Der Glaube an Gott – Gedanken über den Sinn des Lebens und das Streben nach dem Guten. Ein Leben im Orden ist vielschichtig – geistig auf einer hohen Ebene und die pure Erfüllung, sollte man in seinem Leben den Weg in Richtung Gott eingeschlagen haben. Bruder Antonius gehört dem Orden der Barmherzigen Brüder Maria-Hilf seit 2004 an.
Getreu dem Leitspruch – dem Himmel verbunden, den Menschen zugewandt – in brüderlicher Gemeinschaft leben, durchläuft auch Bruder Antonius seinen Glauben. Gebürtig kommt Michael Joos – so sein Taufname, aus Baden-Württemberg. Er ist gelernter Krankenpfleger und sammelte schließlich auch in diesem Beruf einiges an Erfahrung. Bei den Barmherzigen Brüdern – sein Büro ist auch im großen Komplex des Brüderkrankenhauses in Trier, ist Bruder Antonius in der Ordensleitung – zudem General-Assistent und General-Sekretär. Ebenso nahm er zuletzt auch die Leitung im Trierer Hospiz ein – wo er schließlich auch mit dem Thema Tod tagtäglich konfrontiert wurde.
Sein Glauben den er lebt ist modern. Akzeptanz – Respekt und Verständnis. Nicht immer selbstverständlich in der katholischen Kirche und doch so wichtig. Auch ein typisches Leben hinter Klostermauern mit langen Fluren ist nicht vorhanden. Bruder Antonius lebt in einem modernen Haus in Trier-Ruwer – gemeinsam mit drei anderen Brüdern seines Konvents. Moderne Einrichtung – einen ziemlich gepflegten Stil und das in einem reinen Männerhaushalt. Geht nicht? Geht doch! Die Gemeinschaft unter Brüdern ist einzigartig. Natürlich steht der Glauben an oberste Stelle – dicht gefolgt von Haushalt, Kochen und der Gartenarbeit. Der Garten ihres Hauses ist nämlich groß und muss schließlich auch gepflegt werden. Sogar eine hauseigene kleine Kapelle ist vorhanden.
Gemeinsames Beten – tiefgründige Gespräche mit seinen Brüdern und schließlich die Pflege der sozialen Netzwerken, in denen ist Bruder Antonius nämlich sehr präsent. Eben modern – dieses Leben im Konvent. „Wir starten gemeinsam morgens um halb sieben. Wobei ich persönlich schon um viertel vor fünf aufstehe – einen Kaffee trinke und anschließend für mich selbst meditiere. Um halb sieben erfolgt dann ein gemeinsames Gebet in unserer Kapelle – anschließend frühstücken wir. Danach geht jeder seinen Weg – weil wir halt auch alle in unterschiedlichen Bereichen eingesetzt sind.
Abends ist es dann gleich. Wir beten um halb sieben – danach Abendessen, anschließend ein gemeinsamer Austausch was gerade einen bewegt oder was ansteht“, gibt Bruder Antonius bezüglich seines Tagesablaufs zu verstehen. Doch wer kocht und macht den Haushalt? „Wir wechseln uns ab – wobei wir auch einen Bruder haben, der überhaupt nicht gerne kocht“, setzt er lachend nach und führt fort: „Wir sind alles in allem eine große Familie – die sich nicht nur blind versteht, sondern sich auch hilft und unterstützt. Das Leben hier in der häuslichen Gemeinschaft ist sehr schön und erfüllt uns alle.“
Doch ein Leben davor gab es auch. Sogar eine Zeit – wo Bruder Antonius fast aus der katholischen Kirche ausgetreten wäre. „Ich war ein Spätzünder“, schießt er direkt nach, der sich damals Fragen des Lebens stellte und sich diese, in seiner jetzigen Rolle als Ordensbruder, nun beantworten möchte. „Ich hatte in dem Leben vor meinem Ordenseintritt immer den Eindruck gehabt – da fehlt noch etwas. Auch die Frage – was ist eigentlich der Sinn in meinem Leben?!
