In „Safe House“ schickt Regisseur Daniél Espinosa Denzel Washington und Ryan Reynolds auf eine atemlose Hatz durch Kapstadt und fackelt ein furioses, wenn auch etwas vorhersehbares Actionfeuerwerk ab. 5vier.de-Redakteur Andreas Gniffke hat sich den Film angesehen.
Tobin Frost (Denzel Washington) ist der Staatsfeind Nr. 1. Der ehemalige CIA-Agent hat die Seiten gewechselt und handelt nun mit brisanten Informationen. Doch ein Deal im südafrikanischen Kapstadt endet im Chaos und Frost flüchtet ins amerikanische Konsulat, wo man das Glück kaum fassen kann. Frost soll in ein Safe House gebracht werden, eine unverdächtige Wohnung, in der sich aber ein Hochsicherheitstrakt mit angegliedertem Folterkeller verbirgt. Bewacht wird das Safe House vom Nachwuchsagenten Matt Weston (Ryan Reynolds), der von der großen CIA-Karriere träumte, nun aber monatelang Däumchen drehen musste, denn Gäste sind Mangelware. Doch die Zeit der Langeweile ist für Weston nun vorbei. CIA-Ermittler versuchen mit allen Mitteln an Frosts Informationen zu kommen, doch alle Überredungsversuche inklusive Waterboarding prallen an dem Verräter ab. Wenig später stellt sich heraus, dass das Safe House doch nicht so sicher ist wie gedacht und schwerbewaffnete Gangster stürmen die Wohnung und töten die Agenten. Weston und Frost können in letzter Sekunde entkommen und bekommen den Auftrag, erst einmal unterzutauchen, was sich recht schwierig gestaltet, wenn man in der Kapstadter Rush-Hour ein Chaos anrichtet, das dem Schrottplatz der Ludolfs zur Ehre gereichen würde.
Nun entwickelt sich ein eher untypisches Buddy-Movie, denn Frost ist dem jungen Agenten in allen Belangen haushoch überlegen und bereitet schon wieder seine Flucht vor. Darüber hinaus lauern an allen Ecken und Enden Feinde, die Frost ans Leder bzw. seinen Datenchip mit Informationen wollen und von denen niemand so genau weiß, wer sie überhaupt sind und in wessen Auftrag sie handeln. Der Tag für Matt Weston läuft alles andere als optimal, vor allem als ihm sein Gefangener auch noch abhanden kommt. Nun muss er über sich hinauswachsen.
Erst vor wenigen Wochen feierte der Agententhriller „Dame, König, As, Spion“ Premiere, in dem die Agenten tatsächlich im Geheimen und ohne großes Aufsehen zu erregen operieren. Der chilenisch-schwedische Regisseur Daniél Espinosa hat einen gänzlich anderen Ansatz und inszeniert „Safe House“ als einen rasanten Actionkracher, bei dem die amerikanischen Agenten eine Spur der Verwüstung durch Südafrika legen. Es knallt und explodiert an allen Ecken und Enden und Espinosa sind wirklich beeindruckende Verfolgungsjagden und Schießereien gelungen. Die Schnittfolge ist atemberaubend und eine verwackelte Handkamera kommt reichlich zum Einsatz. Bei Computerspielen gibt es in solchen Fällen stets eine Epilepsiewarnung und tatsächlich erinnert „Safe House“ stellenweise an einen Action-Shooter an der Konsole.
Denzel Washington sorgt dabei aber auch für schauspielerische Highlights. Mit stoischer Ruhe und einem süffisanten Lächeln auf den Lippen beobachtet er die leicht panischen Versuche des Jungagenten, seiner Aufgabe irgendwie gerecht zu werden. Recht bald zeigt sich, dass die Rollen zwischen Gut und Böse nicht ganz so klar verteilt sind wie gedacht und auch Washington darf seiner Figur schließlich noch etwas Moral spendieren. Ryan Reynolds bleibt dagegen etwas eindimensional. Zwar nimmt man ihm seine Mischung aus Karrierebewusstsein und Überforderung durchaus ab, er ist aber auf alle Fälle eher für die körperlichen Aspekte des Films vorgesehen, Tiefe kann man kaum erwarten. Eine etwas unnötige Liebesgeschichte versandet auch, ohne der Figur weitere Facetten zu geben.
Tiefe und eine durch und durch logische Handlung dürften wohl die wenigsten Zuschauer erwarten, dafür wird man mit knallharter Action entschädigt. Sicher keine große Kinokunst, aber ordentliches Popcornkino. Muss ja auch manchmal sein.
„Safe House“ läuft im Cinemaxx Trier.
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