Aus dem Moselstadion berichten
Martin Köbler und Anna Lena Bauer (Fotos)
Quo vadis, Eintracht Trier? Wurde diese Redewendung der alten Römer noch im Frühsommer als drohende Apokalypse des Traditionsvereines von der Mosel verstanden, schüttelten getreu dem Motto: „Da staunt der Laie – und der Fachmann wundert sich“ auch heute wieder die exakt 2.542 anwesenden Zuschauer im altehrwürdigen Trierer Moselstadion ihre Häupter ob des fünften Sieges in Serie sowie der phasenweise spielerisch hochüberlegen geführten Partie gegen den alten Rivalen aus dem Saarland, dem FC 08 Homburg, welcher mit einem 3:1 (2:0) zurück in die Heimat geschickt wurde, damit noch gut bedient war und sich in einer rassig geführten Partie mit zwei Platzverweisen zudem selbst dezimierte. „Dieses Spiel haben wir hochverdient gewonnen – und die Homburger können froh sein, dass wir sie noch haben leben lassen“, strahlte ein sichtlich zufriedener Trierer Chefcoach Roland Seitz nach der Begegnung im VIP-Zelt in die weite Runde – sparte aber auch nicht mit dem Heben des drohenden Zeigefingers: „Ein Schuss Leichtsinn war da aber bei meiner Mannschaft auch drin gewesen. Wir haben mal wieder zu viele Chancen liegen gelassen – die Gäste hätten sich selbst bei einer höheren Niederlage nicht beschweren dürfen!“
Foto: „Kommt an meine Brust, Freunde!“ – die Kollegen herzen Piero Saccone nach dessen 2:0.
Damit es erst soweit kam, machte der Trainerfuchs am Trierer Seitenrand aus der Not eine Tugend, waren die personellen Probleme speziell auf der rechten Seite des blau-schwarz-weißen Mittelfeldes nach dem Ausfall von Olivier Mvondo sowie dem Kreuzbandriss Tolgay Asmas doch durch die erstmalige Startaufstellung Thomas Kempnys auf dieser Position über neunzig Minuten schlicht und einfach nicht sichtbar gewesen. Im Gegenteil – der 22jährige mit Wurzeln in Polen avancierte mit zum besten Mann auf dem Platz und trug maßgeblich zum erneuten Heimerfolg seiner Mannschaft bei. Auch sein Übungsleiter attestierte ihm im Anschluss eine „frische und spritzige Leistung, die sich durch seine Darbietungen in den letzten Wochen bereits angedeutet hatte“.
Während auf den übrigen Positionen die gleiche Elf ins Rennen geschickt wurde wie am vergangenen Samstag beim 1:0-Auswärtserfolg gegen Bayer Leverkusen II, musste Altmeister Nico Patschinski im Sturm zunächst auf der Bank Platz nehmen – eine Entscheidung, die Seitz aufgrund der dargebotenen Leistung für nötig erachtete und klarstellte: „Die Kombination, wie wir sie letzten Spieltag mit Lukas Mößner und Nico Patschinski hatten, hat mir nicht so ganz gefallen. Daher habe ich vorne die Positionen etwas getauscht.“ Für den ehemaligen St.-Paulianer rutschte Thomas Kraus somit wieder in die Sturmspitze – und sorgte bereits nach zwölf gespielten Minuten dafür, dass sich das Trainerteam der Moselaner bestätigt sehen konnte: Thomas Kempny war es, der sich auf der linken Abwehrseite der Homburger in Szene setzen konnte und Sebastiao im Abwehverbund stehen ließ. Sein Pass fand Thomas Kraus, dessen Schlenzer über Torwart Thomas Richter im Kasten der Saarländer keine Chance ließ – das Netz zappelte, die Membranen der Lautsprecher rappelten zum ersten Mal das berüchtigte „Döp, Döp, Döp…“ – es stand 1:0.
