Föhren: Im Rahmen der Schöpfungszeit veranstaltet die Katholische Erwachsenenbildung im Bistum Trier eine Kräuterwanderung mit anschließendem Kräuterbuffet in Föhren. Unsere Redakteurin Tabea ist mitgegangen und hat frische Kräutertips für euch.
Waldspaziergänge sollen eine beruhigende Wirkung haben. Aber was, wenn der Proviant fehlt, die Mückenstiche jucken oder die Natur ruft, aber kein Klopapier zur Hand ist? Dann kann die Entspannung schon Mal ausbleiben. Doch wer die richtigen Kniffe kennt, kann nicht nur die Waldidylle richtig genießen, sondern auch nachhaltiger leben und dabei Geld sparen. Wie das geht, zeigt die Kräuterpädagogin Beate Stoff bei der Kräuterwanderung in Föhren.
Kräuter soweit das Auge reicht noch bevor der Wald beginnt
Die Wanderung, die eigentlich eher ein Spaziergang ist, beginnt an der alten „Bakscheier“, der renovierten Backstube neben dem neu eröffneten Heimatmuseum in Föhren. Dort wird schon das Brot gebacken, mit dem alle Teilnehmenden beim anschließenden Kräuterbuffet belohnt werden. Doch zunächst geht die kräuterinteressierte Gruppe ein paar Schritte bis zum Ortsrand mit der Aufgabe, alles zu sammeln, was das Interesse weckt. In diesem fünfminütigen Fußweg entlang der Straße konnten bereits 19 Kräuter gefunden werden. Das meiste davon ist sogar genießbar und alles auf die ein oder andere Art für den Menschen nutzbar.
Kräuter in der Küche – lecker und gesund
Unterhaltsam beschreibt Beate Stoff jede Pflanze und hat auch das ein oder andere Rezept parat. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass junge Löwenzahnblätter nicht nur als Salat eine gute Figur machen? Man kann aus den Blüten auch ein leckeres Sirup zubereiten und mit den angebratenen Knospen Gerichte verfeinern.
Ein richtiger Allrounder ist ebenfalls ein vermeintliches Unkraut: die Brennnessel. Als harntreibender Tee ist sie schon in aller Munde, aber dass die oberen Blätter sogar essbar sind, wissen die Wenigsten. Die Brennhaare stellen dabei kein Problem dar, wenn man die Pflanze nur grob genug anfasst. Zudem haben die Samen der Brennnessel einen hohen Nährstoffgehalt, weshalb sie ein hervorragendes Topping fürs Müsli oder Frühstücksbrötchen abgeben. Diesen Vorteil wissen auch Pflanzen zu schätzen, weshalb man mit Brennnesseljauche gut den Garten düngen kann.
Und wer bei der nächsten Grillparty Eindruck schinden möchte, kann einfach ein paar Walnussblätter mit Schafskäse füllen und dem Käse damit ein extra nussiges Aroma verleihen. Für Einsteiger eignen sich jedoch die nicht so herben Blätter der Linde besser, die Insider deshalb auch „Kopfsalat unter den Baumblättern“ nennen.
Für jedes Wehwehchen ein passendes Kraut
Abseits der kulinarischen Freuden haben die Kräuter aber auch einen gesundheitlichen Nutzen. Der Spitzwegerich ist der 1.Hilfe-Kasten für unterwegs. Das darin enthaltene Zinkoxid wirkt schmerzlindernd bei Mückenstichen, Sonnenbrand und anderen Irritationen an der Hautoberfläche.
Bei kleineren Verletzungen kann die Schafgarbe Abhilfe schaffen. Deren Gerbstoffe wirken desinfizierend und wundheilend. Alles, was man dafür tun muss, ist, den Saft über der verletzen Stelle auszudrücken.
Falls sich die Wanderung im Wald schon in Fußschmerzen bemerkbar macht, sollte man Ausschau nach Beifuß halten. Wie der Name schon verrät, legt man die Blätter zwischen Fußballen und Socke und trägt müde Füße somit noch ein paar Meter weiter.
Und sogar für seelische Beschwerden gibt es das passende Kraut. So hilft zum Beispiel Johanniskraut mit seiner beruhigenden Wirkung gegen den Herbst-Blues.
Wem das noch nicht genug ist, kann sich aus Efeu ganz einfach eigenes Waschmittel herstellen und ein paar Euro sparen. Efeu enthält nämlich Seifenstoffe, die sich im Wasser durch reichliches Schütteln lösen. Daher reicht es schon die Blätter in einen alten Strumpf zu stopfen und mit der Wäsche in die Waschtrommel zu werfen.
Der Huflattig kann anderweitig im Haushalt helfen: er ist ein hervorragender Klopapier-Ersatz und bei langen Wanderungen oder ausverkauften Supermärkten die letzte Rettung.
Ein Thema von weltweiter Brisanz
All das nützliche Wissen um Heilpflanzen und heimische Kräuter als Nahrungsquelle, welches in Deutschland in Vergessenheit geraten ist, wird in anderen Ländern noch lebendig gehalten: zum Beispiel in Bolivien. Vor dem Hintergrund der Bolivien-Partnerschaftswoche des Bistum Trier stehen daher Initiativen rund um gesunde Ernährung im Fokus. Deren Ziel ist es, das von der Pandemie geschädigte Gesundheitssystem durch die Unterstützung der Selbstversorgung in Familienbetrieben zu entlasten und mit der Weitergabe traditionellen Wissens Mangelernährung und Hunger zu bekämpfen. Die Katholische Erwachsenenbildung will damit nicht nur den Horizont hinsichtlich heimischer Kräuter, sondern auch der Ländergrenzen erweitern.
Das etwas andere Abendbrot
Im Anschluss an den lehrreichen Waldspaziergang kann man sich diese Horizonterweiterung vor allem schmecken lassen. In gemeinschaftlicher Arbeit hat man schnell alle von Frau Stoff vorgesammelten Kräuter und Blüten kleingehackt. Endlich kommt auch das frisch gebackene Weizen -und Roggenbrot zum Einsatz. Nun lässt sich austesten, ob eher der säuerlich schmeckende Waldsauerklee oder doch die würzigen Samen der Wilden Möhre der Favorit fürs Butterbrot werden.
Wen die Sorge umtreibt, sich beim Kräutersammeln ohne Aufsicht vergreifen zu können, kann zur Sicherheit auch aus einer Vielzahl von Pflanzenbestimmungs-Apps auswählen. Allerdings können diese das fachlich vermittelte Wissen direkt an der Pflanze nicht ersetzen, weshalb sich der Besuch einer Kräuterwanderung allemal lohnt.
Ein Überblick der weiteren Veranstaltungen:
Weitere Informationen zur Bolivien-Partnerschaftswoche vom 25.9 bis 2.10.
Weitere Veranstaltungen der KEB zur Schöpfungszeit findet ihr hier!
Nächste Kräuterwanderung von Beate Stoff findet am 25.09 in Trier-Quint statt.
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