Das Konjunkturklima in der Region Trier hat sich im Herbst deutlich eingetrübt. Das meldet die Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier unter Verweis auf die Ergebnisse ihrer aktuellen Konjunkturumfrage. Der IHK-Konjunkturindikator ist spürbar von 135 Punkten im Frühjahr auf aktuell 113 Punkte gefallen. In den Indikator gehen die Angaben von mehr als 120 regionalen Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungswirtschaft zur aktuellen Geschäftslage und zu den Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate ein.
Trier. „Unser Indikator liegt zwar noch im grünen Bereich oberhalb der 100-Punkte-Linie, und wir kommen von einem sehr hohen Niveau, aber einen so starken Einbruch zwischen zwei Umfrageterminen hat es in den vergangenen zehn Jahren nur einmal während der Wirtschaftskrise Anfang 2009 gegeben“, erläutert IHK-Chefvolkswirt Matthias Schmitt die Daten.
Die aktuelle Geschäftslage der regionalen Unternehmen präsentiert sich trotz einer Eintrübung gegenüber den hervorragenden Frühjahrswerten insgesamt noch positiv. 39 Prozent der Befragten berichten von guten, 52 Prozent von befriedigenden und lediglich neun Prozent von schlechten Geschäften. Im Frühjahr hatten sich allerdings noch 52 Prozent über gute Geschäfte gefreut und lediglich sechs Prozent einen schleppenden Geschäftsverlauf beklagt, berichtet die IHK. Während die Dienstleister sich weiterhin sehr zufrieden zeigen, hat sich in Industrie und Handel die Stimmung abgekühlt.
Ein ähnliches Bild zeigt sich nach Auskunft der Kammer bei den Geschäftserwartungen. Hatten im April noch 30 Prozent der Befragten für die folgenden zwölf Monate mit besseren und lediglich sechs Prozent mit schlechteren Geschäften gerechnet, so liegt das Verhältnis jetzt bei 17 zu 18 Prozent. Die regionalen Betriebe gehen aktuell davon aus, dass die Konjunktur in nächster Zeit auf der Stelle treten wird. Während der Einzelhandel noch mit leichter Zuversicht nach vorne blickt, überwiegt im verarbeitenden Gewerbe und im Dienstleistungssektor mittlerweile die Skepsis.
Der insgesamt verhaltene Ausblick schlägt sich auch in den Investitions- und Beschäftigungsabsichten nieder. Vor sechs Monaten hegten die Unternehmen noch deutlich expansive Investitionspläne: Jeder dritte Betrieb wollte mehr und lediglich jeder siebte weniger investieren. Aktuell liegt das Verhältnis bei 21 zu 25 Prozent. Darunter leiden auch die Beschäftigungserwartungen: Jeweils 13 Prozent der Befragten planen mehr Personal einzustellen beziehungsweise sich von Beschäftigten zu trennen. Im April waren die betrieblichen Personalplanungen noch mit einem deutlichen Pluszeichen versehen.
Im Industriebereich, der für die Wirtschaftsentwicklung oft eine zeitliche Vorreiterrolle spielt, liegen Kapazitätsauslastungsgrade und Auftragsbestände nach Informationen der IHK zwar immer noch leicht über dem saisonalen Durchschnitt, doch haben sich diese Werte im Laufe des vergangenen halben Jahres merklich eingetrübt. Gleiches gilt für die Auftragseingänge, die den Sommer über stagnierten. Insbesondere die Entwicklung der Auslandsorders ist stark rückläufig. Das hat in der Industrie zu einer massiven Eintrübung der Exporterwartungen geführt. Aktuell sind die Fraktionen der Optimisten und Pessimisten gleich stark, während vor sechs Monaten noch knapp die Hälfte steigende und weniger als jeder zehnte Befragte sinkende Ausfuhren erwartete.
„Die deutsche und auch die regionale Wirtschaft sind keine Inseln der Glückseligen. Die weltweiten Krisenherde und die lahmende Konjunktur in der EU machen gerade den exportorientierten Industriebetrieben das Leben zunehmend schwer. Hinzu kommt, dass das Zurückdrehen wirtschaftspolitischer Reformen durch die Bundesregierung auch nicht dazu angetan ist, die Wachstumsgeister zu beflügeln“, kritisiert IHK-Volkswirt Schmitt.
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