So nah können Gefühle beieinander liegen. Die eine Seite feiert die (kleine) Sensation, die andere lässt ihren Frust freien Lauf. Durch eine kämpferische Leistung belohnt sich der Oberligist FSV Salmrohr gegen den ligahöheren SV Eintracht Trier vor offiziell 1.800 Zuschauern selbst. Durch die Tore von Timo Heinz und und Lars Schäfer drehen die Gastgeber einen 0:1 Rückstand und ziehen somit ins Achtelfinale des Rheinlandpokals ein. Spieler und Vorstand müssen sich einiges von den mitgereisten Fans anhören.
Salmrohr. Zum Anpfiff zunächst Erleichterung bei den Gästen, Kapitän Fabian Zittlau kann von Anfang an auflaufen. Zu Beginn zeigen die Männer von Trainer Peter Rubeck, wie sie hier auftreten möchten, früh stören sie den Ballbesitz der Salmrohrer. Doch der erste Aufreger ist kein sportlicher: Matondo Makiadi geht mit seinem Fuß dorthin, wo er nicht hingehört und trifft dabei Ugur Dündar, der stark blutend ausgewechselt werden muss. Die gelbe Karte vom Schiedsrichter ist da das Minimum.
Die Eintracht hat mehr vom Spiel, ein Freistoß von Milorad Pekovic an den Außenpfosten ist nur eine von mehreren Möglichkeiten. Doch die Hausherren verstecken sich keinesfalls, Kontermöglichkeiten ergeben sich regelmäßig, die aber nicht ideal zu Ende gespielt werden. Nach einer halben Stunde sogar die riesige Möglichkeit nach einer Reingabe von Julian Bidon von links, doch Daniel Petersch trifft den Ball nicht voll, sodass das Runde nicht ins Eckige geht.
Dann die Erleichterung auf Trierer Seite in der 40. Minute: Durch einen Kopfball von Torge Hollmann gehen die Moselaner in Führung, die Ecke wurde von seinem Innenverteidigungskollegen Christoph Buchner getreten. Das Spiel war bis zu dem Treffer offen, so gehen die 22 Mann mit dem 0:1 in die Kabinen.
Zu Beginn der zweiten 45 Minuten schickt der Trainer Paul Linz mit Ricardo Couto Pinto und Fabian Helbig zwei junge und frische Offensivkräfte auf den seifigen Rasen, der in vielen Situationen mehr einem Eis- statt Fußballstadion erinnert. Die erste Chance nach Zusammenspiel zwischen Carlier und Boris Becker, doch Torwart Daniel Ternes entschärft per Fuß. Doch auch am anderen Tor hat Julian Bidon alle Möglichkeiten das Tor zu erzielen, doch die fehlende Ballkontrolle verhindert das. Der FSV zu diesem Zeitpunkt die klar bessere Mannschaft.
Salmrohr steigert sich in Halbzeit 2
Rubeck versucht durch die Einwechslung von Ex-Langzeitverletzten Michael Dingels in der 68. Minute Ruhe reinzukriegen. Dem fehlen aber sogar drei Minuten darauf nur wenige Zentimeter nach einem Standard offensiv seinen Stempel aufzudrücken. Nun geht es hin und her, Abseits- beziehungsweise wegen Foul abgepfiffene Tore landen in beide Tornetze, das Ergebnis ändert sich aber vorerst nicht.
Das tut es dann aber in Minute 84 – und wie: Ein Hammer aus fast 35 Metern von Timo Heinz in den Winkel und damit ins Herz der Eintracht. Das Spiel geht letztlich in die Verlängerung.
„Salmrohr war zunächst zu ängstlich, haben sich dann aber gesteigert und verdient gewonnen“ (Karl-Heinz Reisdorf).
Die folgenden 15 Minuten zeigen die Römer endlich ihre dominante Seite, es geht fast nur in eine Richtung. Doch egal ob alleine vorm Tor oder gekonnte Schüsse, der Tormann, die Latte und erneut fehlende Zentimeter verhindern die erneute Gästeführung.
Eine Schnapszahl zur jungen Karnevalszeit wird den Trierern dann zum Verhängnis: In der 111. Minute wird eine Ecke auf den ersten Pfosten nicht konsequent entgegen gegangen, dadurch kommt Kapitän Lars Schäfer mit vollem Tempo als erstes an den Ball und köpft diesen unhaltbar ins Netz. Ausgerechnet Schäfer, der über die gesamte Partie defensiv sehr präsent war, entscheidet das Spiel, denn die letzten Hoffnungen der Blau-Schwarz-Weißen verpuffen jäh. Obwohl alles nach vorne geworfen wird fällt keine Ausgleich mehr, somit entscheidet sich das Spiel zu Freude der Heimfans ohne Elfmeterschießen.
