Von Florian Schlecht (Text) und Anna Lena Grasmück (Fotos)
Mit Leistungen wie beim 0:1 gegen die TuS Koblenz droht Eintracht Trier der Abstiegskampf in der Regionalliga. Die Mannschaft und Trainer Roland Seitz müssen ihre Rollen kritisch hinterfragen.
Es gab viel Gesprächsstoff in den Stunden nach dem 0:1 gegen die TuS Koblenz. Im VIP-Zelt saß lange das Trainerteam mit dem Vorstand an einem Tisch, während einige Meter davon entfernt die Spieler mit brummigen Gesichtern saßen und aufgebracht diskutierten. Der freie Fall von Eintracht Trier in der Regionalliga Südwest ist ein Rätsel. Ja, der Traditionsverein von der Mosel hat es sich momentan im Mittelfeld der Tabelle gemütlich gemacht, aber die eingeschlagene Richtung der letzten Wochen ist bedrohlich. In Idar-Oberstein kam die Mannschaft lethargisch aus der Kabine, in Mannheim lieferte sie eine Leistung ohne Konzentration, Biss und Kreativität, das Derby gegen Koblenz verkam dann zum völligen Offenbarungseid. Emotionslos, ideenlos, konzeptlos – Vorstandsmitglied Ernst Wilhelmi verfolgte geschockt auf der Tribüne mit, was sich vor seinen Augen abspielte. „In so einem Spiel muss die Luft brennen, es waren viele Fans im Stadion, es hat geregnet, da war eigentlich Action pur.“ Doch der Film der 90 Minuten entsetzte die Zuschauer. In dieser Verfassung ist die Eintracht eher ein Kandidat für den Abstiegskampf, von hohen Zielen kann sie so ganz schnell Abschied nehmen. „So werden wir kein einziges Spiel mehr gewinnen“, weiß Wilhelmi.
Das Vorstandsmitglied ärgert sich in erster Linie über die Einstellung vieler Spieler. Auch innerhalb des Teams stößt es übel auf, dass nicht alle Akteure wöchentlich an ihre Leistungsgrenze gehen, der Hang zur kritischen Auseinandersetzung mit den eigenen Auftritten fehlt und in manchen Fällen die Selbstüberschätzung ein Problem ist. Am Dienstag soll das Gespräch mit dem Mannschaftsrat gesucht werden. Die Fragen liegen dabei auf der Hand. Was sind die Ansprüche, die sich die Spieler in dieser Saison noch stellen? Woran liegt es, dass das Potenzial nicht regelmäßig abgerufen wird? Was muss sich verändern?
Roland Seitz sind jedenfalls die Hände gebunden, wenn er formschwachen Leistungsträgern einen Denkzettel verpassen will. Dem Trainer fehlen die Alternativen, um hart durchgreifen zu können. So muss sich der Oberpfälzer darauf verlassen, dass die Spieler schnell in die Spur finden und auch ohne Konkurrenzkampf die nötige Eigenmotivation mitbringen. Weitere Neuzugänge für jetzt oder im Winter schloss Ernst Wilhelmi am Samstag im Gespräch mit 5vier aus – die Mittel fehlten, dazu seien späte Nachverpflichtungen nur selten schnelle Verstärkungen gewesen. Ob Seitz die Ansage schmeckt, ist fraglich. Der Trainer machte kein Staatsgeheimnis daraus, nach der Verletzung von Christoph Anton noch einen Offensivspieler für die linke Außenbahn zu suchen und möglichst noch einen Stürmer obendrauf, um im 4-4-2-System mehrere Alternativen zu haben. Es sei schwierig, sagte er vor dem Koblenz-Spiel, eine Konstanz in die Leistungen zu bekommen, wenn bedingt durch die kleine Kadergröße und viele angeschlagene Kräfte „nur 12, 13 Leute im Training zur Verfügung stehen“.
Seitz muss sich kritisch hinterfragen
Doch auch Seitz, im Fanforum des Vereins bereits umstritten, muss sich kritisch hinterfragen und Lösungswege finden. Die Entwicklung in den jüngsten Spielen ist dramatisch. Einen großen Anteil daran trägt ebenso der Trainer, dessen Linie und Konzept nicht erkennbar sind. Gegen Koblenz baute er völlig ohne Not die Viererkette um und veränderte das zuvor erfolgreiche 4-1-4-1-System zu einer Ausrichtung mit zwei Stürmern. Ein Vorhaben, das kolossal scheiterte. Denn die neue Taktik wurde nicht mit Leben gefüllt, beide Angreifer hingen in der Luft und warteten vergeblich auf Zuspiele. Es gab keinen Kombinationsfluss, wenig Bewegung, die Spieler hielten nur statisch ihre Positionen, ohne Überraschungsmomente zu entfachen. Stattdessen probierte es das Team mit langen und ertraglosen Bällen in die Spitze. Wenn die herausragenden Einzelspieler einen schlechten Tag haben, fehlt es an einem Plan B, um einen kompakten Gegner aushebeln zu können. So wie in der letzten Saison. Der Verweis von Seitz, wie schwer es gegen tiefstehende Kontrahenten sei, reicht da als Erklärung nicht aus. Diese Aussagen liefern den Ligarivalen förmlich eine Erklärung auf dem Silbertablett, wie Eintracht Trier zu schlagen ist. Auch der Hinweis auf die ungenutzten Chancen wirkte bei allen Möglichkeiten in der Schlussphase unglücklich, weil die Moselstädter die ersten 70 Minuten komplett verschliefen. Wer dann in den letzten 20 Minuten nicht belohnt wird, darf sich nicht wundern, wenn der Erfolg ausbleibt. Den Worten, daheim wieder eine Macht werden zu wollen, folgten so keinerlei Taten.
