Von Oliver Maywurm
Am Ende war es deutlich. Mit 31:43 (14:21) verloren die Trierer Miezen am Samstagabend ihr Bundesligaspiel in der Arena gegen den Tabellenvierten VfL Oldenburg. Der Sieg des amtierenden Pokalsiegers war letztlich verdient, allerdings konnte das Heimteam von Trainer Jörn Ilper phasenweise gut dagegen halten. Hoffnung also für den Showdown in zwei Wochen in Koblenz, der auch gegen Oldenburg in der Halle schon allgegenwärtig war.
Das Wort Generalprobe geisterte schon vor dem Spiel merklich durch die Atmosphäre in der Arena. In zwei Wochen gilt’s so richtig. Auswärtsspiel bei den Vulkan-Ladies Koblenz/Weibern. Ein Sieg ist Pflicht, um weiter vom Klassenerhalt träumen zu können. Gegen den klaren Favoriten aus Niedersachsen am Samstag schien der Tenor derweil schon vor dem Anwurf klar zu sein: Einspielen fürs Abstiegsendspiel und dabei schauen, was möglich ist. Die Erwartungshaltung wurde zusätzlich gedämpft durch die Grippewelle, die letzte Woche im Ilper-Team Einzug nahm und einige Spielerinnen nur eingeschränkt trainieren ließ.
Die Miezen erwischten einen Stotterstart. Abspielfehler in der Vorwärtsbewegung machten es den Gästen leicht, bereits nach knapp zwei Minuten mit 3:0 in Front zu liegen. Trainer Jörn Ilper musste früh eine Auszeit schalten, um den Drive des Auswärtsteams zu bremsen und seinen Spielerinnen die Anfangsnervosität zu nehmen. Die Maßnahme fruchtete. Angetrieben von der entschlossen zu Werke gehenden Nathalie Adeberg ließ sich das Miezen-Spiel plötzlich gut an und es stand prompt 4:4. Lautstark angefeuert von ihrem Coach an der Seitenlinie und den unermüdlichen Trommlern auf der Tribüne bekamen Adeberg, Gutierrez und Co. Zugriff auf die Partie.
Gut 20 Minuten lang ein enges Spiel, dann fehlte in Unterzahl die Gegenwehr
In der Folge entwickelte sich zunächst ein ausgeglichenes, flottes Bundesligaspiel, in dem der Tabellenvorletzte seinen Gästen stets auf den Fersen blieb. Ein ums andere Mal schien es, als ob das Spiel mit dem begeisterungsfähigen Publikum im Rücken nun zugunsten der Gastgeberinnen kippen könnte. Durchsetzungsvermögen am Kreis und leidenschaftliche Wurfgewalt ließen den Funken bei den Toren zum Ausgleich (4:4, 6:6, 7:7) zu den Fans überschwappen. Der High-Noon in Koblenz war zu dieser Phase in der Arena aus dem Bewusstsein gerückt worden. Denn die Partie gegen die Gäste aus dem Norden stand auf der Schwelle, eine Überraschung in den Bereich des Möglichen zu katapultieren. Doch der entscheidende Punch an Durchschlagskraft, der letzte Tick Überzeugung, sogar mal selbst in Führung gehen zu können, er schien zu fehlen.
Stattdessen kam nach gut 20 Minuten der Knackpunkt im Spiel der Blau-Schwarzen. Nach Zeitstrafen für teilweise unnötige Fouls kurzfristig in doppelter Unterzahl spielend, verloren die Trierinnen den Faden und Oldenburg konnte den Spielstand, angeführt von der Dynamik einer stark aufgelegten Laura van der Heijden (zehn Tore), in den letzten acht Minuten der ersten Hälfte von 12:13 auf 14:21 nach oben schrauben. Der Funken im Rund war zur Halbzeit fast schon wieder erloschen. „Aus dieser Krise, die mit der Unterzahlsituation begann, haben wir uns leider 30 Minuten lang nicht richtig befreien können“, trauerte Jörn Ilper der versäumten Überraschung nach.
Die ersten fünf Minuten nach dem Seitenwechsel konnte Trier aber noch einmal ausgeglichen gestalten und zumindest in Schlagdistanz verharren (18:24). Doch nach knapp zwei Drittel des Spiels klebte den Werferinnen von der Mosel minutenlang das Pech an den Händen, sodass Oldenburgs Torfrau in dieser Phase kaum hinter sich greifen musste.
Die Norddeutschen dagegen zeigten nun ihre ganze Klasse, waren sehr effektiv im Spiel nach vorne und fegten zeitweise regelrecht durch die Arena. Folgerichtig zogen die Gäste aus den Top-Vier der Tabelle relativ mühelos mit einem 5:0-Lauf auf 19:31 davon.
Der Drops war gelutscht. In der Folge konnte der VfL zwischenzeitlich gar einen 16-Tore-Vorsprung herauswerfen. Trier hatte es der oft gut reagierenden Torfrau Anne Bocka zu verdanken, dass es nicht noch häufiger im eigenen Gehäuse einschlug.
Die letzten Minuten als Lichtblick für das Spiel in zwei Wochen
In der Schlussphase nahm Oldenburg ein, zwei Gänge raus. So konnten die Miezen sich erholen und vor dem gegnerischen Tor doch noch etwas Selbstbewusstsein tanken. Aus dem einstweiligen 23:39 wurde so am Ende noch ein weniger deutliches 31:43. Besonders Carolin Schmeele, mit acht Toren beste Werferin im MJC-Team, tat sich dabei mit einigen sehenswerten Treffern hervor.
„Ab der 50. Minute haben wir wieder am Spiel teilgenommen, haben gekämpft. Da müssen wir weiter machen. Dabei spielt es auch keine Rolle, dass zu dieser Zeit größtenteils schon der zweite Anzug der Oldenburger spielte“, befand Miezen-Coach Ilper bei der Pressekonferenz. Trotz aller Enttäuschung über die Niederlage, die auch der Trainer eingestand, lag der Fokus für die Fans schnell wieder auf dem Abstiegsgipfel gegen Koblenz in 14 Tagen, auf den der Hallensprecher bereits Sekunden nach der Schlusssirene aufmerksam machte.
Auf den ersten gut 20 und den letzten zehn Minuten gilt es nun aufzubauen, um am Deutschen Eck zu bestehen. Wenn die Mannschaft die Leistung aus diesen Abschnitten dort konstant über 60 Minuten aufs Parkett bringen kann, sind die Vulkan-Ladies zu knacken. Jörn Ilper gab sich daher zuversichtlich: „Wir haben uns in den letzten Monaten stetig weiterentwickelt. Ich habe hundertprozentiges Vertrauen in die Mannschaft.“
Vielleicht schwirrt dann ja beim nächsten Auftritt in Koblenz das Wort Auswärtssieg durch die Halle. Es wäre so wichtig.
Gegen Oldenburg spielten:
Anne Bocka (TW), Verena Flöck (TW), Miroslava Jelicic (2 Tore), Cristina Cabeza Gutierrez (2 Tore), Andrea Czanik (3 Tore), Judith Derbach (3 Tore), Lena Zelmel (3 Tore), Megane Vallet (4 Tore), Nathalie Adeberg (6 Tore), Carolin Schmeele (8 Tore)
Am Samstag, 16.02., reist der Miezen-Tross zum vorentscheidenden Spiel im Abstiegskampf gegen die Vulkan-Ladies Koblenz / Weibern nach Koblenz. Anwurf ist um 19:30 Uhr. Das Hinspiel in Trier im Oktober ging denkbar knapp mit 28:29 verloren.
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