Hurra, sie leben noch! Die Trierer Bundesliga-Handballerinnen haben den so lang ersehnten Heimsieg gefeiert und schöpfen neue Hoffnung im Abstiegskampf. Katrin „Kate“ Schneider warf die Miezen mit der Schlusssekunde zum 30:29 (14:16)-Sieg gegen die HSG Bad Wildungen Vipers. In einer dramatischen Partie behielten die Miezen am Ende die Nerven.
Trier. Am Ende waren sie leer, ausgepumpt und völlig erschöpft: Die vorangegangen 60 Minuten hatten ihren Tribut gefordert, das Strahlen aber konnte ihnen an diesem Abend niemand nehmen. Mit dem 30:29 (14:16) gegen Aufsteiger Bad Wildungen haben sich die Miezen im Abstiegskampf eindrucksvoll zurückgemeldet, schöpfen neue Hoffnung. „Das war der absolute Wahnsinn, was hier heute abgegangen ist. Ich bin wahnsinnig stolz auf diese Mannschaft“ so eine überglückliche Co-Trainerin Jana Arnosova mit Tränen in den Augen.
Vorangegangen war eine grandiose Aufholjagd und ein irrer Handball-Krimi, in der die 900 Zuschauer in der Arena zunächst schlimmes befürchten mussten. Nach einer ausgeglichenen ersten Halbzeit, mit vielen Fehlern auf beiden Seiten, kamen die Miezen ganz schwach aus der Kabine und sahen sich in der 36. Minuten einem 15:19-Rückstand gegenüber. Der erste Heimsieg seit Mai war in diesem Moment ganz weit weg. Die Mannschaft von Trainerin Cristina Cabeza aber knickte dieses Mal nicht ein, wehrte sich mit vereinten Kräften und brachte an diesem Abend viele „kleine Heldinnen“ hervor. „Wir haben als Mannschaft zusammengehalten und den Sieg nie aus den Augen verloren“, sagte etwa Judith Derbach nach der Begegnung. Die 27 Jahre alte Rechtsaußen hatte mit sechs Treffern erheblichen Anteil daran, dass es am Ende zum Happy End kam.
Nachdem Silvia Solic zum 21:21 (43.) ausgeglichen hatte, war das Momentum auf Seiten der Moselstädterinnen, die mit Haken und Ösen gegen den Aufsteiger aus Nordhessen kämpften. In einem wahren Handball-Krimi sah die Cabeza-Sieben beim 29:27 und Ballbesitz drei Minuten vor Spielende wie der sichere Sieger aus. Trier aber verlor den Ball, Bad Wildungen verkürzte, nur noch ein Treffer Vorsprung. Nächster Miezen Angriff: Fehlpass von Franziska Garcia, die den folgenden Gegenstoß 70 Sekunden vor Spielende nur auf Kosten einer Roten Karte verhindern konnte. Nicoleta Vasilescu verwandelte den fälligen 7-Meter: 29:29 Ausgleich.
Die Zuschauer hielt es da schon lange nicht mehr auf den Sitzen, die Spannung unerträglich. Als die Gäste 13 Sekunden vor Spielende einen weiteren 7-Meter zugesprochen bekamen, war allen Beteiligten die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben. Aber das Glück war an diesem Abend mit dem deutschen Meister von 2003: Vasilescu nagelt den Strafwurf an den Pfosten. Auszeit Trier, Cabeza wechselt sich selber ein, spielt auf Katrin Schneider, das das Spielgerät mit dem Schlusspfiff in die Maschen hämmert und die Arena in ein Tollhaus verwandelt. Ein irres Spiel mit Happy End und dem ersten Heimsieg seit Mai 2014. „Am Ende hatten wir Glück, aber das war so was von verdient“, so Matchwinnerin Schneider.
Schneider legte mit 13 Treffern einmal mehr eine grandiose Offensiv-Leistung hin, machte aber deutlich, dass an diesem Abend „eine Mannschaft gewonnen hat, in der jede Einzelne ihre Aufgabe erfüllt hat, in der jede für die andere gekämpft hat.“ Ein Sieg, der an diesem Abend viele Geschichten schrieb. Etwa das geglückte Comeback von Mégane Vallet, die der Abwehr die nötige Stabilität verlieh. Oder die starke Leistung von Silvia Solic (5 Treffer), die nach der schweren Schulterverletzung von Celine Michielsen die Handballschuhe doch nochmal ausgepackt hat. Oder die Leistung der Torfrauen Verena Flöck und Jessica Kockler, zuletzt oft kritisiert, an diesem Abend aber zur Stelle wenn es eng wurde. Und so haben die Miezen nicht nur Werbung in eigener Sache gemacht, sondern können sich auch wieder berechtigte Hoffnungen auf den Klassenerhalt machen.
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Aufstellung: Jessica Kockler, Verena Flöck; Hannah Sattler, Sanne Backhed, Esther Mohr, Katrin Schneider (13/6), Linsey Houben, Andrea Czanik (1), Mégane Vallet (1), Jana Kordel, Judith Derbach (6), Maxime Struijs, Silvia Solic (5), Franziska Garcia (4), Cristina Cabeza
Beste Werferinnen Bad Wildungen: Nicoleta Vasilescu (10/7), Sarah van Gulik (5/1)
Spielfilm: 3:3 (9.), 7:7 (17.), 10:8 (20.), 14:16 (30.), 15:19 (36.), 21:21 (43.), 27:27 (53.), 29:27 (57.), 28:29 (58.), 30:29 (60.)
Schiedsrichter: Andreas Briese/Kim von der Beeck – Zuschauer: 900
Zeitstrafen: Trier 10 Minuten/Bad Wildungen 6 – Rote Karte: Garcia (59.)
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Von Franziska Garcia
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