Dass die Menschen die Welt trotz des vermeintlichen “Fortschritts” konsequent gegen die Wand fahren, kann man jeden Tag in den Nachrichten beobachten. Planet der Affen: Revolution denkt dies nun einen Schritt weiter und zeigt den Überlebenskampf der Menschen in einer weitestgehend zerstörten Welt, in der die Affen eine wesentlich besser funktionierende Lebensform und -gemeinschaft entwickelt haben. Andreas Gniffke hat sich den Film im Trierer CinemaxX angesehen.
Am Anfang sind es nur die Augen, die Augen eines Affen, die doch zutiefst menschlich sind. Wenn die Kamera herauszoomt, sehen wir das ernste Gesicht eines Schimpansen, der beängstigend real wirkt. Es ist Caesar, Anführer einer Affengemeinschaft, die in den Wäldern bei San Francisco lebt und geradezu eine archaische Idealgesellschaft verkörpert. Affen aller Rassen leben zusammen, in einer Schule werden den jungen Tieren die grundsätzlichen Werte der Gesellschaft vermittelt, die auf Toleranz und friedlicher Koexistenz der Rassen basieren. Die ersten Minuten von Planet der Affen – Revolution fassen im Nachrichtenstil die Ereignisse zusammen, die sich seit dem letzten Film der Reihe (Prevolution) ereignet haben. Dieser Teil erzählte die Geschichte eben dieses intelligenten Schimpansen Caesar, der in einem Labor geboren wurde, in dem ein Mittel gegen Alzheimer entwickelt und an Affen getestet wurde. Caesar wuchs unter Menschen auf, doch nach einem Vorfall wurde er in einem Tierheim eingesperrt, von wo aus er einen Aufstand der Affen anzettelte. Nach einem Kampf auf der Golden Gate Bridge zogen sich die Affen in den Wald hinter der Brücke zurück, wo sie auch im aktuellen Teil der Reihe noch leben. Doch die Welt hat sich verändert.
Wenn wir heute in den Nachrichten sehen, wie sich Ebola in Afrika ausbreitet und der Rest der Welt ein einziger Krisenherd zu sein scheint, dann ist “Planet der Affen” gar nicht mehr so sehr Science-Fiction. Das Alzheimer-Mittel hat Nebenwirkungen, die für die Menschen tödlich sind und rasend schnell eine globale Seuche auslösen, die fast die gesamte Menschheit auslöscht. Jahrelang lebten die Affen ungestört von den Menschen, entwickelten so eine eigene Gesellschaftsform und die Natur ergriff Besitz von den gigantischen Menschenstädten. Die Affenruhe wird erst gestört, als eine Gruppe Menschen auf der Suche nach einem Wasserkraftwerk in den Wald eindringen und gleich einmal einen Affen erschießen. Eine kleine Enklave lebt nämlich immer noch im heruntergekommenen San Francisco und ist dringend auf Strom angewiesen, der durch das Kraftwerk gesichert werden könnte. Malcolm (Jason Clarke) gewinnt das Vertrauen Caesars, der den Menschen aufgrund seiner Vergangenheit durchaus aufgeschlossen gegenübersteht. Doch unter den Affen gibt es wie unter den Menschen Hardliner, die den Eindringlingen feindlich gegenüberstehen. Vor allem Koba, ein in den Menschenlaboren übel gequältes Alphatier, fordert Caesar heraus, und als er ein riesiges Waffenlager bei den Menschen erspäht, sieht er seine Befürchtungen bestätigt. Es kommt zur Revolution.
Regisseur Matt Reeves (Cloverfield) entwirft ein apokalyptisches Szenario, das vor allem durch seine überragende Optik überzeugt. Nicht die Menschen sind die Hauptdarsteller, sondern die faszinierend realistischen Affen. Andy Serkis, der bereits dem Herr-der-Ringe-Ungetüm Gollum einen ganz eigenen Charakter verlieh, verwandelt sich mittels des wahrlich revolutionären Motion- und Performance-Capturing in Caesar und ist mithilfe dieser erstmals außerhalb der Studios in freier Wildbahn erprobten Technologie in der Lage, dem Schimpansen mit Mimik und Bewegung eine enorme Tiefe zu geben. Eine Tiefe, die Animationen sonst eher kaum umsetzen können. Die Menschen stehen darstellerisch klar hinter den Affen zurück. Entsprechend konsequent war es, die Hauptrolle in einem potenziellen Blockbuster gar nicht erst mit einem Superstar zu besetzen. Der Australier Jason Clarke (Zero Dark Thirty) spielt Malcolm, der verzweifelt versucht, den sich anbahnenden Krieg zwischen Mensch und Tier zu verhindern. Doch gegen die Logik der Kriegstreiberei und des Misstrauens, vor allem verkörpert durch Koba auf Affenseite und Dreyfus (Gary Oldman), dem Anführer der Menschen von San Francisco, hat Malcolm kaum eine Chance.
Planet der Affen: Revolution erreicht zwar nicht ganz die Tiefe des Vorgängers, bietet aber ein optisch herausragendes Actionspektakel mit politischer Botschaft. Manchmal kommt diese zwar mit dem Holzhammer, aber die grandiosen Bilder sorgen für ein düsteres und bedrückendes Kinoereignis. Man kann sich schon auf den dritten Teil freuen.
Kommentar verfassen