Trier. Das Licht wird gelöscht und Bischof Stephan Ackermann sitzt in dem dunklen Raum in der ersten Reihe. Hinter ihm: rund 80 Schülerinnen und Schüler der Förderschule Sankt Josef mit ihren Lehrkräften. Eine gewisse Aufregung ist spürbar, immerhin haben sie in ihrer wöchentlichen Schulversammlung selten einen waschechten Bischof zu Gast. Da Ackermann die vom Bistum getragene private Förderschule am 8. März, dem Weltfrauentag, besucht, erlebt er direkt mit, wie die Kinder und Jugendlichen sich mit ganz besonderen Frauenfiguren auseinandergesetzt haben.
„Ihr seid eine tolle Schulgemeinschaft“
Die Jüngsten ziehen mit Kerzen zu sanfter Musik in die Aula ein und erzählen etwas über die Heilige Lucia, während die etwas älteren Klassenstufen bei wieder angeschaltetem Licht dann Maria, die Mutter Jesu, eine junge pakistanische Bürgerrechtlerin, und Mutter Teresa vorstellen. Die oberen Jahrgangsstufen zeigen einen fiktiven Chatverlauf über die Heilige Edith Stein, nach der in Trier eine Pfarrei benannt wurde und stellen in einem Interview ihre eigene Religionslehrerin, Gemeindereferentin Susanne Bierau, vor. Als der kürzlich erst gegründete Schulchor dann noch den bekannten Gospelklassiker „Oh Happy Day“ anstimmt, ist die Stimmung ausgelassen und auch der Bischof klatscht mit, bevor er das Wort an die Schulgemeinschaft richtet.
Meist sehe er die Schule eher bei abendlichen Spaziergängen im Vorbeigehen, wenn alles ruhig und verlassen daliege. Jetzt aber wisse er, wie viel Leben tagsüber hier herrsche und habe ein Bild im Kopf, „wie hier gelernt, gelehrt und gelebt wird.“ Er freue sich besonders da zu sein, weil sein letzter Besuch im Jahr 2007 schon so lange zurückliege. „Ich erlebe, was für eine tolle Gemeinschaft ihr hier seid, dass hier ein richtig guter Geist weht, wo man sich gegenseitig umeinander kümmert“, so der Trierer Oberhirte. Dieser Eindruck verstärkt sich auch bei der anschließenden Führung durch die Schule mit Schülersprecher Florian (15) aus der achten Klasse und dem achtjährigen Benni aus der zweiten Klasse.
Selbst zubereitetes Essen
Ackermann und Kerstin Schmitz-Stuhlträger, Leiterin der Abteilung Schule und Religionsunterricht im Bistum Trier, erklimmen die drei Stöcke des hellen, freundlichen Gebäudes und schauen zunächst bei der Kochgruppe in der schuleigenen Küche vorbei. Für die Dritt- und Viertklässler heißt es hier: Unter Aufsicht schnippeln, nebenbei spielerisch Lebensmittelkunde erlernen und anschließend zusammen mit ihren Klassenkameraden das selbst zubereitete Essen schmausen. Ackermann erkundigt sich, ob die Kinder auch Wünsche äußern dürfen und erfährt, dass bei „Schnitzel mit Pommes“ für die Kinder zu wenig zu tun sei und es deshalb gesündere und aufwendigere Speisen gebe – immer mit Blick auf saisonale Produkte.
Im Klassenraum der „Schneckenklasse“ mag zunächst befremdlich erscheinen, dass alle Einzeltische der Kinder mit dem Blick zur Wand stehen, aber die kleine Delegation erfährt schnell, warum das sinnvoll ist. „Die Kinder können so wesentlich konzentrierter arbeiten und auch bei ihrer Aufgabe bleiben, ohne zu große Ablenkung“, klärt Unterstufenleiterin Carolin Heise auf. Hier lernen Kinder, die gerade frisch aus der Kita kommen und altersmäßig in Klasse eins und zwei einzustufen sind. „Wir heißen übrigens nicht Schneckenklasse, weil wir so langsam sind, sondern weil es so schwierig ist, aus seinem Häuschen herauszukommen“, erklärt sie. Für manche Kinder ist es an diesem Vormittag ein großer Erfolg, wenn sie länger als ein paar Minuten stillsitzen und konzentriert an ihrem Wasserfarbenbild malen können. Individuelle Unterstützung gibt es von den Lehrkräften, in einigen Fällen auch zusätzlich von so genannten Integrationskräften.
Arbeit in der Natur und wunderschöne Räume
Schülersprecher Florian führt den Bischof routiniert weiter durch seine Schule zu einem Werkraum, wo mit Holz und Naturmaterialien gearbeitet wird und zum Schulkiosk, wo die älteren Schüler Süßes und Schulmaterial verkaufen. Gerade ist Pause und die Erst- bis Neuntklässler dürfen Musik hören, während sie klettern, sich einen Ball zuwerfen oder auf Bänken sitzen. Im Freien sind die Schüler aber auch sonst des Öfteren: Etwa im „Friedhofsteam“, das regelmäßig dem Grünflächenamt auf dem Hauptfriedhof beim Kehren, Statuen säubern oder sonstiger Gartenpflege zur Hand geht. Oder beim Bepflanzen von Beeten, für die die Schule von der Stadt eine Patenschaft übernommen hat.
„Unser Schultyp ist für Kinder von der ersten bis zur neunten Klasse da, dann gehen die meisten unserer Schüler zur Berufsschule und machen ein Berufsvorbereitungsjahr“, erklärt Schulleiterin Andrea Müller. Schon seit zehn Jahren als Lehrerin hier tätig, leitet sie die Geschicke der Schule seit zwei Jahren. Als Privatschule könne die Sankt Josef Schule ihre Schülerinnen und Schüler aussuchen. Voraussetzung sei ein bescheinigter Förderbedarf bei Lernschwierigkeiten. Jedes Jahr habe sie lange Wartelisten und inzwischen seien die Kapazitäten der Schule mit 90 Schülern erreicht. Nach der Renovierung alter Hausmeisterwohnungen in einem Nebengebäude sei man aber in der glücklichen Lage, „wunderschöne Räume dazugewonnen“ zu haben. So etwa die gemütliche Schulbibliothek mit Sitznischen, in der die Bücher nach Farben sortiert sind, oder einen großen hellen Nähraum, der an ein Atelier erinnert.
„Wir merken, dass die Schule dem Träger, also dem Bistum, wichtig ist, und das freut uns natürlich“, betont Müller. Das Team leiste auch einfach gute Arbeit – die im Schulalltag sicher nicht immer einfach sei. Ackermann bestätigt die Wichtigkeit der Schule als einer von zwei Förderschulen für die Trierer Schullandschaft und bedankt sich am Ende herzlich bei Florian und Benni. Der Tag in der Förderschule Sankt Josef habe gezeigt, dass die Schulen des Bistums eine wichtige Rolle spielten als Orte, wo noch guter Kontakt zu Kirche und Glaubensthemen stattfinden könne.
PM – Bischöfliches Generalvikariat Trier
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