Für mich ist er nun vorbei, der Sommer. Der Alltag geht wieder los, und mit ihm zusammen die großen und kleinen Absurditäten und Unannehmlichkeiten, die das Leben in dieser Zeit so mit sich bringt. Naja, „Anner Leut hann uch Schnuppen“ höre ich einen Freund aus Trier in meinem inneren Ohr sagen, und er hat Recht. Also Schwimmbux an, rauf auf den Zehner und Arschbombe zurück ins Leben.
Auszeit?
Letztlich stellt sich natürlich zuerst einmal die Frage, ob man denn überhaupt die Möglichkeit hatte, sich von diesem Leben eine Auszeit zu nehmen. Gerade die Eltern unter uns werden bei dieser Frage leidgeprüft und vielsagend schauen. Wie bereits im letzten Senf erwähnt, wird uns diese Auszeit dennoch vom Arbeitgeber wärmstens ans Herz gelegt. Schäm Dich, wenn Du unbelastbar aus dem Urlaub kommst, wie sollen wir dich denn jetzt belasten? Mir geht der Gedanke nicht aus dem Kopf, wie der Urlaub quasi der Schutzhelm wird, den wir uns im Sommer gegen die Stockschläge des Berufslebens wachsen lassen.
Naiv?
Ich habe im Urlaub (zugegebenermaßen nach ein paar gegen die Hitze getrunkenen Sturzbieren) darüber nachgedacht, wie sich dieses Perpetuum mobile selbst versorgt. Wir arbeiten hart und stecken viel ein, um uns Urlaub leisten zu können.Urlaub, dessen Sinn es ist, sich davon zu erholen, dass man viel eingesteckt hat. Im Idealfall. Neben der eigenen Überlegung, ein Leben als Campingplatzhausmeister am Mittelmeer zu führen und gegen einen Bulli-Stellplatz und Essensgeld ein einfaches und entspanntes Berufsleben zu führen, dachte ich darüber nach, ob es nicht ein Modell gäbe, das Urlaub, wie wir ihn kennen hinfällig macht – mehr Zeit und weniger Last im Alltag, so dass Abwesenheit vom Job nur noch für besondere Träume benötigt wird, anstatt dafür, sich 10 Tage im discount-all inclusive- club beschissen gemixte Mojitos gegen den Alltagsburnout in den Kopf zu hauen. Naiv, ich weiß – aber es hat einen richtigen Kern, davon bin ich überzeugt.
Refugien?
So leidvoll es bis hierher geklungen hat: Ich freue mich auf den Alltag, der jetzt kommt. Ich bin ein Gewohnheitstier und mag, was ich so tue. Dazu gehört, neben dem Musikunterricht und meinen Auftritten, Podcasts und Musikveröffentlichungen schließlich auch diese bescheidene Kolumne. Wohl dem, der sich im Alltag so seine Refugien schafft, um nicht ganz abzustumpfen. Ich gehöre zwar eher zu denjenigen, die vor lauter Refugien keine Ruhe mehr finden, das ist aber auch meiner Natur geschuldet. Diese hat mich jeher gegen das Abstumpfen gesichert, was nicht immer angenehm ist, allerdings mir persönlich meistens lieber, als mit 0815 Job und Fernsehabend dahin zu vegetieren.
Vorsätze?
Haben Sie Vorsätze für den Wiedereinstig nach dem Sommerurlaub? Dinge, über die Sie nachdenken konnten, weil endlich die Muße dazu da war? Ich auf jeden Fall. Einige davon will ich hier nicht anführen, einige andere jedoch sehr gerne: Weiterhin und noch mehr reflektieren, verschiedene Meinungen zulassen, ohne die eigene zu entwerten, nicht in Lagern und Identitäten denken, stattdessen basierend auf Fakten und Abwägung bewerten, die präpandemische Vernunft wiederfinden usw. . Man könnte es mit „locker durch die Hose atmen“ zusammenfassen.
Versuchen wir es doch gemeinsam – atmen wir einfach noch mehr locker durch die Hose.
Ihr Senf hierzu interessiert mich natürlich sehr – also kommentieren Sie was das Senfglas hergibt! Mehr Senf von mir gibt es hier !
Mehr Sempf und weitere Themen von Johannes‘ bekommt ihr in seinem Podcast „Discöföx“, in dem er zusammen mit Philipp Godart das Weltgeschehen kommentiert. „Schier sein Podcast“ ist schier gut. Weitere Infos findet ihr zudem auf den Websites der Boys:
Jöhännes www.johanneschier.de
Philipps: www.philippgodart.de
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