weiß ich nicht. Einige der Monologe mögen diesen Eindruck vermitteln – andere klingen verletzt, verschüchtert, hilflos.
Die „Vagina Monologe“ stammen aus der Feder der New Yorker Theaterautorin Eve Ensler. Aus Interviews mit rund 200 Frauen entstanden, erzählen sie Geschichten von jungen Mädchen bis hin zu Seniorinnen von 70 Jahren und ihrer Sexualität. Es geht ebenso um die ersten Erfahrungen eines Teenies, wie auch um sexuelle Gewalt im kriegszerstörten Bosnien oder um lesbische Erfahrungen gestandener Frauen.
Die diesjährigen Aufführungen am 12. und 13. März finden in derselben Woche statt wie der Internationale Frauentag am 8. März. Auch für die diesjährige Inszenierung, deren Erlös dem Frauennotruf Trier zugute kommt, haben sich wieder Frauen aus der Region zusammengefunden. Ein bunt zusammengewürfelter Haufen, in dem Schülerinnen und Studentinnen ebenso vertreten sind wie eine Informatikerin und sogar Angelika Birk, Bürgermeisterin von Trier. Regie führt auch in diesem Jahr wieder Florence Absolu – ihres Zeichens Chansonsängerin und Dozentin an der Universität.
Statt reiner Monolog-Auftritte setzt die Inszenierung auf eine große Gesprächsrunde. Bis auf einige Ausnahmen sind die Darstellerinnen von Anfang an auf der Bühne. Nacheinander geben sie ihre Monologe zum Besten und doch scheint es, als würde eine Frauenrunde zusammensitzen und sich über das Thema „meine Vagina“ unterhalten.
Viele der Monologe sind humorvoll inszeniert. Die Ehefrau, die sich von ihrer Threapeutin auf Wunsch ihres Ehemannes überreden lässt, den Intimbereich zu rasieren, stellt nüchtern fest, dass er „trotzdem nicht aufgehört hat, rumzuvögeln“. Das Publikum lacht in dieser Szene genauso herzhaft wie gegen Ende, als zwei Dominas die verschiedenen Arten des weiblichen Stöhnens erläutern und das „Uni-Stöhnen“ ebenso für Erheiterung sorgt wie das „Nina-Hagen-Stöhnen“.
Nahe gehen aber vor allem die ernsten Monologe. Christine Kirsch spricht das Vergewaltigungsopfer im Bosnien-Krieg. Als sie am Ende ihre zerstörte Intimsphäre mit einem von Soldaten geplünderten und niedergebrannten Dorf vergleicht, herrscht anschließend tief bewegtes Schweigen. Man merkt der Darstellerin an, dass sie um Fassung ringt. Das Schicksal, das sie gerade geschildert hat, ist kein Einzelschicksal, wie eine dem Monolog vorangeschickte Statistik über sexuelle Übergriffe im Bosnien-Krieg belegt.
Gerade auf dieses und aber auch ähnliche Schicksale machen die „Vagina Monologe“ aufmerksam. Es soll nicht vergessen werden, dass immer noch ein großer Teil der weiblichen Bevölkerung irgendwann im Lauf des Lebens Gewalt in Form von sexueller Nötigung oder Missbrauch erfährt. Eve Enslers Stück, obwohl häufig kritisiert, gibt den Frauen eine Stimme, die sonst oft totgeschwiegen werden.
Den Schauspielerinnen gelingt es durchweg, sowohl die komödiantischen wie auch die ernsten Stellen angemessen zu spielen und das Publikum mitzunehmen. Die durchaus anwesenden Männer im Publikum sind genauso erheitert wie die Frauen über die Frage, warum sich die Frau mit einer Schrotflinte wie dem Penis, mit rund 4000 Nerven, zufrieden geben sollte, wo sie doch mit der Klitoris eine halbautomatische Maschinenpistole, mit der doppelten Anzahl an Nerven, ihr Eigen nennen kann.
Obwohl nicht mit Profis besetzt, muss sich die Inszenierung in der Tufa vor hochkarätiger Konkurrenz wie Iris Berben oder Esther Schweins keineswegs verstecken.
Ingrid Gödde meint
Ich würde gerne den Arztikel/die Kritik zu den Vagina Monologen ausdrucken – wie geht das?
Anmerkung der Redaktion: Wir sind momentan dabei, einen Button zu integrieren, der Ihnen das Drucken von Artikeln erleichtert. Einfach noch mal in den nächsten Tagen reinschauen. Dann müsste es funktionieren. Danke für Ihr Verständnis!