Marl. Am 13. April 2018 treffen sich in Marl Fernsehmacher aus ganz Deutschland zur Verleihung des renommierten Grimme-Preises. An der Auswahl der aktuellen Preisträger waren in diesem Jahr zwei Mitglieder der Universität Trier in der Jury beteiligt: Gïti Hatef-Rossa, Dozentin der Medienwissenschaft, als Jurorin in der Kategorie Fiktion, und Annabelle Kreutzer, Studentin der Politik- und Medienwissenschaft, in der Kategorie Information und Kultur.
Der Grimme-Preis wird neben den Bereichen Fiktion, Information und Kultur in zwei weiteren Kategorien verliehen: Unterhaltung sowie Kinder und Jugend. Zur Auswahl der Gewinner setzen sich die Jurys der einzelnen Kategorien für eine Woche zusammen und diskutieren die nominierten Beiträge. Studentin Annabelle Kreutzer war zum ersten Mal als Jurorin dabei. Sie erklärt im Interview, wie sie auch ohne langjährige Berufserfahrung überraschend in der Jury des Grimme-Preises landete und was sie erlebt hat.
Wie kommt eine Studentin aus Trier in die Jury eines der wichtigsten deutschen Fernsehpreise?
Annabelle Kreutzer: Eigentlich ist die Beteiligung von Studierenden in den Jurys nicht unbedingt vorgesehen. Gewöhnlich werden Jurymitglieder direkt vom Grimme-Institut berufen und verfügen in der Regel über ein abgeschlossenes Studium und langjährige Berufserfahrung als Medienwissenschaftler, Fernsehkritiker oder Publizisten. Als Studentin sticht man dementsprechend hervor. Gerade zu Beginn der Jury-Woche war das für mich sehr aufregend.
Nachdem eine Position in der Jury Information und Kultur kurzfristig neu besetzt werden musste, schlug mich meine Dozentin Giti Hatef-Rossa vor, die schon seit einigen Jahren regelmäßig als Jurorin für den Preis tätig ist. Grundlage für ihre Auswahl waren meine Leistungen innerhalb des Seminars. Die Leiterin des Grimme-Preises, Lucia Eskes, ist daran interessiert, die Juryzusammensetzung in Bezug auf Gender und Diversität ausgewogen zu gestalten.
Welche Formate sind Ihnen in der Kategorie Information und Kultur besonders positiv aufgefallen? Und ist Ihr Favorit unter den Preisträgern?
Diese Frage kann ich leider nicht sehr konkret beantworten. Die allermeisten Produktionen, die aus den Nominierungskommissionen heraus zu den Jurys gelangen, sind bereits von herausragender Qualität. Insgesamt stehe ich vollkommen hinter der Auswahl der Jury. Sowohl die Auszeichnungen für die besondere journalistische Leistung als auch die restlichen Würdigungen sind absolut verdient. Unter den Preisträgern selbst kann ich demzufolge eigentlich keine Präferenz mehr angeben. Sie befassen sich allesamt mit unterschiedlichen Themen, die gesellschaftlich relevant sind und die besondere Würdigung verdienen.
Wie sind Sie von der Fachjury aufgenommen worden und wie war die Zusammenarbeit?
In der Fachjury wurde ich sehr freundlich aufgenommen. Alle Juroren haben mir bei Bedarf Hilfestellung gegeben. In den Diskussionsrunden habe ich mich als gleichwertiges Mitglied der Jury gefühlt. Meine Redebeiträge sind wie alle anderen berücksichtigt worden. Die Juryarbeit besteht hauptsächlich aus der Sichtung und Diskussion der nominierten Beiträge im Vorfeld der Preisverleihung. Das dauert eine ganze Woche, vom Vormittag bis zum späten Abend. Das kann bisweilen sehr anstrengend oder gar ermüdend sein. Jedenfalls kann ich sagen, dass die Zusammenarbeit in der Jury sehr gut gelaufen ist und in erster Linie Spaß gemacht hat.
Juryarbeit bedeutet im Rahmen des Grimme-Preises, im Diskurs mit den Kollegen die Qualität herausragender Leistungen auszuloten. Auf welche Inhalte aus dem Studium der Politik- und der Medienwissenschaften konnten Sie bei dieser Aufgabe zurückgreifen? Und welche – möglicherweise ja auch anderen – Perspektiven konnten Sie als Studentin in die Diskussion einbringen?
Ich konnte durch das bisherige Studium Wissen über und Verständnis für Abläufe und Strukturen sowohl innerhalb des politischen als auch des medialen Systems sammeln. Damit fällt es leichter, verschiedene Aspekte von Produktionen zu hinterfragen, Inhalte in einen gesellschaftlichen Kontext zu setzen und zu interpretieren. Womit die Empfehlung von Frau Hatef-Rossa für eben diese Kategorie Information und Kultur auch genau richtig für mich war und ich mich in diesen Themenfeldern sehr gut aufgehoben fühlte. Abschließend bekam ich das Feedback, dass meine Perspektive als die einer jungen Studentin eine wertvolle Ergänzung für den Blickwinkel auf die Qualität der Stoffe dargestellt hat.
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