Von Daniel Maximini
Ein schöneres Wetter für ein Fußballspiel konnte man an diesem Samstag wohl nirgends finden, als in Hesperange, wo die A-Nationalmannschaft Luxemburgs einen Gegner „auf Augenhöhe“ empfing. Zu Gast war die Nationalmannschaft der Färöer-Inseln, manch einem Fußballkenner wohl noch vom legendären 1:0 gegen Österreich bekannt, als Torkil Nielsen in der Qualifikation zur EM 1992 dem Alpenstaat ein nationales Trauma verpasste.
Seitdem sind Siege der Färinger ähnlich rar gesät wie die der Luxemburger. Wen wundert es. Die Färöer-Inseln haben gerade mal 48.000 Einwohner, vergleichbar also etwa mit der Ortschaft Konz nebst umliegenden Dörfern. Der SV Konz spielt bekanntlich Bezirksliga, allein diese Tatsache würde Luxemburg wohl zum Favoriten in dieser Partie machen, wären von diesen 48.000 Einwohnern nicht 13.000 Mitglied in einem Sportverein (27 Prozent). Zum Vergleich, Luxemburg hat rund 500.000 Einwohner und kann von so einer hohen Quote sicher nur träumen. Um den Favoriten zu küren, bleibt letztendlich dann doch nur der Blick auf die Fifa-Weltrangliste. Und demnach spielt der 125. der Welt (Färöer) gegen den 127. (Luxemburg).
Diese Partie pfiff um 19 Uhr dann der Championsleague erfahrene Schiedsrichter Carlo Bertolini aus der Schweiz an. Die in weiß spielenden Mannen von Trainer Guy Hellers entschieden sich für eine 4-5-1 Taktik, während die Färinger klassisch mit einem 4-4-2 aufliefen. Dabei wurde schnell klar, wer heute höchstwahrscheinlich die Lufthoheit haben würde. Wer sich die Inselbewohner als zwei Meter große Hünen vorstellt, irrt. Wahrscheinlich sind sie größer. Hatte man bei Torwart Gunnar Nielsen schon Angst, er könne sich den Kopf an der Latte stoßen, schien Innenverteidiger Atli Gregersen gar noch größer. Auf Luxemburger Seite war dahingehend wahrscheinlich nur Kapitän Jeff Strasser größentechnisch auf Augenhöhe. Wegen der stets gebückten Körperhaltung Strassers war ein genauer Vergleich aber kaum durchzuführen.
Wer nun aber dachte, die in blau auflaufenden Färinger würden es früh mit hohen Bällen versuchen, irrte. In der Anfangsphase zeigten sie immer wieder schnelle Vorstöße in die Spitze, ohne dabei aber groß gefährlich werden zu können. Wesentlich gefährlicher waren da die ersten Vorstöße von Luxemburgs Mario Mutsch, dessen erster Schuss noch knapp links am Tor vorbei streift. Kurz danach gelingt Mutsch dann ein Pass auf sich selber, nachdem sein Gegenspieler ausrutschte und die Bahn für Mutsch hin zum Tor frei war. Doch die starke Abwehr war wieder auf dem Posten und konnte zur Ecke klären, bevor der Luxemburger aufs Tor schießen konnte.
Chancen blieben aber sonst Mangelware. Luxemburg mit vielen Abspielfehlern, während Färöer ein ums andere Mal in der Abwehr hängen blieb. Etwas mehr Gefahr herrschte bei Standards, eine Ecke gerät etwas zu lang, Rene Peters kommt an den Ball und schießt ins Getümmel, wo Daniel Da Mota fast für Luxemburg verwandeln kann, ein Abwehrspieler Färöers klärt für den geschlagenen Nielsen auf der Linie.
Zur Mitte der ersten Halbzeit stellten sich die Luxemburger dann immer besser auf den Gegner ein und kontrollierte ihn, vor allem Stürmer Joël Kitenge war überall zu finden, auch Mutsch und Da Mota wussten zu gefallen. Es war allerdings Tom Schnell, welcher Nielsen ein weiteres mal zu einer Glanztat zwang, als dessen Bogenlampe im Zurücklaufen vom Torwart noch gerade so über die Latte geschlagen werden konnte. Der hätte gepasst. Die anschließende Ecke können die Färinger nicht richtig klären, immer wieder dringt Luxemburg in Strafraumnähe, um dann doch von einem Hünen in Blau gestoppt zu werden. Tatsächlich schien es schlichtweg unmöglich, gegen die hochgewachsenen Spieler vom Inselstaat auch nur ein Kopfballduell zu gewinnen. So wirkten etwa 700 Zuschauer im Stade Alphone Theis mit zunehmender Spieldauer etwas genervt und zeigten sich von einer Fast-Chance Kitenges doch dankbar erlöst von einer Partie, die viel im Mittelfeld statt fand. Die letzte Chance der ersten Halbzeit hatte wieder Mutsch, dessen Schuss – natürlich per Kopf – von Gregersen zur Ecke geklärt werden konnte. Eine Ecke, die letztendlich auch wieder per Kopf von einem Skandinavier in Sicherheit gebracht wurde.
