Was zeichnet den Geigenbauer Kling aus? Die besondere Welt der Musik und die Entstehungsgeschichte eines Musikinstruments verführen Josef Kling täglich, wenn er nur sein Geschäft aufschließt. Ein besonderer Ort im Karl Marx Viertel.
Trier / Karl Marx Viertel. „Wenn ich in mein Geschäft reinkomme, in meine Werkstatt, bin ich in einer eigenen Welt“, so beantwortet Josef Kling die Frage von 5vier.de. – Und am Samstag, dem 12. September 2015, zum Straßenfest kann man in den Räumlichkeiten der Antoniusstraße 5 mehr entdecken, als das bloße Phänomen „Saiteninstrumente“.
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Das Unternehmen Geigenbau Kling in der inzwischen vierten Generation gehört seit 1960 zu Trier. „Wir kommen aus einer Familie von Musikern“, erklärt Josef Kling seine Leidenschaft. Er selbst habe schon zwei Jahre Geige in Karlsruhe studiert, bevor seine Liebe zum Geigenbau entstand, die er zunächst auch ohne das Wissen seines Vaters in Karlsruhe austestete. Erst danach gestand er seinem Vater seinen Hang zu der Kunst des Geigenbaus und lernte im Familienunternehmen.
In erster Linie ist Geigenbau eine Kunst
Eine Geige stellt sich zwar als ein mit vier Saiten ausgestattetes und im Grunde „uniformes“ Instrument dar. Doch das ist nur die Oberfläche. Denn es genügt nicht, die Saiten richtig zu spannen, der Klang liegt in der Geige, im ausgewählten Holz, in der Verarbeitung, im Können des Geigenbauers, seinem Wissen, seinem Sehen, seinem Empfinden, seiner Kunst. Und diese Kunst verlangt auch, die Geige hören zu können, mit ihr in einen Dialog zu treten.
Umso mehr, dass der Geigenbauer Josef Kling nicht nur Erschaffer ist, sondern er restauriert auch Geigen. Er bearbeitet nicht klingende Instrumente, so dass sie wieder einen „richtigen, einen guten Klang“ erhalten.
In zweiter Linie ist Geigenbau Respekt
„Wenn ich eine schöne Geige sehe und sie nicht klingt, bin ich unglücklich“, erklärt Josef Kling, der gleichzeitig auch ein Sammler von Geigen ist.
„Ich bin mitunter erstaunt, was für unterschiedliche Geigen ich entdecken kann“, gibt er 5vier.de zu verstehen und verweist auf den Unterschied von Schülerinstrument und Meistergeige (also der von Schülern bzw. Meistern hergestellten Geigen). – Denn im Grunde müssten die von Meistern hergestellten Geigen – adäquat zu dessen Jahren der Berufserfahrung – immer besser werden. Dies mag – so werden wir unterrichtet – auch hinsichtlich der Qualität der Ausführung stimmen. Doch die Seele des Klangs ist mitunter in weniger perfekten, weniger nach festen Regeln bzw. Plänen gebauten Geigen viel mehr enthalten, als in Geigen, die nur nach festen Konstruktionsplänen und mit einem übertriebenen Hang zur Perfektion gebaut werden.
„Um vom Musiker zum Geigenbauer zu werden habe ich den Respekt vor dem Material als erste Lektion an meiner Schulter und dann mit meinen Händen gelernt. – So gilt bei mir und der von mir entwickelten Art und Weise des Geigenbaus ein Prinzip: Jede Geige ist eine Herausforderung. – Und wie bei dem Geigenbauer Antonio Stradivari (etwa 1644 bis 1737), wird die letzte Geige, welche ich herstelle, nicht unbedingt die optisch schönste, jedoch von ihrem Klang her die beste werden.“
5vier.de empfiehlt – sollte sich die Möglichkeit für die Besucher ergeben – einfach dem Geigenbauer Josef Kling zuzuhören – er lässt sicherlich auch des ein oder andere Instrument „sprechen“. Die Sammlung an Violinen, Bratschen, Celli oder Kontrabässen steht sichtbar in der Antoniusstraße 5!
Fotos/Film: C. Maisenbacher
In unserer Reihe über das Karl Marx Viertel und das bevorstehende Straßenfest sind bei 5vier.de bereits diese Geschichten erschienen:
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