Von Stephen Weber (Text) und Oliver Maywurm (Fotos)
Die Trierer Fußgängerzone ist seit dem 29. April um ein Kuriosum reicher: Das Kaufhaus Popp sticht seit diesem Tag als ein quietschbunter Farbkleks aus der doch sehr uniformen Geschäftslandschaft der moselstädtischen Einkaufsmeile heraus. 5vier sprach mit Geschäftsführer und Inhaber Ingo Popp.
Betritt man den Laden mit der knallroten Außenfassade in der Neustraße, kommt man als unvorbereiteter Passant aus dem Staunen nicht so schnell wieder heraus und Worte wie „skurill“ schießen einem durch den Kopf. Über zwei Stockwerke erstreckt sich das farbenfrohe Kaufhaus, in dem man „die schöne Dinge des Lebens bekommt, die man eigentlich gar nicht braucht“, bescheinigt Inhaber Ingo Popp.
„Endlich gibt es das auch in Trier“
Das Sortiment im Kaufhaus Popp lässt sich schwer beschreiben – was beabsichtigt ist. So findet man allerlei Gewürze neben metallenen Schatullen, dem gegenüber Tassen im gesamten Spektrum der Farbenlehre, einsortiert unter dekorativen Artikeln, die den Ausdruck Vintage verdient haben. Ob Accessoires für den Hund, feine Ausgehhüte der Herren oder Bettwäsche für Jedermann. Allein ein beobachtender Spaziergang durch das Geschäft gleicht einem Kuriositätenkabinett bei angenehmer Atmosphäre.
Popp umfasst seine Produktpalette wie folgt: „Hier gibt es alles! Von A wie Alkohol bis hin zu Z wie Zwirn. Das einzige Auswahlkriterium ist, dass es mir gefallen muss.“ Er selbst sieht in der Zusammenstellung der Artikel einen Ausdruck seiner eigenen Persönlichkeit. „Ich habe mich mein ganzes Leben nur für die schönen Dinge interessiert und das zu einer Geschäftsidee gemacht.“
Während dem Gespräch mit dem Geschäftsführer betrat eine Kundin den Laden und vermeldete erfreut: „Schau mal, endlich gibt es das auch in Trier. Das kannte ich bisweilen nur aus Berlin.“ Musik in den Ohren von Popp, der sich – wie er selbst bestätigt – an den großen Metropolen Europas orientiert: „Ich war in Paris, Berlin, Kopenhagen, Mailand, Barcelona, habe mich inspirieren lassen und wollte das hierher bringen. Wenn dann jemand zu mir sagte: ‚Ohje, das geht in Trier doch nicht‘, war das erst Recht ein Ansporn für mich, es zu versuchen.“
„Ich empfinde Geiz als unerotisch“
Das Konzept scheint aufzugehen. Die Resonanz auf das Trierer Novum im Einkaufsbereich sei bisher durchweg positiv: „Wenn es so weitergeht, bin ich sehr zufrieden“, strahlt Popp. In Zeiten von amazon.de und ebay.com versucht das Kaufhaus den Tendenzen des anonymen Internetkonsums entgegenzusteuern und „das alte Kaufgefühl bei den Menschen wieder zu erwecken“. Und das abseits des üblichen Mainstreams, der in den Trierer Shopping-Passagen vorherrscht. Aus diesem Grund findet sich – für ein Kaufhaus üblich – für Jedermann in jeder Preiskategorie etwas.
„Ich empfinde Geiz als unerotisch, sage ich als Anlehnung an eine große Werbekampagne. Hier gibt es Artikel für fünf Euro bis hin nach oben offen. Man soll hier reinkommen, sich einfach wohlfühlen und umschauen.“
Damit ist jeder angehalten, dem Kuriositäten-Orchester von Ingo Popp einen Besuch abzustatten. Finden könnt ihr sein Kaufhaus in der Neustraße 22 zu den Zeiten Montag 14 bis 19 Uhr, Dienstag bis Freitag 11 bis 19 Uhr, Samstag 10 bis 18 Uhr und euch selbst von seinem Motto überzeugen, das lautet: „Lieber Trends setzen, als Trends hinterherzulaufen.“
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