„Rollout“ – das ist einer dieser neumodischen englischen Begriffe, bei denen ein neues Produkt eingeführt wird. Als sei dies nicht schon Marketing-Sprache genug, hatte die Hochschule Trier am vergangenen Freitag zu einem sogenannten „Virtual Rollout“ eingeladen.
Trier. Vorgestellt werden sollte das neue E-Fahrzeug des Team ProTRon, der ProTron Evolution, aber das Fahrzeug wurde noch gar nicht gebaut. Bevor das über 70-köpfige Team aber ihre neueste Entwicklung doch zumindest irgendwie präsentieren konnte, wurde erstmal ausführlich über den Status aktueller E-Fahrzeuge gesprochen und worauf es bei der Entwicklung des ProTRon Evolution ankam.
Bei elektrisch angetriebenen Autos denkt zur Zeit jeder an die Automobil-gewordene Vision des amerikanischen Tech-Messiahs Elon Musk: Tesla. Doch Tesla, so die Mitglieder und Betreuer von Team ProTRon ist mit seinen Tonnen-schweren Luxus-Karossen gar nicht so effektiv und innovativ, wie es Musk nach außen verkauft. Was an Batterie-Power benötigt wird um die Oberklasse-Limousine Model S bzw. den Monster-SUV Model X auf die versprochene Performance zu bringen, macht beide Modelle zu höchst ineffizienten E-Auto-Kandidaten.
Der ProTRon Evolution soll das alles besser machen. Statt wie beispielsweise BMW mit seinem i3 ausschließlich auf Marketing-freundliche Karbon-Technologie zu setzen (die in der Energie-Bilanz durch die aufwendige Herstellung gar nicht mehr so effizient ist), hat man den Evolution getreu dem Motto „Leichtbau durch Weglassen“ konzipiert. Ehrgeiziges Ziel waren 550 Kilogramm inklusive Akku. Im Vergleich dazu wiegt ein Tesla Model S rund 2000 Kilogramm und ein Model X fast 2500.
Bei der minimalen Reichweite waren 100 Kilometer das angepeilte Ziel, welches diversen Untersuchungen zu Folge die Reichweite ist, mit der man 90% aller Fahrtstrecken im Alltag abdecken kann. Das Team ProTRon vertritt damit die Philosphie einer differenzierten Fahrzeugnutzung. Die Tatsache, dass man die Eigenschaften eines übermotorisierten Luxus-SUVs für Fernstrecken für einen Großteil seiner Einsatzzeit gar nicht abruft, ließ die Entwickler zu dem Entschluss kommen den Fokus für ihr Projekt auf den Nahverkehr und die täglichen Pendler-Strecken zu legen.
Dabei blicken die Jungs und Mädels bereits auf eine Menge Erfahrung zurück, die sie bei der Konzeption von zwei hocheffizienten Fahrzeugen in den vergangenen Jahren bereits sammeln konnten. In Zusammenarbeit mit zahlreichen Sponsoren und Partnern arbeiten mittlerweile mehr als 70 Studenten an der aktuellsten Vision des Teams. Das Konzept für den ProTRon Evolution steht nun nach intensiver Arbeit. Aber wie stellt man ein Fahrzeug vor, was noch gar nicht gebaut wurde?
Die Lösung, durch die das ungeduldige Publikum am vergangenen Freitag dann endlich einen Blick auf das Auto werfen konnte, heißt „Virtual Reality“. Mit der hochaktuellen VR-Brille HTC Vive wird man in einen Raum mit dem ProTRon Evolution katapultiert und kann das Fahrzeug von allen Seiten bestaunen. Dank Bewegungs-Tracking kann man sich in dem virtuellen Raum frei bewegen und mithilfe zweier Controller sogar mit Objekten interagieren. Während der Präsentation sorgt das neben Lachern auch für besorgte Gesichter wenn das vorführende Team-Mitglied dem Bühnenrand bedrohlich nahe kommt, als wäre es in einer anderen Welt unterwegs. Jeder, der schon mal in der virtuellen Realität unterwegs war, kann dieses Gefühl bestätigen.
Noch ist der ProTRon Evolution in einer anderen Welt, aber das Entwicklerteam arbeitet fieberhaft an der Realisierung des Traums von einem hocheffizienten und auf Serienfertigung ausgelegten 550kg schweren E-Fahrzeug mit 4 Sitzen, einer Reichweite von min. 100 Kilometern und einer Maximalgeschwindigkeit von 100 km/h. Der „Virtual Rollout“ war nur ein Blick in die Zukunft, fühlte sich dank neuester Technologie aber bereits sehr real an. Umso gespannter darf man nun auf den „Real Rollout“ sein, der für Mitte 2017 angedacht ist.
Nähere Infos gibt es auf der Facebook-Seite und der Website des Team ProTRon.
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