Aus der TUFA in Trier berichtet
Andreas Gniffke (Text und Fotos)
Mit der Lesung von Heinz Strunk präsentierte die TUFA in Trier ein neues Konzept der literarischen Vermittlung. Neben der eigentlichen Buchpräsentation des Autors sollte dem Publikum ein von Dorian Steinhoff moderiertes Gespräch den Künstler noch näher bringen. Der Plan ging aber nur bedingt auf.
Heinz Strunk ist ein Multitalent. Als Schriftsteller feierte er seinen Durchbruch mit „Fleisch ist mein Gemüse“ und auch die Nachfolger „Die Zunge Europas“ und „Fleckenteufel“ wurden zu Bestsellern. In Berlin und Wien steht er auf der Theaterbühne, er macht Filme und Musik und war Spitzenkandidat der PARTEI in Hamburg. In Trier präsentierte Strunk sein aktuelles Buch „Heinz Strunk in Afrika“, in dem er einen absurden Weihnachtsurlaub in einer kenianischen Hotelanlage beschreibt, gelegentliche Abenteuerausflüge in die lokalen Spielhöllen inklusive.
Das Konzept der neuen TUFA-Reihe Humorprofis klang vielversprechend. Der Künstler sollte nicht nur aus seinem Buch lesen, sondern im Gespräch mit dem Autor Dorian Steinhoff weitere Facetten seiner Persönlichkeit offenbaren. Die Ankündigung kam durchaus vollmundig daher, denn die Reihe solle „seinem Publikum so eine Bühne für die literarische Unterhaltung [bieten], die nicht nur den Text, sondern auch die Person des Künstlers zum Programm macht, und so einfach mehr bietet – komisch, amüsant und schlau, Unterhaltung im besten Sinne eben.“
Nun ja, eins sei vorweggenommen: Den eigenen Ansprüchen wurde der Abend nicht gerecht. Und das lag nur bedingt an Heinz Strunk. Der Hamburger ist sicherlich kein begnadeter Vorleser. Er liest zu schnell, nuschelt und verschluckt die ein oder andere Pointe. Doch dem meist beiläufigen Humor seiner Texte wird diese Art des Vortrags durchaus gerecht. Seine niedergeschriebenen Urlaubserlebnisse auf der Suche nach purer, ereignisloser Erholung sind lustig, strotzen vor Wortwitz und einer präzisen und bösartigen Beobachtungsgabe. Als „Dick und Doof auf Pauschalreise“ erlebt Heinz mit seinem Freund C. dann doch mehr, als er sich eigentlich vorgenommen hatte, und landet schließlich sogar in den Vorboten eines sich anbahnenden Bürgerkriegs.
Einem ersten Vortragsteil schloss sich recht schnell der erwartete Interviewpart an und dieser bremste den Schwung der eben beschriebenen Reisevorbereitungen erst einmal gründlich aus. Zwischen Künstler und Moderator funktionierte das Zusammenspiel ganz und gar nicht, was außerordentlich schade war, zeigte sich Strunk doch durchaus als witziger und geistreicher Gesprächspartner, der aber ob der belanglosen Stichworte und Fragen Steinhoffs leicht irritiert wirkte. Beide lagen betont müde in ihren roten Sesseln und plauderten über Männergymnastik, Glücksspiel und die vergangenen und kommenden Großtaten Strunks. Näher kam man dem Künstler damit wohl eher nicht. Erleichterung machte sich breit, als das „Gespräch“ schließlich recht schnell zu Ende war und der Autor sich wieder dem Vortrag widmete, ein zweiter Fragenblock war zum Glück nicht vorgesehen. Hier sollte noch dringend am Konzept gefeilt werden, denn bei kommenden Gästen wie Thomas Gsella (27. März), Harald Martenstein (24. April), Wladimir Kaminer (29. Mai) oder Marc-Uwe Kling (26. Juni), wäre es äußerst bedauerlich, wenn man sich eine solche Gelegenheit entgehen lassen würde.
Dorian Steinhoff entschuldigte sich bereits bei seiner Eröffnung bei den Zuschauern, dass sie mit der Premiere wohl die schwierigste Veranstaltung besuchen würden. Dem ist kaum etwas hinzuzufügen. Das Konzept erscheint es durchaus Wert weiterverfolgt zu werden, sollte dann aber auch konsequent durchgezogen werden. So wirkt es gezwungen und belanglos und kann den eigenen Ansprüchen kaum gerecht werden. Es ist also noch genug Luft nach oben und es ist zu hoffen, dass beim Besuch von Thomas Gsella am 27. März ein deutlicher Schritt nach vorne gemacht werden kann.
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