Der Andrang und die Freude waren riesig, als am vergangenen Samstag der Startschuss für die erste Backyard Session im Hinterhof der Villa Wuller fiel. Wir haben nachgefragt, was den Trierer Club so besonders macht und wollten wissen was die Öffnungen für die DJ´s bedeuten, die so lange nicht mehr vor Publikum spielen durften.
Die Trierer Clubkultur ist wieder zurück. Bereits vor einem Jahr rief die Villa Wuller die Veranstaltungsreihe „Backyard Session“ ins Leben mit der es im vergangenen Sommer schon mal gelang den Corona-Blues kurzzeitig abzuschütteln. Dann wurde es lange still um den Szene Club in Trier. Erst jetzt sind nach einem langen Corona Lockdown wieder Veranstaltungen an der frischen Luft möglich. Die Gelegenheit die Backyard Session wieder aufleben zu lassen. Freuen können wir uns auf einen wilden Ritt quer durch verschiedene Richtungen der elektronischen Musik, Konzerte lokaler Künstler*innen sowie Workshops und Lesungen. Ein abwechslungsreiches Programm, welches Clubkultur mit all seinen Facetten erlebbar macht.
Ein wenig Clubatmosphäre für maximal 100 Gäste
Eine lange Schlange bildete sich bereits vor dem Eingang, als die erste Backyard Session um 16 Uhr am vergangenen Samstag losgehen sollte. Der Andrang war groß. Maximal 100 Gäste waren zugelassen und durften auf dem Hof zumindest einen Hauch von Clubatmosphäre schnuppern. Bereits im vergangenen Sommer, als die Corona Zahlen sehr gering waren hatte man auf dem Platz mehrere Events veranstaltet. Lange war dies nun nicht mehr möglich. Jetzt lassen sinkende Corona Zahlen und immer mehr Lockerungen Veranstaltungen unter freiem Himmel wieder zu. Gerade die Clubbetreiber lässt dies aufatmen.
Auch Tobi Hewer ist sehr erleichtert. Er ist von Anfang an im Club mit dabei gewesen. 2011 öffnete dieser in dem ehemaligen Jazz Club am Rande der Trierer Altstadt am Schießgraben. Heute ist er für die Bookings zuständig. Regelmäßig steht er jedoch auch selbst hinter den Plattentellern und heizt dem Club ein wenig ein. Angst vor einer Schließung musste man in der langen Zeit, als der Club geschlossen war zwar nie haben, die Öffnungen kommen dennoch genau zum richtigen Zeitpunkt. Die Stadt habe dem Club immer sehr unter die Arme gegriffen und auch die staatlichen Hilfen konnten alle Fix Kosten stets decken. Die staatlichen Überbrückungshilfen würden jetzt jedoch auslaufen, weshalb man nun auch wieder auf Veranstaltungen und Einnahmen angewiesen sei. Neben einer finanziellen Notwendigkeit sei man vor allem aber froh darüber wieder zusammen kommen zu können, so Tobi Hewer.
Die Villa Wuller startet wieder durch
Jetzt die Möglichkeit zu haben sich hier wieder zu treffen, sich auszutauschen und Events zu veranstalten tue der ganzen Crew gut. Als der Lockdown noch ewig anzudauern schien, war die Stimmung oft von Perspektivlosigkeit geprägt. Man habe sich zwar stets Online getroffen und auch schon Pläne aufgestellt, wie es weitergehen könnte. Ohne ein konkretes Datum der Öffnung erschien dies jedoch manchmal fast schon sinnlos erzählen die beiden Resident DJ´s Rollo und Philipp. Erst jetzt mit den Lockerungen könne man wieder richtig durchstarten. Bis September steht der Platz hinter der Villa Wuller den Kulturschaffenden noch zur Verfügung. Danach soll dieser zu einem Parkplatz umgebaut werden. Bis es soweit ist soll der Wegfall der vielen Clubnächte immerhin ein wenig kompensiert werden. In Kooperation mit dem Kulturgraben e.V. hat man daher ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine gestellt, mit dem Trier fortan mit ein wenig Clubkultur bereichert werden soll.
„Wir haben unsere ganz eigene Philosophie entwickelt“
Die Villa Wuller ist zwar ein Nachtlokal in dem auch mal feucht fröhlich gefeiert wird, dem Club gehe es dabei jedoch nicht nur um den Exzess. Vielmehr dient der Ort als Begegnungsstätte für alle Musikliebhabenden der elektronischen Musik. Diesen bietet der Club ein ganz besonderes Erlebnis. All diesen möchte er dazu auffordern sich neuen Eindrücken gegenüber zu öffnen. Vielseitige und abwechslungsreiche Musik verspricht der Club daher auch. Mal ist sie zart, gemütlich und zum Träumen, dann auch wieder hart und voller Kraft. Das ist der Sound der aus den Boxen der Villa wummert. Sich darauf einzulassen verstehen die DJ´s als Einladung. Sie nehmen dich bei der Hand und begleiten dich durch die Nacht.
Es ist der Austausch mit den Menschen, der das Ganze so besonders macht „Unglaublich schön“ sei es dann, wenn „diese Kommunikation gelingt“ so Tobi Hewer. Gerne werden auch mal unbekanntere Genres gespielt, die dann nur eine kleinere Zielgruppe ansprechen. Eine besondere Herausforderung, die Tobi als „Spagat zwischen ökonomischer Dringlichkeit und kultureller Vielfalt“ beschreibt.
Ein buntes und vielfältiges Programm für die nächsten Wochen
Der Club, der sich selbst als ein „Laden, der subkulturellen Sounds ein Zuhause bietet und in dem das Tanzen und die Musik oberste Priorität haben“ sieht, versteht sich dagegen als weit mehr als bloßer Veranstaltungsort für Partys. Für die kommenden Wochen hat man sich zusammen in Kooperation mit dem Kulturgraben e.V. ein buntes Programm überlegt. Neben DJ-Sets sind auch Lesungen, verschiedene Konzerte und auch Workshops geplant.
Mitunter werden verschiedene DJ-Workshops angeboten. Nach wie vor gebe es eine gewisse Ungleichheit im Nachtleben. Mit einem Workshop am 28.06. der sich gezielt an FLINTA Menschen (Frauen, Lesben, inter-,nicht-binäre, trans- und agender – Personen) richtet möchte die Villa Wuller damit aufbrechen und einer größeren Bandbreite an Menschen das Auflegen näherbringen. Der speziell an diese Menschen gerichtete Workshop bietet ihnen einen besonderen Safe-Space, den sie ansonsten nicht überall haben. Eine von Männern dominierte Branche soll somit etwas mehr Diversität erfahren. Ein weiterer Workshop findet am 13.07 statt. Zu diesem sind alle Menschen eingeladen, die sich mal hinter dem Mischpult auszuprobieren wollen.
Vorfreude auf die nächsten Wochen
In zwei Wochen soll es dann weitergehen. Liebhaber von tiefen Tönen und raffen Sounds dürfen sich dann auf der Bass Villa auf einen Mix aus Bass Musik, UK-Bass und Garage freuen. Der Kulturgraben wird voraussichtlich ab dem 1. Juli mit in das Programm einsteigen. Dann wird auf dem Platz hinter der Villa Wuller wöchentlich von Donnerstag bis Samstag für Action gesorgt und gezeigt wie viel Szene das kleine Trier hat.
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