Ein Ergebnis, das sich bis dato zwar nicht unbedingt andeutete, allerdings den Spielanteilen der Anfangsphase gerecht wurde: die Eintracht spielerisch überlegen, ball- und teilweise kombinationssicher, während die Homburger sich eher dem Motto, über den Kampf ins Spiel zu finden, verschrieben zu haben schienen. Besonders Jean-Claude Mpassy-Nzoumba machte bereits früh auf sich aufmerksam, als er nach noch nicht einmal zwanzig Minuten gleich an zwei harten Fouls beteiligt gewesen ist. Kontrollierte Aktionen im Spiel nach vorne waren bei den Gästen die Seltenheit – und wären nicht die gellenden Pfiffe bei jedem Ballbesitz des Ex-Trierers Sahr Senesie gewesen, hätte man in der ersten Hälfte vom Sturm des FCH fast keine Notiz genommen. Alfred Kaminski, Chefcoach der Gäste, wird sich ebendies auch gedacht haben und verbrachte folglich während der kompletten ersten Halbzeit keine einzige Minute sitzend – wild gestikulierend und teilweise fuchsteufelswild schrie er ob der spielerischen Überlegenheit der Heimmannschaft seine Spieler an, die ihn allerdings im strömenden Trierer Regen zunächst nicht zu hören schienen.
Besonders bei Standardsituationen stimmte ein ums andere Mal die Zuordnung in der grün-weißen Viererkette nicht – sei es nach einem Freistoß von Alban Meha, als Josef Cinar völlig freistehend das 2:0 verpasste (16.) oder nach einem Eckball, ebenfalls getreten von Meha, als Torge Hollmann mit der Hacke Thomas Richter zu einer Glanztat zwang (30.). Als dann alles nach einem knappen Pausenstand aussah, war wieder einmal Thomas Kempny zusammen mit dem ebenfalls sehr aktiven Piero Saccone auf der rechten Seite auf und davon. Der bereits mit der gelben Karte verwarnte Sebastiao konnte sich nur mit einem für alle offensichtlichen Handspiel behelfen und ließ Schiedsrichter Benjamin Brand aus Gerolzhofen keine andere Wahl – Platzverweis (40.).
Kaminski reagierte, stellte auf ein 4-4-1 mit Sahr Senesie als einziger Spitze um – und musste dennoch mit ansehen, wie die ohnehin schon nicht vorhandene Zuordnung immer weiter torpediert wurde. So war es kein großes Wunder, dass unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff plötzlich Piero Saccone auf Zuspiel von Lukas Mößner mutterseelenallein vor Richter auftauchte und sich die Ecke aussuchen konnte – links unten, das 2:0 – gleichbedeutend mit dem Pausenstand, den sich Sahr Senesie auf dem Weg in die Kabinen mit einer gelben Karte wegen Meckerns noch zusätzlich vermieste.
Roland Seitz brachte zu Beginn der zweiten Hälfte Max Bachl-Staudinger für den bereits mit Gelb vorbelasteten Stefan Kohler und musste zunächst mit ansehen, wie seine Mannschaft mehr als nur einen Gang zurückschaltete: die Passsicherheit, sie war dahin, ebenso der Drang zum Tor. Lediglich eine schöne Freistoß-Kombination zwischen Alban Meha und Torge Hollmann forderte in dieser Phase die Homburger Hintermannschaft. Querpässe in der Abwehr prägten das Bild und riefen den Trierer Übungsleiter ein ums andere Mal an den Rand seiner Coaching-Zone – umsonst.
Als nach einem Konter Cataldo Cozza den davongeeilten Manuel Rasp nur mit einem Foul stoppen kann, zeigte der Schiedsrichter auf den Punkt – Elfmeter für die Gäste. Es war ein Strafstoss der Marke „unnötig“, waren in der Mitte die Anspielsstationen Rasps doch alle gedeckt. Nassim Banouas sagte dennoch artig „danke“, jagte die Kugel von ihm aus gesehen ins rechte obere Eck und ließ André Poggenborg nicht die geringste Abwehrchance – der Anschlusstreffer (51.). Die Eintracht reagierte kurzfristig nervös, schien für ein paar Minuten den Faden verloren zu haben und brauchte etwas, um wieder ins Spiel zu finden – nach etwa einer absolvierten Stunde waren die Kräfteverhältnisse allerdings wieder zurechtgerückt. Während in der 60. Minute Piero Saccone mit einem satten Schuss aus zentraler Position noch denkbar knapp am starken Schlussmann der Homburger scheiterte, machte es einmal mehr Alban Meha nur vier Minuten später besser, als er von einer Balleroberung Lukas Mößners auf der rechten Seite profitieren konnte, der den Ball gekonnt zu Thomas Kempny weiterleitete und den Kosovo-Albaner freistehend am Rande des Sechzehnmeterraumes fand. Einmal angetäuscht, Schuss in die rechte untere Ecke – das 3:1, die Entscheidung.
