Geologische Aktivitäten in unserer Region kennen viele nur von Ausflügen in die Maare der Vulkaneifel. Während die Vulkane sich dort seit rund 11.000 Jahren ruhig verhalten, lässt zumindest das benachbarte Rheintal immer wieder vereinzelt die Erde erzittern. In Baden-Württemberg hat man nun am Oberrheingraben eine verstärkte unterirdische Aktivität seit Mitte Oktober festgestellt.
Trier / Baden-Württemberg. Erdbeben sind nicht nur auf den pazifischen Feuerring beschränkt, der in Nord- und Südamerika, sowie in Ostasien bis nach Neuseeland regelmäßig die Erde beben lässt und – wie der Name schon sagt – auch für verstärkte vulkanische Aktivität sorgt. Neben den vulkanisch bedingten Erdbeben auf Island bebt in letzter Zeit auch in Italien verstärkt die Erde. Seit dem 24. August reiht sich im Appennin-Gebirge, das Italien der Länge nach durchzieht, eine Serie von Beben aneinander. Auf der Momenten-Magnituden-Skala, die die Erdbebenstärke misst, erreichten die ersten Erdstöße eine Stärke zwischen 6,0 und 6,2. Die alten Baustrukturen in vielen italienischen Dörfern in Kombination mit laxen Bauvorschriften bei Neubauten sorgen auch bei eher mittelschweren Erdbeben (Vergleiche: das Tōhoku-Erdbeben in Japan kam am 11. März 2011 auf 9,1) für ein überdurchschnittliches Maß an Zerstörung. So starben am 24. August 298 Menschen. Neben vielen Nachbeben folgten am 30. Oktober mit der Stärke 6,5 die bisher heftigsten Erdstöße der Serie.
Erdbeben in Serie? In Italien befürchtet man nun einen sogenannten Erdbebensturm, ein Phänomen, welches eine Kettenreaktion starker Beben innerhalb weniger Jahre beschreibt. So lösen sich bei einem Erdbeben Spannungen im Boden, erhöhen aber gleichzeitig die Spannungen in angrenzenden Gebieten. So tritt eine Art Domino-Effekt ein, der sich langsam durch eine ganze Region ziehen kann. In Italien vermutet man den Ursprung dafür im zerstörerischen L’Aquila-Erdbeben von 2009.
Der Oberrheingraben ist ein deutsches Gebiet mit erhöhter seismischer Aktivität, die durchaus bis in unsere Region abstrahlen kann. Hier bebt die Erde in geringerer Stärke und Intensität, aber dennoch recht regelmäßig. Erdbeben der Stärke 3 sind keine Seltenheit, deutlich wahrnehmbare Erschütterungen mit leichten Schäden und Stärken größer als 5 kommen durchschnittlich alle zehn Jahre vor. Forscher der Universität Cambridge haben herausgefunden, dass auch im Raum Aachen und Köln schwere Erdbeben möglich sind und auch in der Vergangenheit vorgekommen sind.
Im Oberrheingraben stieg im Oktober diesen Jahres die Anzahl der gemessenen Erdstöße auffällig an. Der Landeserdbebendienst registrierte seit Mitte Oktober über 70 Erschütterungen mit einer Stärke von maximal 3,0. Derartige Serien müssen nicht ungewöhnlich sein, können aber auch auf eine verstärkte seismische Aktivität mit einem größerem Beben hinweisen.
Eine genaue Vorhersage ist unmöglich. Dennoch hat man in Folge der Kleinserie eine weitere Messstation installiert, um die Lage im Auge zu behalten.
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