Von Stephen Weber (Text), Anna Lena Grasmück (Fotos)
Totgesagte leben länger: Eintracht Trier hat sich nach einem verpatzten Rückrundenstart nun offenbar gefangen und durch die Misserfolge der Konkurrenz nach wie vor Ambitionen auf einen der begehrten Relegationsplätze. Eine weitere interessante Statistik belegt, dass der SVE generell stets etwas länger benötigt, um ins Rollen zu kommen.
0:0 stand es am vergangenen Freitagabend nach 45 Minuten zwischen Eintracht Trier und Hessen Kassel. „Besser als ein Rückstand“, dachten die Optimisten. „Schon wieder nichts passiert“, fauchte der Rest. Es war das dritte torlose Zwischenergebnis zur Halbzeit für die Moselstädter in Folge – das elfte in der gesamten Saison. Wer bei der Eintracht Tore sehen möchte, muss zumeist im zweiten Spielabschnitt seinen Stammplatz im weiten Rund einnehmen. Denn 27 der 38 erzielten Treffer in dieser Spielzeit bejubelte der SVE in Hälfte zwei.
Fußballästheten, die der hohen Kunst des Offensivspiels frönen, mag diese Statistik zuwider aufstoßen. Doch steckt dahinter taktisches Kalkül, das sich auszahlt. Die Eintracht steht in der Defensive kompakt, legt die Angriffsbemühungen des Gegners durch ihr tiefes Stellungsspiel über viele Phasen der Begegnung weitestgehend lahm. Und wartet dabei geduldig auf Fehler. 13 der 27 Tore im zweiten Spielabschnitt fielen zwischen der 70. und 85. Minute – also immer dann, wenn der Kontrahent allmählich müde wurde und sich erste Unkonzentriertheiten einschlichen. Oder unmittelbar nach Wiederanpfiff, wenn sich die Bewacher erst mal wieder sortieren mussten oder sich gar gedanklich noch in der Halbzeit befanden: Zehn Tore in den ersten 15 Minuten nach dem Seitenwechsel unterstreichen diese Vermutung.
„Der Dreier gegen Mannheim war wichtig“
So war es auch Samstag gegen Kassel, als Marco Quotschalla – nach einem feinen Pass von Alon Abelski – den Hessen in der 47. Minute den spielentscheidenden Stoß zum 1:0 seiner Farben versetzte. Diese Qualität, abwartend den Gegner mürbe werden zu lassen und dann im richtigen Moment zuschnappen, brachte den Trierern den Erfolg in dieser Saison. Die Initialzündung in der Rückrunde lag laut Mittelfeldspieler Christoph Anton (21) allerdings woanders: „Der Dreier gegen Mannheim war wichtig. Es war der erste Erfolg zu Hause im neuen Jahr, wodurch wir ordentlich Selbstvertrauen getankt haben. Nachdem dieser Druck weg war, konnten wir uns wieder auf unsere Stärken besinnen: Hinten geschlossen stehen, immer in dem Wissen, dass wir jederzeit vorne eins machen können.“
Auch Anton musste sich lange Zeit im Warten üben: Der junge Dribbelkünstler zog sich in der Anfangsphase der Saison eine schlimme Bänderverletzung zu, die ihn vier Monate hinderte, am Fußballbetrieb teilzunehmen. Eine schwere Zeit, die der 21-Jährige jedoch gut überstanden hat: „Natürlich bin ich noch nicht bei 100 Prozent, aber auf dem besten Weg dahin. Gegen Kassel durfte ich zum ersten Mal seit der Verletzung wieder über 90 Minuten spielen. Das tat mir wirklich gut und jeder weitere Einsatz wird mich wieder zur alten Form zurückbringen“, blickt Anton optimistisch voraus. Dabei ist ihm egal, ob der Trainer ihn im Zentrum einsetzt, wie am vergangenen Freitag in der ersten Halbzeit oder auf dem Flügel. „Ich spiele dort, wo der Coach mich aufstellt. Wichtig ist nur, dass ich spiele“, betont er selbstbewusst.
Am Wochenende muss er mit seinen Spielern anlässlich des 31. Spieltags der Regionalliga Südwest bei den schwächelnden Elversbergern antreten, um einen nächsten Big Point im Rennen um die Play-Off-Position zu ergattern.
[statistik]
+++Eintracht in Kürze+++
Ausschreitungen nach Spielende: Polizei ermittelt – Nachdem es am Freitagabend nach der Regionalliga-Partie zwischen Eintracht Trier und Hessen Kassel zu Ausschreitungen beider Fanlager im Innenraum des Moselstadions kam, nahm die Polizei nun erste Ermittlungen auf. Anhand von Video- und Fotomaterial sollen die Randalierer identifiziert und überführt werden. Die Fans der Nordhessen fielen derweil schon während der Partie negativ auf, als sie zuerst Pyrotechnik in ihrem Block entzündeten und bereits kurz vor Spielende über Zäune kletterten, um sich in Drohgebärden in Richtung Haupttribüne zu üben.
Die offizielle Stellungnahme des Sportvereins Eintracht Trier zu den Vorkomnissen nach Spielende findet ihr hier.
[/statistik]
Hier gibt’s noch mal das Video zum Spiel:
[yframe url=’http://www.youtube.com/watch?v=p6yFW4Bkw9w&feature=youtu.be‘]
Kommentar verfassen