Trier-Saarburg. Die Kreishandwerkerschaft Trier-Saarburg hat sich auf ihrem Jahresempfang mit Energiekosten, Mitarbeitermangel und nachhaltiger Wertschöpfung beschäftigt.
„Jeden Tag erreichen uns Anrufe von Betrieben, die die gestiegenen Energiekosten nicht mehr zahlen können“, sagte der Vorsitzende Kreishandwerksmeister Gerd Benzmüller beim Jahresempfang der Kreishandwerkerschaft Trier-Saarburg. Diese ließen sich nicht eins zu eins an Kunden weitergeben. Hinzu kämen stark gestiegene Material- und Rohstoffpreise sowie eine Kaufzurückhaltung bei Kunden.
So schnell wie möglich Hilfe für Betriebe
„Energiepreise müssen für kleine und mittelgroße Handwerksbetriebe tragfähig bleiben“, so Benzmüller. Daher appellierte er an die Politik, gezielte Härtefallhilfen durchzusetzen und Betrieben so schnell wie möglich zukommen zu lassen. Sonst drohten massive Versorgungsengpässe. Zudem seien Tausende Ausbildungsplätze in Gefahr. „Alleine jetzt sind noch rund 32.000 Ausbildungsplätze unbesetzt“, sagte Benzmüller. Über 250.000 Arbeitskräfte fehlten bundesweit im Handwerk. 125.000 Betriebe würden in den nächsten fünf Jahren einen Nachfolger suchen. Alleine für Klimaschutz und Wohnungsbau würden 400.000 Fachkräfte benötigt.
An dieser Personalnot des Handwerks sei auch ein falsches Bildungsversprechen schuld. Seit vielen Jahren stehe nur noch das Studium im Fokus – in der Politik, aber auch bei vielen Eltern, die falsche Erwartungen bei der Berufswahl ihrer Kinder hätten, so Benzmüller. Über 100.000 Studienabbrecher jedes Jahr belegten dies. „Wir brauchen in Deutschland nicht 100.000 Philosophen, aber Handwerker“, so der Kreishandwerksmeister. „OECD-Berichte mahnten jahrelang an, unser Land müsse akademischer werden. Dabei wurde außer Acht gelassen, dass die duale Ausbildung zu einer Qualifikation führt, die im Ausland oft nur mit einem Studium erreicht wird“, sagte Benzmüller. Universitäten würden mit viel Geld unterstützt und Berufsschulen seien gleichzeitig meist in einem schlechten Zustand. „Die Gleichwertigkeit von handwerklicher und akademischer Bildung muss stärker hervorgehoben werden.“
Mitarbeiter einbeziehen
Gastredner Rolf Steffen von der Akademie Zukunft Handwerk hielt einen Vortrag darüber, wie Handwerksbetriebe attraktiver werden, Mitarbeiter halten und neue finden können. Nur Stellenanzeigen würden nichts bringen, so Steffen. Man müsse sich fragen, was einen als Arbeitgeber attraktiv mache und wie zufrieden die Mitarbeiter wirklich seien. Steffen empfiehlt eine anonyme Online-Befragung. Diese gebe meist unerwartete Antworten und Einsichten. „Wenn unsere Mitarbeiter unser wertvollstes Gut sind, dann sollten wir uns für deren Wünsche und Erwartungen interessieren – ernsthaft und aufrichtig“, so Steffen. Er empfiehlt, seinen Mitarbeitern mehr zuzutrauen – angefangen bei den Auszubildenden. „Weniger als zehn Prozent der Unternehmen beziehen ihre Mitarbeiter in unternehmerische Planungen und in die betriebswirtschaftliche Entwicklung ein“, sagte Steffen. Statt eine Gehaltserhöhung in Aussicht zu stellen, könne eine Gewinnbeteiligung cleverer sein. „Nur mit zufriedenen Mitarbeitern lassen sich auf Dauer Kunden begeistern. Nur mit begeisterten Kunden lässt sich nachhaltige Wertschöpfung erzielen. Nur damit lässt sich nachhaltig die Zukunft gestalten“, sagte Steffen.
Die Kreishandwerkerschaft ehrte zum Abschluss des Jahresempfangs den ehemaligen Obermeister der Zimmerer-Innung Walter Ludwig für seine ehrenamtlichen Verdienste mit der Goldenen Ehrennadel. Oberstudiendirektor Michael Müller, Schulleiter der Berufsbildenden Schule Gestaltung und Technik in Trier, sowie Oberstudiendirektor Jürgen Scholz, Schulleiter der Geschwister-Scholl-Schule in Saarburg und Hermeskeil, wurden für ihr Engagement in den Schulkooperationen mit dem Handwerk mit der Goldenden Ehrennadel ausgezeichnet.
PM – Kreishandwerkerschaft Trier-Saarburg
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