Von Florian Schlecht
Rheinlandpokal-Halbfinale, Teil 1: Am Mittwoch kämpfen ab 14.30 Uhr der SV Morbach und der FSV Salmrohr um den Einzug ins Endspiel. Das Verhältnis beider Klubs ist vor dem Derby angespannt.
Wenn Kevin Greweling gefragt wird, warum er im Halbfinale des Rheinlandpokals an eine Überraschung glaubt, muss er bei seiner Antwort nicht weit in die Vergangenheit zurückgehen. Der Co-Trainer des SV Morbach ist vor dem Duell mit dem FSV Salmrohr (Mittwoch, 14.30 Uhr) ein ausgebuffter Experte darin, den Favoriten aus der Oberliga straucheln zu lassen. In der vergangenen Saison gelang Morbach mit einem 2:1 in der vierten Runde der große Coup, ein Jahr zuvor warf das Team den damaligen Ligarivalen ebenfalls aus dem Wettbewerb. Zeitzeuge der Sensationen war Greweling, der beide Male im Tor stand – mittendrin, statt nur dabei.
„Man kann so sagen, dass Salmrohr uns immer ganz gut lag“, lacht er und hofft am Maifeiertag auf eine Wiederholung der Ereignisse. „Ich glaube schon, dass sie gehörigen Respekt vor uns haben.“ Auch, wenn sich in Morbach einiges verändert hat, wie Greweling betont. „Früher waren in den Spielen viele Jungs dabei, die früher selber für den FSV aufgelaufen sind. Die waren heiß gegen ihren Ex-Verein. Jetzt sind nicht mehr ganz so viele da, was etwas von der Brisanz rausnimmt.“ An der nötigen Motivation wird es der Mannschaft dennoch nicht mangeln. Denn Morbach hat schon mit dem Halbfinaleinzug einen Eintrag in die Geschichtsbücher geleistet. „Das war das erste Mal, das der Verein so weit gekommen ist. Jetzt wäre es für uns ein riesiges Highlight, noch den nächsten Schritt zu gehen. In ein Finale gegen Rossbach oder Trier.“
Höhenflug in Morbach, Tief in Salmrohr
In das Derby starten beide Klubs, deren Anlagen nur rund 36 Kilometer voneinander entfernt liegen, mit unterschiedlichen Voraussetzungen. Morbach, das lange um den Klassenerhalt in der Rheinlandliga zittern musste, hat das Abstiegsgespenst spätestens mit den jüngsten Siegen gegen Bad Breisig (3:1) und Ellscheid (6:0) verjagt. „Was Besseres konnte uns vor dem Spiel gegen Salmrohr nicht passieren. Bislang kam nie so die hundertprozentige Pokal-Euphorie auf, weil wir immer den Kampf um den Klassenerhalt in den Hinterköpfen hatten“, betont Greweling. „Jetzt ist die Freude groß, jeder ist heiß auf das Spiel. Das hat man schon im Training gemerkt.“
Mit der Verpflichtung von Bernd Schreiber als Übungsleiter ist dem Rheinlandligisten im März ein kluger Schachzug gelungen. „Wir stehen seitdem kompakter. Und die entscheidende Umstellung war es, Jan Brandscheid vom Flügel ins Zentrum zu stellen“, so Greweling. Der Angreifer, der vor wenigen Wochen von 5vier interviewt wurde, hat in den letzten sechs Spielen sieben Tore geschossen. „Die Qualität in unseren Reihen stimmte immer“, freut sich der Trainer-Assistent über den Trend. „Jetzt ist der Knoten geplatzt.“
Ganz anders sieht die Seelenlage des FSV Salmrohr aus. Innerhalb von einer Woche hat der Oberligist mit dem 0:2 gegen Zweibrücken, dem 0:0 bei Saarbrücken II und dem 0:3 in Mechtersheim die Chancen auf den Aufstieg verwirkt. Friedhelm Rach glaubt aber an eine Trotzreaktion im Pokal. „Die Mannschaft hat sich zum Essen getroffen und die Situation besprochen“, sieht er im Team einen neuen Ehrgeiz aufflackern. Vor Morbach warnt der Sportliche Leiter aber. „Sie haben eine aggressive, kämpferisch starke Mannschaft und ihr Publikum im Rücken.“ Trainer Patrick Klyk kündigte am Wochenende ehrgeizig an, dass Morbach sich „auf was gefasst machen“ könne.
Angespanntes Verhältnis
„Das haben wir wahrgenommen. Aber wir stehen nicht unter Druck. In Salmrohr kann die Saison innerhalb von 14 Tagen den Bach runtergehen“, meint Greweling. Für Missmut hatte auf beiden Seiten dazu die Terminansetzung gesorgt. Salmrohr wollte bereits am 30. April spielen oder am 7. Mai. Das war Morbach nicht möglich. Einer Verlegung der Uhrzeit auf den frühen Abend, weil der Lokalmatador noch Unterstützung beim örtlichen Maifest leistet und einige Verantwortliche das Pokal-Duell nun nicht sehen können, stimmte Salmrohr nicht zu.
„Dann wären wir wieder am nächsten Tag kaputt gewesen. Und wir hatten schon so viele englische Wochen“, betont Rach, der nach schon am Wochenende beim Besuch mit der Reserve in Morbach erlebte, dass ein brisantes Pokalspiel auf beide Teams wartet. „Dort wurde vier Mal am Mikro durchgesagt, dass das Spiel wegen der Verantwortlichen von Salmrohr nicht verlegt wurde. Das ist kein guter Stil.“
Das Verhältnis ist angespannt. Es geht ja auch um eine Menge. Denn der Sieger dürfte dann nicht nur von Eintracht Trier träumen – sondern vom Einzug in den DFB-Pokal und Bayern München. Greweling glaubt an eine erneute Überraschung: „Wir sind krasser Außenseiter. Aber wenn wir unsere kämpferische Linie in die Waagschale werfen und uns das Derbyfieber packt, ist was drin für uns.“ Auch Rach ist optimistisch: „Wir wollen unbedingt gewinnen.“
Kommentar verfassen