Das war sogar eine Zeit – wo ich mit Kirche und mit dem lieben Gott rein gar nichts zu tun hatte. Kirche war für mich weit weg – und ich spielte damals sogar mit dem Gedanken aus der Kirche auszutreten, weil ich mit vielen Dingen nicht konform war und auch bin. Besonders die Frage nach dem Sinn meines Lebens – inspirierte mich letztendlich diesen Weg einzuschlagen. Ich bemerkte schließlich – dass auch ich mit meinen ganzen Zweifeln einen Platz beim lieben Gott habe.
So ist letztendlich auch meine Entscheidung gewachsen – in den Orden einzutreten und mich diesem Leben schließlich zu widmen, weil mich natürlich auch diese Lebensform sehr interessiert hat“, erklärt Bruder Antonius seinen gegangenen Weg, der aber auch noch oft an sein Leben davor denken muss, wie er weiter ausführt: „Mein altes Leben vermissen? Ja und nein! Wir Brüder leben ja nach den drei Gelübden. Armut – Gehorsam und Ehelosigkeit.
Natürlich gibt es Phasen – gerade auch mit der Ehelosigkeit, die gar nicht so einfach sind. Das Bedürfnis nach Partnerschaft und Nähe ist schon präsent. Aber im Großen und Ganzen bin ich schon froh mit dieser Entscheidung. Sie macht mich zufrieden und glücklich. Das Gefühl etwas zu verpassen – ist bei mir aber nicht mehr so groß.“
So richtig Entspannung findet der 48-Jährige wie schon anfangs erwähnt beim Meditieren. Aber auch Pilgern krönt sich zu seiner Leidenschaft. Seine eigene Reise in seinem Leben besser verstehen oder kennenlernen – diverse Dinge ins Reine bringen und gedanklich abschalten. Bruder Antonius ging mehrmals den Jakobsweg. „Hier erlebe ich eine ganz enge Bindung zu Gott“, erklärt er im nächsten Atemzug, wo das Thema Tod zumindest gedanklich bei ihm ebenfalls eine fragende Rolle einnimmt.
Wohin gehen wir nach dem Sterben? Was passiert mit unserem Geist? Bruder Antonius glaubt an ein Leben nach dem Tod – vor dem er jedoch keine Angst hat. „Ängste sind vielleicht größer im Bezug wie man sterben wird. Mit Schmerz oder ohne. Der Tod selbst ist nicht schlimm. Er gehört zum Leben dazu. Ich bin davon überzeugt – dass der Tod nicht alles ist.
Ein Leben danach existiert. Mit dem Tod wurde ich ja auch schon damals in meiner leitenden Rolle im Trierer Hospiz konfrontiert. Bei jüngeren Menschen – die man auf ihrem letzten Weg begleitet, geht es mir schon seelisch sehr nah. In solchen Situationen bin ich dann auch wieder dankbar – in einer Ordensgemeinschaft zu leben. Meine Brüder und ich sprechen darüber. Wir verarbeiten es gemeinsam. Das hilft mir sehr.“
Viel verarbeiten musste Bruder Antonius auch im Zuge der schlimmen Flutkatastrophe im Sommer 2021. Besonders das Ahrtal traf es schwer. Er selbst reiste ins Krisengebiet um anzupacken und zu helfen. Seelischer Beistand – aber auch tatkräftig mit Gummistiefeln und Schaufel. Bruder Antonius sah schlimme Bilder – Zerstörung und viel Leid.
Noch heute pflegt er diese schrecklichen Gedanken – wie er mit ernster Miene bekräftigt: „Ich war nach Tag zwei der schlimmen Katastrophe oftmals vor Ort und habe mit angepackt. Es war schockierend – und schrecklich das alles zu sehen. Aber nicht nur das Zerstörte – sondern auch die Geschichten der vielen betroffenen Menschen oder auch von den sämtlichen Hilfskräften. Mich persönlich hat es sehr bewegt und auch noch sehr lange verfolgt.