Das Stadion tobte, erleichtert ob des neuerlichen Genie-Streiches des am heutigen Tage ansonsten solide spielenden Standard-Spezialisten und feierte in den kommenden Minuten ihre Mannschaft. Ein ums andere Mal hallte ein donnerndes „Eintracht!“ durch das weite Rund. Die Partie war entschieden – erst Recht, nachdem der bereits negativ aufgefallene Jean-Claude Mpassy-Nzoumba auf Höhe der Mittellinie Cataldo Cozza brutal in die Parade fuhr und ihn von den Beinen holte – ein Frustfoul, welches dem Schiedsrichter keine andere Wahl ließ, als ihn mit einer glatten roten Karte vom Feld zu stellen (76.).
Durch diesen Heimerfolg verteidigt Eintracht Trier auch am 13. Spieltag die Tabellenführung in der Regionalliga West und hat mit nunmehr 28 Punkten nur noch einen Zähler weniger als in der gesamten letzten Saison. Roland Seitz will von diesen Statistiken gar nichts wissen und hält fest: „Für mich zählt unterm Strich nur, dass wir unseren Zuschauern wieder einen Heimsieg geschenkt haben. Die Mannschaft hat richtig gut gespielt und alle drei Treffer aus dem Spiel heraus erzielt. Das ist wichtig, nicht mehr und nicht weniger. Denn jetzt haben wir ein schweres Auswärtsspiel beim SV 07 Elversberg vor uns.“
STATISTIK
SV Eintracht Trier 05: Poggenborg – Drescher, Hollmann, Cinar, Cozza – Kohler (ab 46. Bachl-Staudinger), Meha (ab 89. Fabian Zittlau), Saccone, Kempny (ab 83. Nico Patschinski) – Mößner, Kraus.
FC 08 Homburg: Richter – Sebastiao, Banouas, Mpassy-Nzoumba, Sonnenberger – Martens, Schwartz (ab 62. Impis), Müller, Wright – Senesie (ab 72. Stelletta), Rasp (ab 66. Di).
Schiedsrichter: Benjamin Brand (Gerolzhofen)
Tore: 1:0 Kraus (12.), 2:0 Saccone (45.), 2:1 Banouas (51./Foulelfmeter), 3:1 Meha (64.).
Zuschauer: 2.542
Gelb-Rote Karte: Sebastiao (Homburg) wegen absichtlichen Handspiels (40.).
Rote Karte: Mpassy-Nzoumba (Homburg) wegen groben Foulspiels (76.).
Fotogalerie:
Die Stimmen zum Spiel
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Alfan-Güthli meint
Sagen wir mal so:Gegenüber den Vorstellungen der letzten Saison wars ziemlich in Ordnung.Das erfreulichste ist
das in dieser Mannschaft ein erkennbar grosses potential steckt das noch garnicht zum tragen kam.
Wenn der Roland Seitz es schafft dieses MEHR noch abzurufen,
spielen wir nächstes Jahr in der dritten Liga.
Rolando-Wir Danken Dir
dreschi2010 meint
weiter eintracht immmer weiter nur von spiel zu spiel und wie zuletzt immer weiter siegen…..
alles für trier für blau schwarz weis
Dabeigewesen meint
Wohin geht der Weg der Eintracht? Bin im Moment etwas sprachlos. Das Spiel gestern war toll. Es wurden wieder Tore aus dem Spiel erziehlt! So kann es weitergehen. Aber das Wort mit dem A nehme ich nicht in den Mund. Das liegt an vorigem Jahr. Da war am Schluß auch ein Wort mit A in aller Munde. Dieses Wort glaube ich müssen wir dieses Jahr nicht fürchten.
Moselmanni meint
Sehr sympatisch Trainer Seitz und der Thommy Kraus ist auch sehr nett. Ich finde wir haben eine tolle Mannschaft. Wenn besseres Wetter gewesen wäre, hätten es mehr Zuschauer gesehen. In Elversberg kann man auch gewinnen!
Und wollt ich auch schon immer mal sagen: die Fotos hier sind immer spitze! Weiter so!
Blubb78 meint
Wieder gewonnen zum 5ten mal in Folge das ist Klasse und um den Klassenerhalt mache ich mir zumindest keine Sorge mehr! Alles andere wird maqn sehen.
Weiter so Eintracht!
Trierer meint
Super gespielt, souverän gewonnen. Wie geht das weiter? Das ist ja schon fast unheimlich…
Trierer Jung meint
2x meckern am Schluss des 2. Absatzes, ansonsten wieder ein Top-Bericht!:)