Die Zweite Halbzeit begann wie die erste. Färöer wieder ein wenig druckvoller, doch wirklich zwingende Chancen kamen dabei nicht heraus. Luxemburg versuchte es derweil eher mit Distanzschützen, in der Hoffnung, Gunnar Nielsen könnte durch die tief im Gesicht stehende Sonne ein Fehler unterlaufen. Doch einen Freistoß von Da Mota aus 30 Metern flach ins Eck pariert Nielsen mit der Ruhe eines Eisberges. Auch ein Schuss von Mutsch landet deutlich drüber.
Bis dahin war es übrigens eine sehr faire Partie. Fouls waren so selten, dass Bertolini sich dafür entschied, die wenigen statt gefundenen dann einfach auch nicht zu pfeifen. Wesentlich weniger Toleranz zeigte er bei Meckereien, wodurch Simun Samuelsen die einzige gelbe Karte des Spiels kassierte. Später zeigte Bertolini aber seine Klasse, wo er eine Phase, in der das Spiel doch etwas hitziger wurde, in der Lage war, durch eine einzige entschiedene Körperbewegung für Ruhe zu sorgen. Somit gab es wieder mehr Zeit für Fußball, bei dem Mutsch in den Strafraum dribbelt und auf Kitenge quer legt, welcher aber nicht richtig trifft und so der Färöer-Abwehr erneut ermöglicht, zur Ecke zu köpfen. Die Ecke nutzt Mutsch erneut zu einem Fernschuß, welche sich aber von mal zu mal weiter vom Tor entfernen.
Bald darauf begann auch schon die erste Phase der Wechsel. Luxemburg begann und brachte Eric Hoffmann für Guy Blaise. Das änderte nichts am gewohnten Bild – Mutsch schießt, Kitenge fälscht den Ball ab und dieser trudelt knapp rechts am Ball vorbei. Im Mittelfeld sorgten weiterhin Ballverluste für halbwegs gelungene Angriffszüge der Färinger, Christian Holst zieht einen Schuss auf die Lange Ecke, welcher Jonathan Joubert mit einer Fußabwehr aber noch zur Ecke klären kann. Diese zieht Färöer auf Höhe Sechzehner-Kreis, wo Holsts Schuss zunächst noch geblockt werden kann, Johann Troest Davidsen dann aber aus 20 Metern aufs Tor schießen kann, wo Joubert ihn aber sicher festhalten kann.
Aus dem Spiel heraus geschah bei Färöer aber weiterhin wenig. Jonas Tor Naes passt auf den Agilen Simun Samuelsen, zu einem wirklichen Schuss aus der Drehung kommt es aber nicht, denn Luxemburgs Abwehr ist zur Stelle. Auch die Luxemburger wussten nicht wirklich viel mit dem Ball anzufangen, dies fiel vor allem auf, als Da Mota in den Straufraum dribbelte und in die Mitte passte, wo jedoch im Umkreis von sicher fünf Metern weit und breit kein anderer Luxemburger zu sehen war. Die Färinger klären ohne Not.
Es war Da Motas letzte Aktion, kurze Zeit danach kam Dan Collette für ihn ins Spiel. Auch Färöers Trainer Brian Kerr wechselte und brachte Bogi Lokin für den starken Flügelspieler Riogvi Poulsen. Collette wurde zum Einstieg in die Partie auch gleich gefoult und sorgt für einen Freistoß aus 30 Metern. Den Schuss von Jeff Strasser hält Nielsen aber im Nachfassen. Collette fällt danach öfters durch präzise Fernschüsse auf, welche aber alle ihr Ziel verfehlen. Einen solchen Einstand hätte sich Joan Simon Edmunsson sicher auch gewünscht. Der für Christian Mouritsen gekommene Stürmer verliert jedoch zum Einstand erst einmal ein Laufduell gegen Tom Schnell.