Neben den schrecklichen Bildern – habe ich aber auch eine riesengroße Solidarität erlebt. Wenn man so etwas erlebt – wird man erst einmal wieder dankbar für das, was man hat. Sicherlich denkt man auch darüber nach – wieso lässt Gott so etwas Schlimmes zu? Mein Gott wo bist du in solch einem Schlamassel – was diese Menschen hier durchleben müssen?! Sogar die Frage – ob es Gott überhaupt gibt, kommt einem in den Sinn. Dann hatte ich aber auch wieder Situationen erfahren können – wo einem Gott wieder präsent war. In Menschen – oder auch in diversen Situationen. Diese Zeit hat meinen persönlichen Glauben in einer gewissen Weiße schon gestärkt.
Viele Leute fragen sich aber trotzdem – wieso lässt Gott solch eine schlimme Katastrophe nur zu?! Über diese Frage werden wir wohl niemals eine ausreichende und befriedigte Antwort bekommen. Aber was ich auf jeden Fall glaube – ist, dass Thema Freiheit. Gott gibt uns eine Menge Freiheit und für vieles sind wir nun einmal auch selbst verantwortlich.
Wir können demnach nicht alles Gott in die Schuhe schieben. Gerade Umwelt-Katastrophen. Hier hat es mit uns Menschen zu tun die in der eigenen Verantwortung ruhen. Wir können ja nicht davon ausgehen – dass wir tun und lassen können was wir wollen und wenn es einmal scheiße läuft, ist der liebe Gott schuld. Dann werfen wir ihm auch noch vor – wieso bist oder warst du nicht da?! Wir Menschen machen es uns was dies betrifft leider zu einfach.“
Bruder Antonius lebt einen Glauben einer Kirche aus – die aber nicht immer für einen freudigen Gesprächsstoff sorgt. Viele Streit- und Problem-Themen kratzen schließlich auch bei ihm ans gläubige Gemüt. „Natürlich sind wir als Ordensgemeinschaft ein Teil der katholischen Kirche. Mich nervt es – wie man mit dem Thema Missbrauch umgeht.
Das ist für mich persönlich furchtbar und beschämt mich sehr. Ebenfalls das Thema und auch aktuelle Aktion – #OutInChurch, wo es darum geht, dass 125 Menschen, die haupt- oder ehrenamtlich in der Kirche unterwegs sind und dafür plädieren, dass sie mit ihrer Sexualität inklusiver ihrer Orientierung ein Teil der Kirche sein dürfen. Und wie mit diesem Thema umgegangen wird – ist in meinen Augen auch ein NoGo, weil ich einfach viele Menschen kenne, die darunter leiden, ganz egal ob sie schwul, lesbisch, bi oder diverse sind.
Diese Diskriminierung stimmt mich sehr traurig und wütend. Hier erhoffe ich mir ein Umdenken“, lässt Bruder Antonius durchblicken, der sich für die Zukunft eine moderne Kirche, im Handeln und im Denken, wünscht. Weg von konservativ – hin zu neuen Wegen, wo man schließlich auch die jungen Menschen ansprechen und für die katholische Kirche begeistern möchte. Einen Weg Richtung der Moderne schlug auch Bruder Antonius ein.
Sein modernes Denken auf der einen Seite – seine starke Präsenz in den sozialen Medien, auf der anderen. „In unserem Konvent – und auch in unserer Gemeinschaft, bin ich für die diversen Kanäle der sozialen Medien verantwortlich. Hier werden Leute – ganz egal ob jung oder alt, angesprochen. Ich finde diesbezüglich sind wir auch auf einem sehr guten Weg. Diese Art von Kommunikation ist wichtig. Wir nutzen sie gerne und erhalten zudem auch eine sehr positive Resonanz – ganz egal ob Facebook, Instagram oder YouTube.“
Bruder Antonius selbst kommt wie schon anfangs erwähnt aus Baden-Württemberg. Trier ist aber sein zweites Zuhause geworden. Hier fühlt er sich wohl – geborgen und verstanden. Die Menschen – die Stadt und besonders die Landschaft. „Trier ist für mich inzwischen schon Heimat geworden. Besonders die Gegend rund um Trier-Ruwer – dort wo ich und meine Brüder auch wohne, gefällt mir schon sehr. Auch der schöne Ausblick von der Mariensäule aus – einmalig und wunderschön“, gesteht er seine Liebe zu Trier, wo er schließlich weiterhin seinen Weg mit Gott, seinen Brüdern und mit seinem katholischen Glauben gehen möchte.
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