Von Florian Schlecht
Tempo, Stimmung packende Zweikämpfe: Das Spitzenspiel zwischen Eintracht Trier und der SG Sonnenhof Großaspach bot alles, was das Fußballherz begehrt. Beide Mannschaften lieferten eindrucksvolle Bewerbungsschreiben als ernsthafte Aufstiegskandidaten ab. Mit einem Sieg im Nachholspiel beim SSV Ulm am kommenden Samstag kann Trier sogar vorläufig auf Platz eins klettern.
Die Augen von Rüdiger Rehm leuchteten, der Trainer der SG Sonnenhof Großaspach schien am Freitag nach dem 1:1 im Regionalliga-Spitzenspiel bei Eintracht Trier auf einer Wolke zu schweben. „Ich war eben noch in der Kabine. Und alle waren absolut begeistert. Das Spiel sollte eigentlich Viertliga-Niveau haben, hat aber darüber hinaus noch viel mehr an Tempo und emotionalen Zweikämpfe geboten“, schwärmte er über die Vorstellung.
Da nahm Rehm es auch locker, dass er bei der Pressekonferenz Fragen zu Schlagersängerin Andrea Berg beantworten sollte, die mit Sonnenhof-Gönner und Mario-Gomez-Berater Uli Ferber verheiratet ist. „Was habt ihr denn wirklich mit der zu tun?“, wollte Peter Pries wissen. „Wir haben einige Autogrammkarten im Bus, mehr nicht“, flachste Rehm gut gelaunt. Und auch Roland Seitz war sichtlich angetan von den 90 Minuten auf dem Platz. „Es gibt heute keinen Anlass zur Kritik. Das war ein toller Abend. Die Fans haben eine geile Stimmung geboten, die Mannschaften ein tolles Match.“ Und auch wenn es keiner der Trainer zugab: Die Leistung beider Teams war ein ernsthaftes und akribisches Bewerbungsschreiben dafür, lange im Aufstiegsrennen zur 3. Liga mitzumischen zu können.
Besonders in Trier war das Gipfeltreffen aus mehreren Gründen heraus bemerkenswert. So hat sich die Mannschaft, die in den Wochen zuvor eher auf die Kellerkinder der Regionalliga Südwest traf, auch gegen eine Spitzenmannschaft mindestens auf Augenhöhe behauptet. Damit war nach der ersten Halbzeit nicht zu rechnen, die Großaspach klar diktiert hatte mit aggressivem Pressing und blitzschnellem Umschaltverhalten nach Ballbesitz. Die Tugenden des Gegners mündeten in dem 0:1 durch Sahr Senesie, der nach einem riskanten Pass von Steven Kröner und dem anschließenden Ballverlust von Matthias Cuntz hoffnungslos enteilen konnte. „Wie Sonnenhof spielt, ist einfach gut. Sie waren in der Phase klar dominant“, bekannte Kapitän Fouad Brighache.
An Aufgabe nicht gescheitert, sondern gewachsen
Aber: Die Eintracht ist an dieser Aufgabe nicht gescheitert, sondern vielmehr im Stile eines Spitzenteams gewachsen. Im zweiten Durchgang entfaltete sie ihre spielerischen Talente, baute Druck auf, traf durch Alon Abelski zum Ausgleich. Am Ende waren die Platzherren sogar einen erheblichen Tick näher am Sieg, Sylvano Comvalius hatte kurz vor dem Ende die dicke Chance zum 2:1. „Wir wussten, dass die Spielweise von Großaspach kräftezehrend ist. So haben wir sie weiter beschäftigt und waren uns sicher, dass sie müde werden. Beim Ausgleich haben wir sie sogar mit ihren eigenen Waffen geschlagen, weil wir nach einem Freistoß von ihnen gut gekontert haben. Am Ende waren sie stehend K.O.“, fand Brighache.