Verdienter Sieg
Karl-Heinz Reisdorf, ehemaliger Drittligaspieler vom FSV und stolzer Torschütze im Eröffnungsspiel des Salmtalstadions 1981 gegen den FC Bayern München sieht den Sieg „seines“ Vereins verdient: „Es war ein Spiel auf Augenhöhe, kein Klassenunterschied zu sehen. Zu Beginn waren wir zu ängstlich, doch wir haben uns gesteigert als wir merkten, dass Trier schlagbar ist. Wir haben mehr investiert.“
Für Eintracht-Coach Rubeck ist die Niederlage natürlich bitter: „Wir haben in der 1. Halbzeit verdient geführt, danach hat sich Salmrohr mehr reingehängt. Wir hätten aber das 2:0 machen müssen, das ist vorne das Problem im Moment. Ich kann nicht sagen, dass die Mannschaft das Spiel nicht angenommen hat. Es hat auch Glück gefehlt. Es tut mir Leid für die Fans und den Verein. Wir müssen vorne das ein oder andere verändern.“
Seinem gegenüber ist die Freude allerdings kaum anzusehen. Sein Statement bestätigt das: „Ich bin natürlich froh, dass wir das Spiel gewonnen haben. Wir waren in der 1. Halbzeit nervös, haben kein Herz und keine Leidenschaft gezeigt. Das haben sie dann in der 2. Halbzeit bewiesen. Ich wollte sehen dass sie richtig fighten, dann wäre auch eine Niederlage nicht tragisch. Aber trotzdem müssen wir auf dem Boden bleiben.“
Einige Fans zeigten offen ihre Verärgerung, teils schon vor Abpfiff der 120 Minuten.
[statistik]
FSV Salmrohr: Ternes – Petersch, Schäfer, Meschak, Braun – Bidon, Bartsch (78. Bauer), Heinz, Hartmann – Ting (46. Helbig), Makiadi (46. Couto Pinto)
Eintracht Trier: Keilmann – Koch, Hollmann, Buchner, Zittlau – Thelen (67. Dingels), Dündar (6. Becker), Pekovic, Anton – Carlier, Albayrak (88. Sasso-Sant)
Tore: 0:1 Hollmann (40.), 1:1 Heinz (82.)
Gelbe Karten: Makiadi – Dingels
Schiedsrichter: Manuel Biesemann
Zuschauer: 1800
[/statistik]
noname meint
Jetzt wird wohl der Etat abermals reduziert. Oberliga ist nur eine Frage der Zeit,leider
Fanal meint
Was für ein Spielverlauf! Die Eintracht zunächst deutlich überlegen – hätte gar nicht gedacht, dass der Klassenunterschied so sichtbar werden würde. Von der Entstehung her glücklicher Ausgleich mit diesem Sonntagsschuss! Wow! Aber in der Verlängerung war Trier dann endgültig eine einzige Enttäuschung: Salmrohrs Stürmer humpelt nur noch, die Innenverteidigung sichtbar angeschlagen! Fast auf der letzten Felge überholen die noch die Eintracht!
zur Eintracht: Jetzt bloß nicht in Aktionismus verfallen! Rubeck ist ein guter Trainer, der gibt alles für den Fußball!
zum FSV: Wäre schön, wenn unsere Region erfolgreich bleibt – diese Jahr müsst Ihr das wohl richten.
Trierer meint
Eine solch desolate Vorstellung einer Eintracht hab ich schon Jahrzehnte nicht mehr gesehen, kein Biss, keine Einstellung, kein Willen und ein Trainer, der hilflos und überfordert ist. Ich glaube wir gehen ganz schweren Zeiten entgegen. Kompliment für den Underdog aus Salmrohr. Jetzt habt ihr die große Chance im nächsten Jahr auf der großen nationalen Fußballbühne zu stehen. Und letztendlich hätte Salmrohr dies nach dem Seuchenjahr mehr als verdient.
schuster manni meint
hallo , wir brauchen nicht drunherrumzureden , salmrohr warheute einfach besser, als trainer fahre ich, das 1zu null in der 87. minute nach hause , ohne wenn und aber, wie in den letzten spielen , war auch hier kein system, leidendchaft ect. erkennbar
Peter Joecken meint
Es ist eigentlich schade, dass aus dem Traditionsverein mit Pokaltradition nunmehr eher eine der 5. Liga entgegenstrebende Legionärstruppe geworden ist. Ich gehe nicht viele Spiele gucken, aber die 4, die ich bisher gesehen habe, waren selbst für mich als Hobbyzuschauer eindeutig: Die Mannschaft hat kein Herz und keinen Sturm und damit kannst du nicht einmal mehr in Liga 4 bestehen. Und auch mir erscheint der Trainer nicht in der Lage, der Mannschaft Leben einzuhauchen. Und das Umfeld stimmt schon lange nicht mehr, wenn man die Kiebitze auf der Tribüne hört… Es gibt für Jahreskarteninhaber noch nicht mal mehr ein Bratwürstchen, ich finde, dass das eine merkwürdige Sparpolitik ist.
Newcomer meint
Verdienter Sieg von Salmrohr, aber was bitte schön hat Paul dazu veranlasst Tinga auszuwechseln, der ein gutes Spiel geboten hat.Dachte eigentlich jetzt kommt „versteckte Kamera“
Gott sei dank ist es ja gut gegangen, aber sicherlich für Tinga nicht nach zu voll ziehen
Schade für ihn, ein sehr guter Spieler, der besseres verdient!!!!!
gerd meint
vorweg, so schwach wie sich die eintracht in der zweiten halbzeit zeigte ist es verfehlt von einer „kleinen Sensation“ zu sprechen,
dann , ganz zu beginn, schwere platzwunde von dündar, wer kam von der salmrohrer seite angelaufen, um sich nach der schwere der verletzung zu erkundigen– paul linz,
bei der eintracht rächt sich immer mehr die krotten schlechte einkaufspolitik, wir haben keinen sturm, kein vernünftigen spielaufbau, keine vision und …es wird jetzt höchste zeit, dass der trainer zeigt was er drauf hat, sein rumgebrülle umd rumgeknie reicht nicht..