Das große Polizeiaufgebot am Hauptbahnhof reduzierte sich auf einen Streifenwagen. Am Freitag wurde die angemeldete Samstag-Kundgebung der Partei „Die Republikaner“ auf Grund von diversen Krankheitsausfällen ihrer Redner abgesagt. Der Verein „Für ein buntes Trier, gemeinsam gegen Rechts“ nutzte die reduzierte Straßensperrung für eine friedliche Information. DIE LINKE war mit signalroten Fahnen, Jacken, Schal und „Kaffeeausschank“ unübersehbar vor Ort (vgl. unsere Fotos).
Trier / Hauptbahnhof. Es musste sein, schon der Symbolik wegen. Auch wenn die Partei „Die Republikaner“ ihre Demonstration unter dem Motto „Weiße Weihnacht – gegen die Islamisierung Deutschlands“ wegen Krankheitsausfällen abgesagt hatten.
Die reduzierte Absperrung des Areals vor dem Hauptbahnhof Trier in Richtung Alleencenter (Fabrikstraße) wurde ab 11.00 Uhr für eine friedliche Informationskundgebung von etwa einhundert Motivierten genutzt. Das ursprüngliche Motto der Gegendemonstration „Trier stellt sich quer – gegen jede rassistische Hetze“ in Verbindung mit „Diese Stadt sollte allen gehören“ sollte ein kleines Podium bekommen auf dem auch drei Asylsuchende in Englisch ihre Position darstellen konnten.
Aus Sicherheitsgründen war ein Polizeifahrzeug bis zur Auflösung um etwa 12.30 Uhr sichtbar vor Ort.
Über den Köpfen schwebten dennoch und störend zwei Plakate der „NPD Trier“ an den Laternenmasten vor dem Heitkamp-Haus am Bahnhofsplatz 8 (vgl. folgende zwei Fotos). Die nicht genehmigte Hängung wurde von der Polizeistreife festgehalten und an das Ordnungsamt Trier weitergegeben.
5vier.de hat über DIE LINKE Katrin Werner in Berlin glücklicherweise noch am Samstagnachmittag den Büroleiter des Wahlkreisbüros in Trier, Christian Lehberger erreichen können, so dass wir deutliche Worte zur Demonstration vor dem Hauptbahnhof vorliegen haben (siehe weiter unten – nach den Fotos).
DIE LINKE. Kreisverband Trier-Saarburg schickte uns über Christian Lehberger folgenden Text:
In diesem Jahr gab es allein bis zum 7. Dezember 817 Anschläge auf Flüchtlinge und Flüchtlingsheime. Das sind viermal so viel wie 2014. Diese Zahlen machen deutlich: Wir haben in Deutschland ein riesiges Problem mit Terror von rechts. Angefacht durch die Lügen von Pedgida, AfD und opportunistischen Politikern schlägt zu uns geflüchteten Menschen Hass entgegen.
Er trifft die Schwächsten: Menschen, die Krieg und Elend knapp entkommen sind. Die das Glück hatten Europa lebend zu erreichen und nicht im Mittelmeer zu ertrinken. Die wochen- und monatelang in überfüllten Sammelunterkünften ausharren müssen. Die von der Politik allein gelassen werden und auf die Hilfe Ehrenamtlicher angewiesen sind.
Statt sie als Menschen wie du und ich willkommen zu heißen, dienen sie als Sündenbock für das Versagen der Politik. Altersarmut, Pflegenotstand, Hartz 4, schimmelnde Schule, baufällige Straßen, usw. – an alldem sind nicht die Flüchtlinge Schuld, sondern die neoliberale Politik der vergangenen Jahrzehnte. Diese Politik hat lieber in Militäreinsätze und Bankenrettungen investiert, statt in die Menschen. Gegen diese Politik lohnt es sich zu protestieren, aber nicht gegen Flüchtlinge.
Auch Trier bleibt vom Hass auf andere Menschen leider nicht verschont. Mehrmals tauchten in den vergangenen Monaten rassistische Banner und Flugblätter der sogenannten Identitären Bewegung auf und die NPD demonstrierte allein 2015 fünfmal in Trier. Das am Samstag nicht noch eine sechste Nazidemonstration hinzugekommen ist, verdankt sich den vielen Menschen, die in Trier weiterhin rassistischer Hetze entgegentreten und so die Absage der Demonstration der Republikaner bewirkt haben dürften. Ihnen allen möchten wir danken und hoffen, dass es 2016 weniger Anlässe gibt gegen Fremdenhass auf die Straße zu gehen.
Titel-Foto und 6. Text-Foto: Raphael Wlotzki // alle anderen Text-Fotos und Hintergrundinfo: Steil-TV.de
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