Am 5. Mai, dem Geburtstag von Karl Marx, fanden acht der vom bekannten Konzeptkünstler Ottmar Hörl gestalteten, rund einen Meter großen Karl-Marx-Statuen ein neues Zuhause. Hörl hatte letztes Jahr eine multiple Installation von 500 Figuren vor der Porta Nigra aufgebaut (5vier berichtete), passend zum 195. Geburtstag von Triers bekanntestem Sohn der Stadt.
Karl Marx hat mit seinen Theorien nicht nur die Sozial- und Geisteswissenschaften nachhaltig beeinflusst, sondern die Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts maßgeblich mit geprägt. So international wie der 1818 in Trier geborene Philosoph und Sozialökonom gedacht hatte, sind auch die neuen Heimatstätten der an ihn erinnernden Kunstwerke, die am Montag übergeben wurden.
12.500 Euro für regionale Kulturförderung
Die Kulturstiftung Trier unterstützte im vergangenen Jahr Hörls Kunstaktion, die Marx’ Geburtsstadt bundesweit auf die Titelseiten der Medien brachte. Hiltrud Zock, bei der Stiftung zuständig für Marketing und Kommunikation, hatte mit dem Künstler eine wirkungsvolle Zusammenarbeit auf den Weg gebracht: Ottmar Hörl und sein Galerist Christoph Maisenbacher spendeten von allen verkauften Kunstwerken 50 Euro. Damit kamen 12.500 Euro zusammen, die in die Förderung kultureller Projekte in Trier floss.
Außerdem erhielt die Bürgerstiftung für alle Städtepartnerschaftsvereine je eine Karl-Marx-Statue, die diese an ihre Kollegen in den Partnerstädten verschenken können. Mit dieser Initiative stützt die Kulturstiftung als Bürgerstiftung das kulturelle Bürgerengagement mit den Partnerstädten. Gleichzeitig werden die Kunstwerke künftig in sieben Ländern auf den 200. Geburtstag von Karl-Marx in 2018 hinweisen.
Harry Thiele, Vorstandsvorsitzender der Kulturstiftung, betonte den gesellschaftspolitischen und historischen Wert der Städtepartnerschaften. „Die Trierer waren besonders dankbar, als ihnen nach den schlimmen Erfahrungen des letzten Krieges von Metzer Seite aus die Hand zur Freundschaft gereicht wurde. Dreißig Jahre später, 1987, waren es die Einwohner der texanischen Stadt Fort Worth, die die Bande nach Trier knüpften.“ Einen besonderen Stellenwert habe die Städtepartnerschaft mit der Goethe- und Schillerstadt Weimar, so Thiele. Vor und nach der Wende von 1989 erlebte und gestaltete Trier in beeindruckender Weise ein Stück deutscher Geschichte mit.
Partnerschaften zwischen den europäischen Gemeinden haben das Ziel, die europäische Idee in der Bevölkerung zu verankern und mit Leben zu erfüllen. Sie sollen das Bewusstsein stärken, Europäer zu sein. Thiele: „Dieses Ziel ist für unsere Stadt aufgrund ihrer geographischen, ihrer europäischen Lage von besonderer Bedeutung.“ In diesem Sinne stehen die Trierer Partnerstädte für gelebte, bürgerschaftliche Kultur. „Verstehen Sie das Überreichen der Kunstwerke bitte auch als unsere ausdrückliche Wertschätzung Ihrer Arbeit,“ so Thiele bei der Übergabe an die anwesenden Repräsentanten der Partnerstädte-Gesellschaften der Städte Ascoli Piceno, Fort Worth, Gloucester, Metz, Nagaoka, ’s-Hertogenbosch, Weimar und Xiamen.
Theo Gimmler, Präsident der Herzogenbusch-Trier Gesellschaft: „Vielen Dank für die gute Idee. So wie wir unsere Marx-Statue von einer Kulturstiftung der Bürger bekommen haben, werden wir die Figur gerne bei unserer nächsten Bürgerreise mitnehmen und dann in Herzogenbusch an die Bürger überreichen.“
„Den Weimarern ist Marx ja aus der Historie heraus nicht fremd,“ erzählt Elisabeth Ruschel, Vorsitzende der Weimar Gesellschaft Trier. „Im Juni werden Bürger unserer Partnerstadt bei uns zu Besuch sein. Sie freuen sich bereits auf dieses Gastgeschenk und nehmen die Karl Marx Statue gerne mit. Er gehört dann zum Empfangskomitee, wenn wir einen Monat später nach Weimar fahren.“
Gereon Kohl, Vorsitzender der Fort Worth Gesellschaft Trier, nach einem herzlichen Dank für die nette Gabe: „Wir werden auf jeden Fall einen Weg finden, ihn über den großen Teich zu bringen, hoffentlich mit einer Bürgerreise im nächsten Jahr. Glücklicherweise ist ein Echtheitszertifikat des Kunstwerks dabei, das dürfte die Einreise erleichtern. Da unsere Partnerstadt Fort Worth eine kunstliebende Stadt ist, werden die Texaner ganz sicher viel Freude daran haben.“
Für die Deutsch-Chinesische Gesellschaft konnte der Vorsitzende Dr. Peter Dietze ein Geheimnis verraten. „Unser Karl Marx ist bereits in Xiamen. Der konnte es nicht abwarten dort hin zu kommen und wirbt in unserer Partnerstadt jetzt schon für den 200. Geburtstag von Karl Marx in 2018.“
Hiltrud Metzen, Generalsekretärin der Ascoli Piceno Gesellschaft, ist mit ihren Vorstandskollegen bereits in der Vorbereitung der nächsten Bürgerreise vom 1. bis 6. August. Das Kunstwerk wird dann bei einem Empfang im Rathaus dem Bürgermeister übergeben.
Ottmar Hörl konnte leider aus beruflichen Gründen kurzfristig doch nicht am Geburtstagsempfang teilnehmen. Ihn vertrat sein Kunstagent Christoph Maisenbacher. Er nahm für beide die Stifterplatten der Kulturstiftung als Dankeschön für ihre großzügige Spende und ihre Kulturförderung entgegen.
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