Wikipedia sagt: „Als Stimmung bezeichnet man in der Psychologie eine Form des angenehmen oder unangenehmen Fühlens, die den Hintergrund menschlichen Erlebens bildet. Die Stimmung hängt neben anderem von der (biologischen) Gesamtverfassung des Individuums und seiner Befindlichkeit ab.“
Wie wahr das doch ist!

Mitklatschkasper und Grundschulchoreographen
Wenn der Deutsche das Wort Stimmung im Zusammenhang mit Musik verwendet, dann wird es immer schnell gefährlich, zumindest dann, wenn man auf guten Geschmack ein wenig Wert legt. Schauen wir doch nur mal rüber in unser 17. Bundesland: Mallorca, wo sich (zumindest außerhalb des Karnevals) am deutlichsten abzeichnet, was ich meine: Das Wort Stimmung wurde von Mitklatschkaspern und Grundschulchoreographen annektiert und wird seitdem besetzt gehalten. Stimmung bedeutet in Deutschland letztlich das kollektive Ausrasten schlichter Gemüter. Die biologische Gesamtverfassung wird hierbei von Alkohol und Testosteron und deren Verhältnis zueinander eingepegelt.
Cracksüchtige Animateure
Verstehen Sie mich nicht falsch: Für mich als Musiker gibt es nichts schöneres als das Gemeinschaftserlebnis bei einem gelungenen Konzert. Die Resonanz des Publikums kann dabei wie eine Droge wirken, und danach braucht man etwas Zeit, um wieder runter zu kommen. Wie bei allen Drogen gibt es natürlich auch immer ein paar, die damit nicht umgehen können, was wohl am ehesten das aufgesetzte Animateurgehabe der Frontlinie vieler Coverbands erklärt. Wie Cracksüchtige betteln sie ständig um Mitklatschen, Ooooooh mitsingen und fragen das Publikum dauernd, wo die Hände sind. Man fühlt sich an bettelnde Junkies erinnert, möchte einerseits pikiert wegsehen, hat aber auch Mitleid und ein gewisses Verständnis für den Affen, den die/der Arme da gerade schiebt.
Abstellgleise
Auf Stadtfesten kann man sich dem Treiben relativ leicht entziehen, man wird dann höchstens noch Teil der Publikumskulisse, vor der die Band stolz posiert fürs Selfie. Man muss sich nur lange genug einreden, dass die ganze Stadt alleinig da war, um einen selbst zu sehen, dann wird es die Online Fanbase schon glauben, und das „Danke Trier“ kommt fast glaubhaft daher. Bei aller Polemik hier habe ich dennoch großes Verständnis: Die Masse der frustrierten Musikerexistenzen, die es nicht in die A-Liga geschafft haben, verteilt sich nun mal auf die beiden Abstellgleise Musiklehrer und Coverbands. Ich bin auf beiden geparkt.
In der Höllehöllehölle
Schlimmer wird es, wenn man 4 Wände um sich herum hat, die Musik sogar echt gut findet, sich aber auch einfach etwas unterhalten will oder nun mal nicht der Kalle vom Kegelclub ist, der gern mit dem 5. Bier in der ersten Reihe „Hölle Hölle Hölle“ schreit. Dann wird es gern mal penetrant – eigentlich ähnlich, wie bei übermotivierten Club-Animateuren. Schrecklich, wenn man gerade trotz Ausgelassenheit um einen herum in einem Deeptalk steckt, der ständig von „wo sind die Hände?“ übertönt wird.
Band: READ THE ROOM.
Charisma und Penetranz
So, genug vom Leder gezogen. Wie gesagt, ich mach’s ja auch. Dennoch ist Selbsterkenntnis immernoch der erste Weg zur Besserung. Feilen wir als Künstler doch lieber am eigenen Charisma als an der eigenen Penetranz. Stimmung heisst nicht immer Halligalli.
Ihr Senf hierzu interessiert mich natürlich sehr – also kommentieren Sie was das Senfglas hergibt! Mehr Senf von mir gibt es hier !
Mehr Sempf bekommt Ihr in Johannes´ Podcasts „Discöföx“ (zusammen mit Philipp Godart) und „Schier sein Podcast“ – überall wo es Podcasts gibt und auf den Websites der Boys:
Johannes: www.johannesschier.de
Philipp: www.philippgodart.de
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