Von Florian Schlecht
Der DFB-Pokal elektrisiert die Massen: Am Samstag hofft Fußball-Regionalligist Eintracht Trier darauf, dem 1. FC Köln in der ersten Runde ein Bein stellen zu können (20.30 Uhr). Das Moselstadion dürfte an dem Abend ausverkauft sein, Sky überträgt live. Und Trainer Roland Seitz träumt von der Sensation. „Wir werden alles dafür tun, um Köln zu ärgern.“
Wer irgendwann ein Buch über die Geschichte des DFB-Pokals schreibt, der wird an Eintracht Trier nicht vorbeikommen. In der Saison 1997/98 stürmten die Moselkicker munter bis ins Halbfinale des Cups vor, warfen Schalke 04 und Borussia Dortmund als amtierende Europapokalsieger aus dem Wettbewerb. Rudi Thömmes erinnert sich gerne daran, wie Jens Lehmann damals wütend ein Loch in die Kabinentür trat. 2009/10 kegelte Trier erst Hannover 96 und dann Arminia Bielefeld raus. Und wieder ein Jahr später war der FC St. Pauli in der ersten Hauptrunde fällig – beinahe sogar noch der Hamburger SV, der sich mit Ach und Krach durch die Verlängerung wurstelte. Am Samstag soll es wieder eine Sensation geben, wenn Trier auf den 1. FC Köln trifft (20.30 Uhr). Ja – es ist an der Zeit für ein neues Pokal-Wunder.
Darauf hofft auch Trainer Roland Seitz. Um 13.39 Uhr startet er am Donnerstag mit seinem Statement die Pressekonferenz, zwei Tage vor dem Cup-Kracher gegen den Zweitligisten. Ein verschmitztes Lächeln im Gesicht, Optimismus in seinen Augen. „Wir werden alles dafür tun, Köln zu ärgern. Dann gucken wir am Ende, ob es reicht.“ Wie besonders der Pokal in Trier ist, welche Geschichten in der Moselmetropole schon geschrieben wurden, sieht der Oberpfälzer nicht als Nachteil. „Das Umfeld geht mit der Erwartung ins Stadion, dass was möglich ist. Und auch die Gegner bekommen das mit. So wie der FC Bayern über Jahrzehnte nicht gerne an den Betzenberg gefahren ist, müssen die Bundesligisten auch mal damit rechnen, in Trier ausscheiden zu können.“
„Ich traue Touré eine gute Jokerrolle zu“
Doch wie soll das Wunder gelingen? Keine Frage: Legt der 1. FC Köln einen Sahnetag hin, gibt es kaum Chancen. Falls der Zweitligist aber schludert, einen Gang niedriger schaltet, sich auf seiner Favoritenrolle ausruht – dann will Trier zuschlagen. „Entscheidend ist es, dass wir vom Taktischen und der Bereitschaft 100 Prozent unseres Leistungsvermögens abrufen und die Räume eng machen. Dann werden wir sehen, ob Köln ein Mittel dagegen findet.“
Den Gegner, der mit der österreichischen Trainer-Verpflichtung Peter Stöger (Austria Wien) den Aufstieg im Blick hat, beobachtete Seitz beim 1:1 gegen Fortuna Düsseldorf. Seine Eindrücke schätzt der Trainer realistisch ein: „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Aber man darf keinen falschen Vergleich ziehen. Köln hat dort vor 50.000 Zuschauern bei Derby-Atmosphäre gespielt und in der ersten Halbzeit aus der Defensive heraus agiert. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie das bei uns nicht tun werden.“
So wird es darum gehen, den Geißböcken in der Offensive den Zahn zu ziehen. Besonders gefährlich: Torjäger Anthony Ujah, der die einzigen beiden Saisontreffer erzielte. Um den Einsatz des nigerianischen Angreifers der Gäste hatte es zuletzt Rätselraten im Kölner Boulevard gegeben. Trainer Stöger bekannte nun aber, die beste Mannschaft auf den Platz schicken zu wollen.
Das kann auch Trainer Roland Seitz, dem bis auf die langzeitverletzten Torge Hollmann, Thomas Konrad und Erik Michels alle Kräfte zur Verfügung stehen. Mit Moussa Touré ist eine weitere Alternative für die Offensive hinzugekommen, der Rückkehrer vom SSV Ulm war bei der 2:3-Heimpleite gegen Hessen Kassel noch nicht spielberechtigt. „Er bringt eine gute Grundausdauer mit, auch wenn der Körper das Fußballspezifische noch nicht hergibt. Aber ich traue ihm eine gute Jokerrolle zu.“
Dazu baut Seitz auf das Trierer Publikum. Zwar gibt es noch Restkarten, aber das Stadion sollte am Samstag mit 10.890 Zuschauern restlos ausverkauft sein. Eine Zusatztribüne ist aufgestellt, Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Oberbürgermeister Klaus Jensen haben ihren Besuch zum Pokal-Hit ebenfalls angekündigt. „Unsere Fans werden lauter sein als die Kölner“, glaubt der Trierer Trainer, der an seine Spieler appelliert, die Nerven zu bewahren. „Wir dürfen uns vor der Kulisse nicht in die Hose machen, sondern müssen mit Freude, Selbstvertrauen und breiter Brust in das Spiel gehen.“
Zu verlieren hat Trier nichts. Zu gewinnen aber eine ganze Menge. Es ist an der Zeit für ein neues Pokal-Wunder von der Mosel.
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+++Eintracht in Kürze+++
Restkarten werden über die Tageskasse verkauft – Einige hundert Stehplatztickets sind noch übrig für den Pokal-Hit zwischen Eintracht Trier und dem 1. FC Köln. Diese gehen am Samstag an der Tageskasse in den freien Verkauf.
Mannschaft geht in ein Tageshotel – Ein besonderes Spiel erfordert auch eine besondere Vorbereitung. Am Samstag geht die Mannschaft von Eintracht Trier ab Mittag in ein Tageshotel. Dort essen die Spieler zu Mittag, ruhen sich aus und führen die abschließende Teambesprechung vor dem Pokalspiel gegen den 1. FC Köln durch. Trainer Seitz: „Wir wollen uns so professionell vorbereiten wie der Gegner.“
Sky überträgt live – Der Bezahlsender Sky überträgt alle 32 Erstrundenspiele des DFB-Pokals. So natürlich auch die Begegnung zwischen Eintracht Trier und dem 1. FC Köln. Kommentator der Partie soll Ulli Potofski sein, der 2011 auch das knappe Aus gegen den Hamburger SV (1:2 nach Verlängerung) moderierte. Auch ansonsten ist viel los mit Express, Bild und Co.: Insgesamt 60 Medienvertreter sind laut dem SVE-Pressebeauftragten Andreas Arens für das Pokalspiel akkreditiert.
Park-and-Ride zum Pokalspiel – In Kooperation mit den Stadtwerken Trier bietet der SVE wieder einen kostenlosen Bus-Shuttle an. Ab 18.30 Uhr und damit zwei Stunden vor dem Anpfiff gibt es im 7,5-Minuten-Takt einen Pendelverkehr von den Haltestellen und Parkplätzen an der Handwerkskammer, in der Loebstraße, der Rudolf-Diesel-Straße und am Riverside hin zum Moselstadion. Die Sonder-Busse fahren die Haltestellen bis eine Stunde nach dem Abpfiff wieder an.
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