Luxemburg blieb weiterhin die bessere Mannschaft, fand aber kein Mittel, Gunnar Nielsen zu überwältigen. Wie so oft versuchte es Mutsch mit einem Dribbling in den Strafraum, seinen Schuss fälscht Kitenge in die andere Ecke. Doch Nielsen – bereits in die andere Ecke gehechtet – bekommt irgendwie noch seinen Fuß an den Ball und kann so klären. Einige Zuschauer hätten sich spätestens hier einen solchen Mann zwischen den Pfosten der Eintracht gewünscht. Allein, Nielsen ist Torhüter bei Manchester City und vertrat bereits Shay Given in der Partie gegen Arsenal London. Die Qualitäten des 1,91 m großen Keepers sind also bei leibe nicht zufällig.
Für Joël Kitenge war danach Ende. Guy Hellers wechselte den gebürtigen Kongolesen von Fola Esch aus und brachte dafür Amel Cosic. Auch Kerr wechselt ein weiteres mal, für Christian Holst spielt nun Christian Jacobsen. Wirklichen Einfluss nahm dies auf die immer mehr abflauende Partie nicht mehr. Kapitän Frodi Benjaminsen versuchte sich noch mit einem Schuss aus fast 40 Metern, das Ergebnis war aber Sinnbild der Harmlosigkeit. Der Ball kullerte fast ins aus, Jonathan Joubert musste sich für diesen Ball nicht wirklich anstrengen. Ganz anders kurz danach bei einem Freistoß aus gefährlicher Situation. Suni Olsen bringt den Ball aus dem linken Halbfeld gefährlich aufs Tor, mit einem guten Reflex klärt Joubert aber zur Ecke.
Die letzte nennenswerte Aktion gelang dann auch wieder den Luxemburgern. Ben Payal nimmt sich ein Herz und schießt aus 30 Metern ganz knapp am linken Pfosten vorbei. Hier wäre Nielsen zum ersten mal wirklich geschlagen gewesen. Doch die Nachspielzeit versucht es Luxemburg nur noch mit der Devise „lange Bälle auf Jeff Strasser“. Ohne Erfolg. Nach drei Minuten Nachspielzeit pfiefft Bertolini ab. Endstand 0:0.
Etwas glücklich für den Gast, wie auch Trainer Brian Kerr konsulttierte. Der ehemalige Trainer der irischen Nationalmannschaft sprach von einem guten Ergebnis. Es war eben doch wettertechnisch etwas zu viel für die Färinger, welche laut Kerr sonst nur Regen, starken Wind und wesentlich niedrigere Temperaturen gewohnt sind, quasi nie unter anderen Verhältnissen spielen. Zudem betonte er, viele junge Spieler eingesetzt zu haben, sechs Spieler waren jünger als 21 Jahre. Dahingehend sei das Spiel für ihn „satisfied“. Zufriedenstellend.
Kerr wies auch noch einmal darauf hin, was für eine besondere Sache solch ein Spiel für ihn und seine Mannen wären. Der Verband der Färöerinseln könne sich Freundschaftsspiele normalerweise nicht leisten und auch Mannschaften auf die Inseln einzuladen sei normalerweise viel zu teuer. So zogen die Inselbewohner fröhlich und zufrieden wieder gen Heimat. Denn dieser Ausflug war für die „Îles Feroe“, wie der Luxemburger sagt mehr als nur ein 0:0. Es war mehr die Möglichkeit, die Freude, die Fußball bringen kann intensiv zu erleben. Ein Gefühl, dass so manch ein hiesiger Fußballprofi wohlmöglich gar nicht mehr kennt.
Zuschauer: 713
Wetter: Wolkenloser Himmel, hohe Temperaturen
Tore: Fehlanzeige
Gelbe Karten: — / Samuelsen
Rote Karten: Keine
Gelb-Rote Karten: Keine
Aufstellungen:
Luxemburg: Joubert, Schnell, Kintziger, Malget, Blaise (Hoffmann), Peters, Strasser, Payal, Da Mota (Colette), Kitenge (Cosic), Mutsch.
Bank: Oberweis, Martino, Jänisch, Pedro, Latzera, Teixera. Trainer: Hellers
Färöer: Nielsen, Hansen, Davidsen, Gregersen, Benjaminsen, Olsen, Poulsen (Lokin), Samuelsen, Mouritsen (Edmunsson), Holst (Jacobsen), Naes
Bank: Thomsen, à Bo, Davidsen, Danielsen, Justinussen, Petersen. Trainer: Kerr
Schiedsricheter: Bertolini (Schweiz), Assistenten: Zurbrügg (CH), Fernandez (CH), Vierter Offizieller: Kopriwa (Lux)
Beste Spieler: Da Mota, Kitenge, Mutsch / Nielsen, Poulsen, Samuelsen
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