Dazu kommen falsche Personalentscheidungen. Andreas Lengsfeld patzte gegen Koblenz wiederholt. Bereits zum Heimspiel gegen Elversberg bahnt sich ein Torwartwechsel an, Stephan Loboué wirkte am Wochenende bei der Rheinlandliga-Reserve mit. Maximilian Watzka ist auf der linken Seite überfordert, Markus Fuchs konnte keine Akzente setzen, Neuzugänge wie Narciso Lubasa deuten sich bei weitem nicht als Verstärkungen an.
Es muss viel passieren, um den freien Fall schnell zu stoppen und nicht in Begegnung mit dem Abstiegsgespenst zu kommen. Das kritische Hinterfragen der eigenen Rolle von allen Beteiligten wäre ein erster Schritt dazu.
+++++Eintracht in Kürze+++++
Fanabend am Dienstag mit Trainern und Spielern – Gelegenheit zur Aussprache mit den Fans gibt es bei einem Fanabend am Dienstag. Um 19.05 Uhr stehen Trainer Roland Seitz, Michael Dingels, Torge Hollmann, Chhunly Pagenburg und Fouad Brighache in den Räumlichkeiten des Fanprojekts (Metternichstraße 38) für Fragen zur Verfügung.
Eintracht wirbt in Innenstadt für Elversberg-Heimspiel – „Eintracht macht stark – Wir für Euch – Ihr für uns!“ Unter diesem Motto startet der SVE eine Kampagne für das Südwestduell gegen den SV Elversberg am Freitag (19 Uhr). Spieler, Trainerteam und Fans der Blau-Schwarz-Weißen werden im Vorfeld der Partie in der Trierer Innenstadt die Werbetrommel rühren, um so noch mehr Zuschauer für einen Besuch im Moselstadion zu gewinnen. Auf dem Kornmarkt wartet der Regionalligist am Donnerstag, 27. September, mit verschiedenen Aktionen auf. Zwischen 12 und 13 Uhr und ab 17.30 Uhr ebenfalls eine Stunde lang wird die Eintracht vor Ort sein.
Billi meint
„Holt den Paul zurück“, habe ich schon immer gesagt. Der ist mit vollem Herz Trierer.
Und Ihr könnt sagen was Ihr wollt, sicher auch der Mann mit der meisten Erfahrung, Ahnung in der Region der jetzt helfen könnte.
Aber Sturrköpfe bleibt Sturrköpfe
Armer Vorstand
Sievo meint
Die jetzigen Kommentare sind schon merkwürdig. Als ich das gleiche schon vor über einem Jahr schrieb, wurde ich fast verprügelt. Aber jetzt habe ich meine Meinung geändert: Herr Seitz wollte einen Vertrag bis 2014 und hat ihn von unserem Vorstand bekommen. Jetzt sollen die beiden das ganze Dilemma bis zuletzt auch selber ausbaden. Wenn die Vorstandschaft jedoch den Trainer rauswirft, dann soll sie die Kosten auch aus eigener Tasche zahlen.
Eintracht meint
Wer ernsthaft noch nicht gemerkt hat, dass RS hinten rum ein anderes Gesicht zeigt als in der Öffentlichkeit, ist selbst Schuld!
treverer meint
Der Mann mit der höchsten Selbstüberschätzung ist der Trainer. Seitz raus!!“
SVE Tom meint
So lange Seitz Trainer ist wird sich nix ändern ! Sobald die neuen Spieler merken wie er tickt geht es abwärts ! Wie in den letzten beiden Jahren auch ! Das bedeutet jede Saison Umbruch !
Nicht die Spieler waren das Problem sondern der Trainer inkl. sein Umfeld !!!
Bleibt Seitz heißt es sehr bald …………gute Nacht SVE !!!!!
fan meint
nach den vorkommnissen mit drescher, kraus, etc, und in der vorherigen saison mit kohler etc, glaube ich, dass der trainer nicht mehr an die jungen leute herankommt, die kennen sich untereinander, die welt ist klein, gerade im bezahlten fußball
kurzum seitz fehlt das pädagogische potential ein team aufzubauen, er hat es “ verkackt“- neue spieler ? ein neuer trainer, dass bräuchte unsere eintracht