Am Donnerstag, den 21. Juni gab es zum letzten Mal in dieser Spielzeit die Möglichkeit zu einem One Night Stand. Location war wieder das Astarix, die Moderation übernahm dieses Mal Schauspielerin Barbara Ullmann, die man gerade als Puck im „Sommernachtstraum“ (5vier.de berichtete) erleben kann. Die geladenen Gäste waren bunt gemischt, das Publikum dafür leider umso weniger.
Eine Idee sollte frischen Wind und frisches Blut in das heimische Theater bringen: Ein Abend mit Schauspielern, Tänzern und Sängern und ihren illustren Gästen. Als Location suchte man sich das nahe gelegene Astarix aus. Nun neigt sich die Spielzeit ihrem Ende entgegen und mit einem sechsten One Night Stand, moderiert von Barbara Ullmann, sollte auch die neue experimentelle Reihe einen vorläufigen Abschluss finden.
Das Experiment als durchweg geglückt zu bezeichnen wäre dabei wohl zu viel gesagt, fand es doch trotz guter Idee, engagierter Moderation und oft auch interessanten Gästen, keinen rechten Anschluss beim Trierer Publikum. Oft hatte man als Zuschauer das Gefühl, bloß ein Außenstehender zu sein, der einer internen Runde über die sprichwörtliche Schulter schaut. Dieses Gefühl heftete sich an viele Begebenheiten: mal war die Sitzverteilung so ungünstig, dass man tatsächlich über eine geschlossene Rückenfront von Theatermitgliedern schauen musste um überhaupt etwas vom Geschehen mit zu bekommen. Dann waren die Mikrofone wieder so leise eingestellt, dass man in den hinteren bis mittleren Reihen herzlich wenig verstand. Beides gleichzeitig nicht ausgeschlossen. Mal wollte keine rechte Stimmung zwischen Moderation und Publikum oder Publikum und Gast oder aber Gast und Moderation entstehen. Dabei ist die richtige Stimmung bei einem One Night Stand doch die entscheidende Sache, ohne sie läuft erstmal nichts.
Mit Witz und Charme das Publikum fessen
Natürlich gab es wiederum klare Highlights, in denen von den Gästen bis zur humoristischen Moderation alles stimmte, gefolgt von sanften Abstufungen, in denen unter drei interessanten Gästen mal einer dabei war, der weniger vom Rampenfieber gepackt war. Verzeihlich, ist ja nicht jeder für die Bühne gemacht. Man erinnere sich nur an den grandiosen Abend mit Michael Ophelders, der es nicht nur mit seinem Witz und Charme schaffte, das Publikum zu fesseln. Auch seine Gäste und damit ist nicht nur der improvisierte Auftritt von Herrn Leiendecker gemeint, der bis zum Vorabend gar nichts von seinem Auftritt ahnte, wussten sich interessant zu machen und zu begeistern.
Auch der Abend mit Juliane Hlawati und Susanne Wessel war eines dieser Highlights: Mit lokalen Musikern legten sie den Schwerpunkt klar auf Musik und mehr oder weniger spontane Live-Performances. Da kam Stimmung auf.
Auch Ullmann und ihre Gäste schafften es am Donnerstag, mit einigen musikalischen Einlagen, eine Stimmung beim Publikum zu erzeugen. Dazu trugen auch die spontanen Einlagen von GMD Victor Puhl und Bratschistin Conny Hain bei, er mit einer nicht ganz textsicheren „New York, New York“-Interpretation, sie mit zwei gekonnten Jazz-Nummern.
Jazz-Akkordeonist Eugene Bozzetti begleitete den Abend
Alles wurde begleitet von Jazz-Akkordeonist Eugene Bozzetti, der den ganzen Abend nicht die Hände vom Instrument lassen konnte. Musik wurde auch bei den anderen Gästen groß geschrieben, manchmal allerdings etwas unfreiwillig. So trug Johannes Schaffrath, Diakon von St. Matthias, ein paar selbstgedichtete Wallfahrtssongs am Klavier vor und erzählte nebenher die eine oder andere Anekdote über geklaute Wallfahrtsbücher. In diesem Sinne formulierte Ullmann einen ganz treffenden neuen Wallfahrtsspruch frei nach dem Motto: „Glaubst du noch oder klaust du schon?“
Auch Regisseurin Judith Kriebel musste ihre musikalischen Fertigkeiten in einem Sprechgesang über Babybrei zum Ausdruck bringen, sie begleitete Barbara Ullmann mit einem Rassel-Ei. Gerd Dahm wiederum, Ratsmitglied bei Bündnis 90/Die Grünen, stimmte zu einem Duett mit Ullmann an. Leider erfuhr man sonst nicht viel über die Gäste, die Fragerunden blieben hinter den vielen, auch spontanen Gesangseinlagen, zurück. Etwas schade. Auch wieder leider entstand nach einer gewissen Zeit eine Art Exklusivität, ein par Mal erwischte man sich als Zuschauer dabei, das Gefühl zu haben in einer Privatveranstaltung zu sitzen. Was sich vielleicht durch den hohen Anteil an internen Theatermitgliedern oder Freunden derselbigen erklären lässt.
Oft fehlte einem auch ein übergeordnetes Thema, die Talkrunden verliefen ins Nichts. Was auch die wiederkehrenden Fragen, etwa nach dem peinlichsten Moment, nicht änderten. Ein klarer Fokus auf eine Sache wäre wünschenswert gewesen.
Und in der nächsten Spielzeit?
Einen klareren Fokus strebt Dramaturg Peter Oppermann nun in der nächsten Spielzeit an. Er sieht die Ergebnisse dieser Spielzeit als Ergebnisse einer Testphase, aus der man viel lernen konnte. Besonders, dass man wohl einen längeren Atem braucht, um dieses neue Konzept an den Mann zu bringen und dass eine klarere Struktur her muss.
Nächste Spielzeit wird es deshalb vorläufig nur drei One Night Stands geben, die aber einem fixen Ziel folgen sollen. Mit von der Partie sind Dieter Lintz vom TV, Michael Ophelders und zum Abschluss, in einer Doppelmoderation, Intendant Gerhard Weber und Chefdramaturg Peter Oppermann selbst. Man darf also gespannt sein.
Fest steht, dass dieses schöne, frische Konzept auf jeden Fall eine weitere Chance in der nächsten Spielzeit verdient hat. Dieses Mal hoffentlich mit einem festeren Konzept und einem treueren Publikum.
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