Ein Mann, der unbestritten einer der strahlenden Helden des Abends war, hieß dennoch Chris Keilmann. Der Torhüter vereitelte in Eins-gegen-Eins-Situationen gegen Tobias Rühle und Sahr Senesie nervenstark das mögliche 0:2. „Ich bin dafür da, um die Dinger zu halten. Das ist doch mein Job“, gab sich der Keeper mannschaftsdienlich. Weitere Punkte sammelte Keilmann für sich in der Frage, wer zwischen den Pfosten steht, wenn Andreas Lengsfeld nach seinem Innenbandriss wieder ins Training zurückkehrt. Öffentliche Ansprüche sind aber nicht die Sache des Neuzugangs aus Kaiserslautern. „Ich versuche, meine Arbeit gut zu machen. Alles andere entscheidet der Trainer.“
Mit einem Sieg in Ulm winkt Platz eins
Wo Keilmann sich hingegen selbstbewusster äußerte, war die Frage, ob Eintracht Trier jetzt ein Spitzenteam sei. „Wir stehen nicht umsonst vorne dabei. Jetzt haben wir gegen einen Topfavoriten einen Punkt geholt.“ Und auch, wenn Brighache eindringlich betonte, „dass wir auf dem Teppich bleiben“, so gab sich der Kapitän dennoch zuversichtlich. „Die Tabelle lügt nicht. Und den Jungs ist es nicht hoch genug anzurechnen, nach einem 0:1 gegen so einen starken Gegner wieder zurückzukommen.“ Ein Lob gab es ebenso von Rüdiger Rehm, der in seinen Enthusiasmus über das Spitzenspiel ebenso die Vorstellung des Gegners einbezog: „Trier ist eine Top-Mannschaft mit einem überragenden Lauf. Sie sind sehr stabil und ausgewogen besetzt. Sie sind da oben und können da oben bleiben.“
Am kommenden Wochenende winkt sogar die Tabellenführung. Da die Reserve von Mainz 05 bei der SpVgg. Neckarelz mit 1:4 untergegangen ist, kann Eintracht Trier mit einem Sieg im Nachholspiel beim SSV Ulm (Samstag, 14 Uhr) auf Platz eins springen. Erneut wartet für das Team von Roland Seitz dabei aber eine Reifeprüfung. Mit Michael Dingels und Matthias Cuntz haben nämlich zwei Spieler jeweils die fünfte Gelbe Karte gesehen, die an dem anhaltenden Lauf von zehn Partien ohne Niederlage maßgeblich beteiligt waren.
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+++Eintracht in Kürze+++
Fans strömen wieder ins Moselstadion – Der Trend bei den Zuschauerzahlen zeigt bei Eintracht Trier wieder klar nach oben. Nachdem schon beim 2:0-Erfolg gegen Waldhof Mannheim der vereinsinterne Saisonrekord mit 2.628 Besuchern aufgestellt wurde, wurde die Marke im Heimspiel gegen Sonnenhof Großaspach (2.749) bereits wieder überboten. Auch die Atmosphäre begeisterte Trainer und Spieler. „Das war die beste Stimmung in der Saison“, freute sich Chris Keilmann.
Abelski mit Rekord – Mit seinem fünften Saisontreffer, der das 1:1 gegen Sonnenhof Großaspach bedeutete, hat Alon Abelski einen Rekord in seiner Trierer Zeit aufgestellt. Denn mehr als vier Treffer hat der Regisseur noch nie über eine ganze Spielzeit erzielt. Dabei liegen erst elf Partien hinter der Eintracht…
Anton fällt auf unbestimmte Zeit aus – Pech für Christoph Anton: Nachdem der Mittelfeldspieler nach seinem Mittelhandbruch ein zweites Mal operiert werden musste, droht er noch einige Wochen auszufallen. „Einen genauen Zeitpunkt kann ich nicht nennen. Es kann sich aber noch hinziehen“, sagte das Eigengewächs am Freitag.
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